Die Fußball-Übermacht aus der Motorhaube

Nur ein Vorbote: Der Sieg von Wolfsburg im deutschen Supercup gegen die Bayern soll erst der Anfang gewesen sein. VW will mit den Norddeutschen Grenzen sprengen.
Volkswagen investiert im dreistelligen Euro-Millionenbereich pro Jahr. Wolfsburg ist der größte Profiteur.

Die deutschen Fußballfans kommen ziemlich in Rage, wenn RB Leipzig kommt. Dort hat Red Bull das Sagen. Oder sie giften gegen Hoffenheim, weil dort SAP-Chef Hopp viel Geld investiert. Geldgeber sollen keinen Einfluss auf den Verein haben – so wollen es die Fans, so steht es in der 50+1-Regel der Deutschen Fußball-Liga. Sie besagt, dass der Verein die Stimmenmehrheit haben soll. Mit Stuttgart, Darmstadt, Schalke und Mainz gibt es aber nur noch vier Mitgliedervereine unter den 16 Klubs der Bundesliga. Der Rest hat den Profibereich in Kapitalgesellschaften ausgegliedert. Oder sie sind Werksklubs wie Leverkusen und Wolfsburg.

Bei Wolfsburg hat der Volkswagen-Konzern zu 100 Prozent das Sagen. VW ist aber auch noch bei den Bayern und Ingolstadt beteiligt. Aber dagegen gibt es keine Fan-Proteste. Kein anderer Konzern pumpt so viel Geld in das Sponsoring wie Volkswagen. Der Autohersteller engagiert sich bei 16 Erst- und Zweitligisten mit seinen diversen Marken als Sponsor.

Glühender Fan

VW-Chef Martin Winterkorn ist nicht nur Geschäftsmann, sondern auch glühender Fußball-Fan. In seiner Jugend stand er beim TSV Münchingen in der Nähe von Stuttgart im Tor. Die große Karriere machte er jedoch als Manager. Und er hat dem Handelsblatt einmal gesagt, er halte die Beteiligung an Fußball-Klubs für ein "sehr profitables Geschäftsmodell". Nicht nur in Deutschland. Deshalb ist eine VW-Tochter Sponsor von Atlético Madrid, deswegen fuhren und fahren Stars von Real Madrid und dem FC Barcelona mit Audis zum Training.

Winterkorn sorgt nicht nur für die Finanzierung von Wolfsburg, sondern sitzt auch im Aufsichtsrat von Bayern München. Audi ist mit 8,33 Prozent am deutschen Rekordmeister beteiligt. Die Audi-Tochter Quattro GmbH hält 19,94 Prozent der Anteile von Aufsteiger Ingolstadt.

Wie viel Geld in den Fußball fließt, darüber wird geschwiegen. Im dreistelligen Millionenbereich sollen die Investments pro Jahr liegen. Kolportierte 95 Millionen Euro zahlt der zweitgrößte Autohersteller der Welt pro Saison für die Wolfsburger Profis. Für 90 Millionen Euro kaufte sich die VW-Tochter Audi einst bei Bayern ein.

Das Großsponsoring war allerdings nicht unumstritten: Der jüngst zurückgetretene Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch soll kein Freund des Investments gewesen sein. Er machte Winterkorn Vorwürfe – das berichteten jedenfalls interne Quellen.

Im März hatte die Liga beschlossen, Mehrfachbeteiligungen auf drei Klubs zu beschränken, von denen bei nur einem mehr als zehn Prozent der Anteile gehalten werden dürfen. Volkswagen aber wurde von der Regelung ausdrücklich ausgenommen. Das Unternehmen genieße "Bestandsschutz", erklärte die DFL.

Gesprengte Grenzen

Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke sieht nach den mächtigen Bayern nun ein zweites Problem für die Konkurrenz: "Dass mit Wolfsburg ein Klub da ist, der über unendliche Ressourcen verfügt. Was mich auch nicht weiter verwundert, denn das hab’ ich immer schon gesagt: Wenn VW das richtig ernst nimmt, und das scheint ja jetzt der Fall zu sein, werden alle Grenzen gesprengt."

16 Klubs aus Liga 1 und 2: Hertha BSC (Audi), Werder Bremen (VW), Hamburger SV (MAN), Hannover 96 (VW Nutzfahrzeuge), TSG Hoffenheim (Audi), Mönchengladbach (Audi), Bayern München (Audi), Schalke 04 (VW), VfL Wolfsburg (VW), Eintracht Braunschweig (Seat/VW Financial Services), Greuther Fürth (VW), Ingolstadt (Audi), Kaiserslautern (MAN), RB Leipzig (VW), 1860 München (VW), Nürnberg (Audi).

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