Männer bei der Handarbeit

Heinz Lindner und Jan Novota
Die Derby-Torhüter Heinz Lindner und Jan Novota im Doppel-Interview.

Sie stehen im Fokus, im Mittelpunkt und im Tor. Hier Heinz Lindner bei der Austria, dort Jan Novota bei Rapid. Die zwei unumstrittenen Torhüter könnten für ihren Verein im 309. Wiener Derby (15 Uhr, live ORF 2, Sky Sport Austria) den Ausschlag geben.

Das Vorspiel zum Derby war leider wieder einmal beschämend. Wie lautet Ihre Meinung dazu?

Heinz Lindner: Ganz ehrlich, mir fehlen die Worte. Wir wollen auf dem Platz fair gewinnen. Solche Aktionen haben mit Fußball nichts zu tun.

Jan Novota: Das ist unfassbar. Wirkliche Rapid-Fans sind jene, die auf der Tribüne Stimmung machen. Menschen, die so etwas machen, sind keine Fans.

Zum Sportlichen: Wird ein Tormann das Derby entscheiden?

Novota: Ein Goalie ist immer ein großer Faktor in einem Spiel. Aber es kommt auf die ganze Mannschaft an.

Lindner: Es ist sicher von Vorteil, wenn der Tormann einen guten Tag erwischt in einem so wichtigen Spiel. Einer allein kann’s aber sicher nicht richten.

Ist es aufgrund der Tabellen-Konstellation noch brisanter als ohnehin in einem Derby?

Lindner: Ich denke schon. Es ist entscheidend im Kampf um die Plätze zwei und drei. Gewinnt Rapid, dann haben sie einen sehr wertvollen Schritt in Richtung Europa gemacht. Aber das wollen wir freilich verhindern.

Könnten diesmal beide Teams mit einem Remis gut leben?

Novota: Ein Remis ist nie in Ordnung für einen Fußballer.

Lindner: Niemand geht in ein Derby und gibt sich mit einem Remis zufrieden.

Warum liegt Rapid derzeit vor der Austria?

Lindner: Weil wir während der Champions League Probleme hatten, in der Liga die Leistungen auf den Platz zu bringen. Die Punkte fehlen uns.

Für Heinz Lindner ist ein Auslandstransfer ein Thema. Herr Novota, aus Ihrer eigenen Erfahrung: Welche Bedeutung hat dabei die fremde Sprache?

Novota: Die Sprache ist sehr wichtig. Wenn du schneller lernst, bist du auch früher gut integriert.

Lindner: Jan, konntest du schon Deutsch, als du nach Österreich gekommen bist?

Novota: Nein, das hab ich hier ab 2011 gelernt, das erste Jahr mit einer Lehrerin.

Lindner: Unglaublich, wie gut du sprichst. Er imponiert mir wirklich. Wenn du nichts verstehst, sitzt du in einer Mannschaft nur teilnahmslos herum. Egal, ob ich einmal nach Spanien kann oder woanders hin – die Sprache muss ich schnell lernen, auch um mich wohler zu fühlen.

Novota: Ich hab noch einen Tipp für dich: Nimm deine Freundin mit. Als ich in Griechenland war, blieb meine Frau schwanger in der Slowakei. Ich war dann nur körperlich in Griechenland, mit dem Kopf aber zu Hause.

Herr Lindner, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie kommende Saison noch für die Austria spielen?

Lindner: Das kann ich in Prozenten nicht wiedergeben. Es gab im Winter ein konkretes Angebot, das wurde aber nichts. Gespräche, wie sie aktuell stattfinden, haben mich nicht zu interessieren, sonst werde ich abgelenkt. Falls bis zum Sommer kein Angebot kommt, ist es kein Problem, weil ich gerne bei der Austria bin. Ich habe dem Verein viel zu verdanken.

Sie sind sieben Jahre älter als Heinz Lindner. Auf welchem Niveau waren Sie mit 23?

Novota: Heinz ist sicher weiter, als ich es damals war. Ich war bei einem kleinen Verein in der Slowakei, hatte noch kaum spezielles Torwarttraining und war viel zu wild. Das meiste habe ich hier bei Rapid gelernt.

Hat Jan Novota Vorteile als Tormann, weil er elf Zentimeter größer ist als Sie?

Lindner: Alleine die Größe macht keinen Unterschied, weil es auf das Timing ankommt. Jan, wie groß bist du?

Novota: Überall steht 1,99 Meter. Aber eigentlich sind es nur 1,97 Meter.

Lindner: Das ist immer noch sehr groß. Dafür ist er sehr flink. Man kann aber auch mit 1,82 Meter wie Jan Sommer von Basel jede Flanke haben. Der springt wie ein Frosch.

Novota: Kleinere und leichtere Goalies haben andere Vorteile. Ich kann verraten, dass ich 104 Kilo wiege und nicht 97, wie angegeben wird.

Lindner: Ich habe 82 Kilo. Mit zehn Kilo mehr würde ich an Wendigkeit verlieren. Mit zehn weniger verbläst mich bei Flanken der Wind. Aber bei mir gibt es Potenzial beim Oberkörpertraining. Da muss ich sicher Muskelmasse aufbauen.

Novota: Heinz fliegt schön. Bei mir macht es beim Aufkommen "Patsch" (klatscht sich auf den Oberschenkel).

Sie verstehen sich offensichtlich gut. Ist so ein Interview nur ein Teil der Arbeit als Profi, oder macht das auch Spaß?

Novota: Ich habe kein Problem mit Journalisten, suche aber nie die Nähe der Medien. Ich lese auch kaum Zeitungen, das überlasse ich den Jüngeren bei uns im Team.

Lindner: Ohne Medien gäbe es keine Berichterstattung. Durch die Berichte steigt das Interesse, dann kommen die Leute ins Stadion. Und dann nutze ich über Facebook noch die Chance, selbst mitzuteilen, was mir wichtig ist.

Wollen Sie mit der Facebook-Seite Imagepflege betreiben?

Lindner: Nein, aber wenn es die Technik erlaubt, von überall zu berichten, nutze ich das auch. Nur muss man überlegen, was man postet.

Novota: Heinz hat recht. Ich bin halt ein anderer Typ.

Der Oberösterreicher wurde am 17. Juli 1990 in Linz geboren. Mit 14 wechselte Lindner in die AKA Austria.

Sein Profidebüt feierte er am 13. 2. 2010. Mittlerweile hat der Meister 2013 und sechsfache Teamspieler 129 Pflichtspiele für die Wiener absolviert.

Der Slowake wurde am 29. November 1983 in Matúškovo geboren. 2007 debütierte er für Senec in der slowakischen Liga.

Über Panserraikos (Grie) und Streda kam er 2011 zu Rapid. Bisher hat der 30-Jährige 45 Spiele für die Wiener absolviert.

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