USA: "MIt den Besten messen"

Terence Boyd , James Holland
James Holland und Terrence Boyd könnten Australien, die USA und Österreich vertreten.

Sprechen Sie Englisch. So lautete das Motto am Fluss, als Rapids Terrence Boyd und Austrias James Holland zum verbalen Doppelpass mit Blickrichtung auf die WM erschienen. Beide kamen vom Training, waren redselig und entspannt. Und beide sind gespannt, ob sie tatsächlich die Bühne WM in Brasilien betreten dürfen. Holland für Australien, Boyd für die USA.

KURIER: Die Liga ist fast zu Ende, die WM-Vorbereitung wird angepfiffen. Wie sieht für Sie beide der Countdown zur WM aus?

James Holland: Ab dem 15. Mai haben wir ein Trainingslager in Sydney. Alle Spieler, die die ganze Saison bestritten haben, bekommen noch ein paar Tage frei. Ich fliege nach London und von dort nach Australien. In Sydney bleiben wir zwei Wochen und haben ein Länderspiel. Dann wird der Kader auf 27 Mann reduziert, die nach Brasilien fliegen. Und am 2. Juni gibt der Trainer die 23 Auserwählten bekannt.

Terrence Boyd: Wie? Der Kader wird bei euch gleich zwei Mal reduziert?

Holland: Ja, bis knapp vor WM-Beginn kann man noch auf mögliche Verletzungen reagieren. 2010 war ich einer der Zusatzspieler und bin dann knapp vor der WM heimgeflogen.

Boyd: Unser 30-Mann-Kader wird am Montag bekannt gegeben, danach haben wir ein Trainingscamp in Stanford. Ich denke schon, dass ich da dabei sein werde.

Sie beide haben meistens lange Reisen zu den Länderspielen. Fliegen Sie da Businessclass?

Boyd: Ja, jedes Mal.

Wie gehen Sie eigentlich mit dem Jetlag um?

Holland: Mich beeinträchtigt der Jetlag gar nicht.

Boyd: Mir geht es ähnlich. Man gewöhnt sich daran. In erster Linie ist es, wenn überhaupt, ein mentales Problem. Ab und zu wirst du müde im Kopf durch die Fliegerei.

Haben Sie eine Miles-&-More-Karte? Wissen Sie, wie viele Meilen Sie gesammelt haben im vergangenen Jahr?

Holland: Keine Ahnung, es werden schon einige sein. Ich glaube, da gehen sich mittlerweile ein paar private Gratis-Flüge aus (lacht).

Boyd: Das sollte sich bei mir auch ausgehen.

Wie schätzen Sie Ihre Chance in Prozenten ein, im 23-Mann-Kader zu stehen?

Holland: Es schaut nicht schlecht aus für mich. Ich habe bei der Austria regelmäßig gespielt, war bei den Länderspielen dabei. Aber dennoch muss ich den neuen Teamchef im Training jetzt überzeugen. Wie viel Prozent würden Sie mir geben?

Wie viel hätten Sie gern?

Holland: 110 Prozent.

Boyd: Also bei mir ist es anders, ich kämpfe mit zwei anderen Stürmern um einen Platz. Ich würde mir rund 30 Prozent geben, weil zwei andere noch da sind.

Holland: Du setzt dich durch!

Was passt zu Brasilien?

Holland: Komm, Terrence, sag’ es doch einfach.

Boyd: Du meinst die Girls? Ja klar, schöne Frauen gibt’s.

Holland: Und Brasilien ist die Heimat des Fußballs. Daher wird das ein tolles Fest.

Waren Sie schon einmal dort?

Holland: Ja, ich habe gegen Brasilien gespielt und 0:6 in Brasilia verloren.

Was wäre die Alternative, wenn Sie nicht nominiert werden?

Boyd: Ich glaube, ich würde einige Freunde in Bremen und Hamburg besuchen.
Holland: Ganz ehrlich? Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Mir würde schon etwas einfallen.

Wie schlimm war das für Sie 2010, so kurz vor der WM aussortiert zu werden?

Holland: Ich bin auf Urlaub geflogen, um abzuschalten, habe mir kein Spiel im Fernsehen angesehen. Das habe ich gebraucht, und danach ist es mir besser gegangen.

Welche Vorurteile kennen Sie zwischen den Australiern und den US-Amerikanern?

Boyd: Niemand hat mit Australiern Probleme. Sie sind lustig, können viel trinken.

Holland: Mein Vater ist Amerikaner, ich muss also aufpassen, was ich sage, denn ich bin ein halber Amerikaner. Sie sind positive Menschen.

Ist die WM als große Bühne für die Karriere in Ihrem Kopf?

Holland: Natürlich. Terrence und ich sind beide sehr ehrgeizige Menschen. Eine größere Bühne als die Endrunde gibt es nicht, da will man sich präsentieren.

Boyd: Es wäre eine große Ehre, sich mit den Allerbesten messen zu dürfen.

Holland: An einem Tag kann die WM dein Leben ändern. Eine tolle Leistung oder ein feines Tor und du wirst als Superstar gehandelt ...

Boyd: ... oder du landest weltweit bei den Hoppalas im TV, weil du eine hundertprozentige Chance vergibst.

Spielen die USA und Australien in den Gruppen den Underdog?

Holland: Auf jeden Fall. Bei uns gibt es sogar drei starke Teams. Chile ist für mich noch besser als die Niederlande.

Boyd: Bei uns gibt es mit Deutschland und Portugal zwei klare Favoriten.

Wer wird Weltmeister?

Boyd: Meine Favoriten sind Deutschland und Brasilien. Belgien würde ich dabei aber nicht vergessen.

Holland: Genau, die Belgier könnten die große Überraschung werden.

Wenn es in Brasilien Fragen zur Stadt gibt, in der Sie spielen – wie lautet die Antwort?

Boyd: Wien ist eine wunderbare Stadt, die Fankultur ist auch sensationell. Und die Journalisten sind die besten der Welt (lacht).

Holland: Wien ist eine der besten Städte in Europa. Sydney ist einzigartig, da bin ich aufgewachsen, aber wir können uns glücklich schätzen, in Wien einen Klub zu haben.

Angenommen, Sie spielen in Brasilien: Wie schwer ist es, nur mit einem kurzen Urlaub in die Saison zu starten?

Holland: Auch wenn es knapp wird, ist eine Pause wichtig, um den Kopf frei zu kriegen.

Terrence, Ihr Trainer befürchtet, dass Sie nach einem WM-Tor gar nicht zurückkommen, weil Sie ein größerer Klub kauft.

Boyd: Zuerst muss ich einmal spielen. Aber wenn es wirklich so weit kommen sollte, dann wird es für alle passen. Für Rapid wirtschaftlich und ich würde eine außergewöhnliche Chance kriegen.

Geboren am 15. Februar 1991 in Bremen

Klubs: Hertha BSC U 19 (17 Spiele/2 Tore), Hertha BSC II (44/15), Dortmund II (32/20), Rapid Wien (79/36)

USA: 9 Länderspiele, kein Tor. Debüt am 29. Februar 2012 beim 1:0 gegen Italien.

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