Deutsche Liga: Ende von Samstag, 15:30?

Steht der deutsche Fußball vor einer TV-Revolution?
Wie der neue Mega-TV-Deal der Premier League zu drastischen Reformen in Deutschland führen könnte.

Die Meldung über das Ausmaß des neuen TV-Vertrages der Premier League sorgte in Fußballdeutschland für helle Aufregung. Die ohnehin bestbezahlte Liga der Welt schloss mit den Pay-TV Stationen wie SKY oder BT einen 6,9 Milliarden Euro schweren Dreijahresvertrag ab. Ein neuer Rekordwert, selbst für englische Verhältnisse.

Die deutsche Bundesliga, in vielen Belangen Vorbild für Profiligen auf der ganzen Welt, hinkt in Sachen TV-Vermarktung des Produkts „Bundesliga“ weit hinterher. In der kommenden Spielzeit 2016/17 werden die Vereine der ersten deutschen Spielklasse insgesamt 835 Millionen Euro lukrieren, also deutlich weniger als die Klubs der ersten Liga Englands.

Cardiff verdient mehr als die Bayern

Um das Ganze noch zu untermauern, ein Beispiel: der Absteiger der letztjährigen Saison in England der FC Cardiff nahm insgesamt 74,5 Millionen Euro an Fernsehgeldern ein, der FC Bayern gerade mal 37,6 Millionen. Spitzenreiter in England war in dieser Disziplin der FC Liverpool mit 117 Millionen Euro an TV-Einnahmen. In Spanien verdienen Real und Barca mit jeweils 140 Millionen Euro jährlich ebenfalls weit mehr als die Spitzenteams der Bundesliga. Juventus erhält in Italien immerhin 94 Millionen Euro. Es herrscht also Nachholbedarf in Deutschland.

Leverkusens Sportchef Rudi Völler könnte sich ein Montagsspiel, wie es in England üblich ist, vorstellen. Max Eberl, Manager von Borussia Mönchengladbach regte an - um den Anschluss an die Premier League in Sachen TV-Vermarktung nicht zu verpassen - über die in Deutschland so geliebte Anstoßzeit von Samstag, 15:30 Uhr nachzudenken.

Wolfsburgs Manager Allofs weist auf das noch zu erschließende Potential auf dem PAY-TV-Markt hin: „Es darf kein Tabuthema geben. England hat weniger Einwohner als Deutschland, aber deutlich mehr Pay-TV-Kunden. Es wäre schön, wenn sich auch hier mehr Menschen dazu entschließen könnten.“

Fans auf dem Abstellgleis

Werder Bremens Manager Eichin warnt davor sich auf ein Wettrüsten mit den Engländern einzulassen und dabei auf die Anliegen der Anhänger zu vergessen: „Wir müssen aufpassen dass wir uns nicht verzocken. Wir wissen, dass der ein oder andere Fan mit der Dehnung des Spieltages nicht glücklich ist. Geld ist nie alles.“

Die Deutsche Bundesliga könnte vor einer Revolution in Sachen TV-Vermarktung nach englischem Vorbild stehen. Es bleibt nur zu hoffen, dass man dabei nicht auf die Hauptpersonen vergisst, die Fans. Die spielen in der Premier League seit langer Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle.

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