Sieben Gründe für eine erfolgreiche EM-Quali

Applaus, Applaus: Teamchef Marcel Koller war von seinen Spielern beeindruckt.
Warum das 5:0 gegen die Nr. 123 der Welt kein Pflichtsieg war, sondern ein weiterer Beleg, dass das Nationalteam auf dem Weg nach Frankreich nur schwer aufzuhalten sein wird.

Das Wort, mit dem Marcel Koller seine Analyse einleitete, verhieß nichts Gutes. "Entschuldigung", krächzte der österreichische Teamchef im Rheinpark von Vaduz kurz vor Mitternacht ins Mikrofon, "entschuldigung, ich bin leider ein bisschen heiser."

Koller hörte sich an, als hätte er die gesamten 90 Minuten an der Outlinie durchgeschrieen und seiner Mannschaft lautstarke Kommandos erteilen müssen. Dabei erlebte der Schweizer im Fürstentum einen der ruhigsten und angenehmsten Abende seiner Amtszeit. In den Worten des Stadionsprechers: "Applaus für unser Liechtensteiner Team, aber gegen dieses übermächtige Österreich war nichts drinnen." Oder wie es der Teamchef formuliert: "Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Das war eine große Leistung."

Ja, der Gegner, den die Österreicher mit 5:0 vorgeführt haben, war doch nur die Nr. 123 der Welt, in der einige Amateure am Ball sind. Aber nein, solche Siege sind trotzdem alles andere als eine Selbstverständlichkeit, wie nicht zuletzt die Statistik beweist. Seit 1951 (8:1 in Belgien) hat Österreichs Nationalteam auswärts nicht mehr so hoch gewonnen. Besser noch: Österreich hat noch kein Qualifikationsspiel so hoch gewonnen.

Das nächste Spiel am Dienstag (20.30 Uhr, Wien) dient Testzwecken. Gegen Bosnien fehlt Veli Kavlak wegen einer Verletzung, Koller berief keinen Spieler nach. Ob Österreich bereits ein großes Team ist, muss sich aber in den verbleibenden fünf Spielen der EM-Qualifikation zeigen.

Eine Spurensuche, warum dieses rot-weiß-rote Nationalteam eine rosige Zukunft vor sich hat und die EM-Teilnahme in Frankreich immer wahrscheinlicher wird.

Das Selbstvertrauen
Nach fünf Spielen ist Österreich Erster. Kapitän Christian Fuchs erklärte klipp und klar: "Wir haben uns eine gute Basis für die Rückrunde geschaffen. Und es ist ein legitimes Ziel, dass wir auch am Ende in der Tabelle ganz oben stehen. Wir haben alles in der Hand, können es selber erledigen."

Die Ernsthaftigkeit
Die Österreicher haben sich nicht auf einen Spaziergang vorbereitet, auf einen lockeren Pflichtsieg. Fuchs: "Wir haben von Anfang bis Ende gespielt, als ob der Gegner nicht Liechtenstein ist, sondern Russland."

Die Führung
Von der anfänglichen Kritik am Schweizer ist nichts mehr übrig. Seit November 2011 geht er unbeirrt seinen Weg. Fuchs: "Man sieht, dass wir immer besser in Offensive und Defensive umsetzen, was er will."

Der Teamgeist
Auf dem Platz lässt keiner den anderen hängen, Freundschaften sind entstanden. Junuzovic: "Da opfert man sich gerne auf." Dragovic: "Jeder freut sich für den anderen. Wir haben viel Spaß miteinander. Das merkt man auf und neben dem Platz."

Die Erfahrung
Die Spieler können mit Drucksituationen umgehen – ohne Übereifer oder Sturmlauf ins Verderben. Sie alle spielen in guten Ligen, was den Respekt untereinander steigert. Niemand muss dem anderen erklären, wie Fußball funktioniert.

Die Unberechenbarkeit
Die Schweden haben Zlatan Ibrahimovic. Und Österreich? Ein Team braucht keinen Goalgetter, wenn es in der Offensive so flexibel wie Österreich am Freitag agiert. Beim 5:0 gegen Liechtenstein jubelten fünf verschiedene Torschützen.

Die Bodenhaftung
Nicht ausruhen auf den Lorbeeren, weitermachen. Zlatko Junuzovic: "Wir müssen uns immer wieder bestätigen. Das ist wie im Bundesliga-Alltag."

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