Viel Arbeit für Österreichs Kicker

Gestatten, Fuchs: Österreich setzte sich im finalen Länderspiel des Jahres gegen die USA durch.
Was Marcel Koller und das Nationalteam bis zur EM-Qualifikation verbessern müssen.

Kurz leuchteten die Augen von Marcel Koller, als er von Weihnachten sprach. Denn im Packerl unter dem Christbaum befindet sich ein Sieg über die USA. „Weihnachten mit einem Erfolg zu feiern, ist immer schön. Immerhin ist es jetzt eine lange Zeit bis zum nächsten Spiel im März.“

Dazwischen fiebert er der Auslosung zur EM-Qualifikation im Februar entgegen und hofft, dass Österreich in Topf drei eingestuft wird. „Auch deshalb war der Sieg gegen den WM-Starter USA wichtig. Ich sage den Spielern immer wieder, dass das künftig helfen kann.“

Es folgen im Jahr 2014 drei Testländerspiele im März, Mai und Juni, ehe im September der Ernstfall angepfiffen wird und Marcel Koller mit seinen Schützlingen das Unternehmen Frankreich 2016 in Angriff nimmt. Spätestens dann muss das Team weitere Schritte in der Entwicklung erledigt haben. Und der Teamchef vielleicht personelle Alternativen gefunden haben, um Verletzungen oder Formschwächen mancher Kandidaten kompensieren zu können.

Frische Kräfte

Die Debütanten Hinteregger und Hinterseer haben den Koller’schen Erwartungen gegen die USA entsprochen und sich für weitere Aufgaben empfohlen: „Ihre Leistungen waren absolut zufrieden stellend.“ Hinterseer hatte in der ersten Hälfte gute Aktionen in der Offensive, Hinteregger absolvierte ein unaufgeregtes Debüt in der Innenverteidigung. Auch die eingewechselten Zulechner und Wimmer werden weiterhin auf dem Radar des Teamchefs aufscheinen.

Viel Arbeit für Österreichs Kicker
19.11.2013 Fussball , Wien , Ernst Happel Stadion Oesterreich - USA FAns , MArcel Koller. Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Im Jahr 2013 habe man im Nationalteam laut Koller viel gelacht und „einmal fest geweint nach dem Schweden-Spiel“. Dort verlor man das Spiel und auch die Chance auf eine WM-Teilnahme. Der Schweizer hebt aber die positiven Dinge des Jahres hervor: „Wir haben uns als Team weiterentwickelt. Die Spieler haben gespürt, dass sie auf diesem Niveau Fußball spielen können und es auch auf dem Platz umsetzen können. Diese Überzeugung ist gewachsen.“ Und die wird es auch künftig brauchen, will man endlich an einem Turnier teilnehmen.

Instinkte

In den Spielen gegen die unmittelbaren Konkurrenten wie Schweden und Irland befand man sich meist auf Augenhöhe. Vor allem das 2:2 in Irland machte Mut, weil man sich im Finish ins Spiel zurückgekämpft hat. „Die Mannschaft hat gesehen, dass sie ein Spiel wieder drehen kann. Das 2:2 hat einen Instinkt bei den Spielern geweckt“, ist Koller überzeugt.

Bei all den positiven Argumenten darf aber nicht vergessen werden, dass Österreich an der WM 2014 in Brasilien nicht teilnimmt. Es fehlt eben noch an Dingen, die für den Erfolg auf internationaler Bühne vonnöten sind.

Die Chancenauswertung wäre da so eine Kleinigkeit. Österreichs Kicker nützten zu wenige Möglichkeiten für Tore und vergaben viel zu viele „Sitzer“.

Das liegt zwar nicht an den Angreifern allein, dennoch ist es symptomatisch, dass Marc Janko trotz fehlender Spielpraxis die Nummer eins im Angriff ist. Er hat zuletzt eindrucksvoll bewiesen, dass auf ihn Verlass ist, sobald man auf internationalem Niveau bestehen muss. Die Alternativen zu ihm sind überschaubar: „Wir kennen alle Kandidaten, die über einen österreichischen Pass verfügen“, gesteht Koller.

Hosiner und Weimann haben ihre Chancen nicht wirklich genutzt, Arnautovic und Harnik an vorderster Front wären eher Verlegenheitsvarianten. Es fehlt neben Janko ein Stürmer, der in der Lage ist, während einer kompletten Qualifikation für fünf bis zehn Tore zu garantieren.

Fernweh

Wer an einer Endrunde teilnehmen möchte, sollte auch in der Ferne entscheidend punkten können. Diese Auswärtsschwäche gilt es zu beseitigen, daher wünscht sich Koller von den drei Spielen zumindest eines in einem anderen Land. „Wobei wir in der vergangenen Quali nicht so klar in den Auswärtsspielen gescheitert sind.“ Ein Remis in Irland und Niederlagen in Schweden und Deutschland sind zwar vertretbar, ein Unentschieden in Kasachstan jedoch nicht.

Das Fundament ist jedenfalls gelegt. Ab sofort wird jener Hund bekämpft, der bekanntlich im Detail liegt.

KURIER-Noten für die Teamspieler:

Ein Fußball-Leckerbissen schmeckt sicherlich besser als das 1:0 gegen die USA. Aber den Konsum des Testspiels versüßte, dass der bittere Nachgeschmack in Form eines Gegentors erspart blieb. Mit viel Einsatz, guten Reaktionen des Tormanns und Glück wurde der Vorsprung über die Zeit gebracht.

Teamchef Marcel Koller nutzte das erste Spiel nach seiner Vertragsverlängerung als Zeichen für Neustart, Jugend und für die österreichische Bundesliga.

Neustart: Vier Spieler durften debütieren, in den 18 Partien unter Koller davor waren es insgesamt sieben gewesen.

Jugend: Vier Spieler der Startelf wurden in den 90er-Jahren geboren, zwei weitere dieser Generation kamen ins Spiel. Die Innenverteidigung hatte einen Altersdurchschnitt von 21,5 Jahren.

Bundesliga: Drei Spieler durften beginnen, insgesamt hat Koller sechs eingesetzt, so viele wie in keinem anderen seiner 19 Spiele.

Aber ein Blick auf die Play-offs zeigt, was Österreich fehlt: Nicht die Kicker aus der heimischen Liga, sondern die internationalen Topstars, die Spiele aufgrund ihrer Klasse und Position im Alleingang entscheiden können. Alle sechs Tore in den zwei Partien zwischen Schweden und Portugal schossen Ronaldo und Ibrahimovic.

Österreichs Topstar spielt bei seinem Verein Linksverteidiger und kommt im Team aus der Etappe. Trotzdem hat David Alaba mit seinen Treffern Österreich lange im WM-Rennen gehalten.

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