Fußball-Legende Di Stéfano ist tot

Mit dem 88-Jährigen verliert Real Madrid den Dirigenten des Weißen Balletts.

Es war der 7. Juni 1967: 130.000 Zuschauer hatten sich im Estadio Bernabéu eingefunden, um dem Größten die Ehre zu erweisen, der jemals das legendäre weiße Trikot von Real Madrid getragen hat: Mit fast 41 Jahren beendete Alfredo Di Stéfano seine erfolgreiche Laufbahn als Fußballer in einem Abschiedsspiel gegen Celtic.

Am Montag, kurz nach 17 Uhr, ist Di Stéfano verstorben. Nach einem Herzinfarkt war er am Samstag, dem Tag nach seinem 88. Geburtstag in ein Madrider Krankenhaus eingeliefert worden. Der Real- und UEFA-Ehrenpräsident hatte seit 2004 hatte er einen Herzschrittmacher getragen.

Elf Jahre spielte Di Stéfano für die Königlichen. Es war die erfolgreichste Ära des erfolgreichsten Klubs der Welt. Der Argentinier war 1953 nach Europa gekommen. Neben Real wollte ihn aber auch Barcelona verpflichten. Es kam zum Streit. Spaniens Verband sprach ein kurioses Urteil, Di Stéfano sollte eine Saison für Real und dann eine für Barça spielen.

Damit konnte sich Santiago Bernabéu nicht anfreunden. Es wird sich erzählt, dass der Reals Klubboss einen Plan ausheckte. Di Stéfano sollte absichtlich schlecht spielen, um das Interesse des Konkurrenten erlahmen zu lassen.

Dem war auch so: Real besaß nun den ersten Spieler, der, wie die Süddeutsche Zeitung einst schieb, den Fußball zum globalen Medienereignis gemacht hat, obwohl es noch keine Satellitenübertragungen gegeben hat.

Gleich in seinem ersten Spiel bewies der Stürmer seine Klasse. Vier Tore erzielte Di Stéfano bei einem 5:0 gegen Barcelona. Dem nicht genug: In seiner ersten Saison wurde er Torschützenkönig und führte Real zum ersten Meistertitel nach einer 21-jährigen Durststrecke. Sieben weitere sollten bis zu seinem Abgang 1964 folgen.

Rund um Di Stéfano baute Bernabéu ein Team auf, das in den folgenden zehn Jahren zum erfolgreichsten Klubteam der Geschichte werden sollte. Der Stürmer war der Solotänzer des Weißen Balletts, in dem sich eine Vielzahl an Weltklassespielern wie Héctor Rial, Francisco Gento, Raymond Kopa, Ferenc Puskás und José Santamaría tummelten.

Doch sie alle ordneten sich ihrem Chef mit den schütteren blonden Haaren unter. Di Stéfano gab den Takt vor. Mit ihm war Real in Europa ein halbes Jahrzehnt fast unschlagbar. Von 1956 bis 1960 gewannen die Madrilenen fünf Mal in Serie des Meister-Cups, des Vorläufers der Champions League – ein Rekord, der wohl für immer unerreicht bleiben wird.

Di Stéfano, der als Sohn eines italienischen Einwanderers am 4. Juli 1926 in Buenos Aires geboren worden war, war ein eleganter Spieler. In der Fußballgeschichte gab es nur einen, der ihm ähnelte: Zinédine Zidane, der ebenfalls mit Erfolg das Real-Trikot trug. Im Franzosen sah Di Stéfano auch selbst seinen Nachfolger. "Ich war nur schneller", sagte er einmal.

Gigantische Bilanz

Di Stéfano, dessen Leitspruch war "Fußball ohne Tore ist wie ein Tag ohne Sonne", hatte selbst eine tolle Quote: 418 Treffer erzielte er etwa in 510 Spielen für Real Madrid. Aber er war keiner, der im Strafraum auf seine Chance wartete. Sein Aktionsradius war extrem groß.

Er, der als schwierig galt und keinen Star neben sich duldete, sah sich selbst als Teamplayer. "Ich will nicht vergöttert werden, sondern spielen. Und dazu muss man laufen und schwitzen", sagte Europas Fußballer der Jahre 1957 und 1959 einmal. Als in Madrid eine Bronze-Statue von ihm enthüllt wurde, war er beschämt: "Wenn ich könnte, würde ich sie in Teile schneiden und unter meinen Kollegen verteilen."

Di Stéfano war auf Klubebene einer der erfolgreichsten Spieler der Fußballhistorie. Als Teamspieler blieb ihm der Erfolg verwehrt, obwohl er für drei Nationalteams (Argentinien, Kolumbien, Spanien) gespielt hat. Bei der WM 1962 war er mit Spanien zwar dabei, aber eine Muskelverletzung verhinderte das WM-Debüt des damals schon 36-Jährigen.

Nach seiner Spielerlaufbahn wurde Di Stéfano Trainer. Auch in diesem Job war er erfolgreich: Mit Boca Juniors (1969) und River Plate (1981) wurde er in Argentinien Meister, mit dem FC Valencia, mit dem er 1980 den Europacup der Cupsieger gewann, in Spanien (1971). Bei Real beendete er 1991 seine Trainerkarriere.

Maradona: "Er war besser als Pelé"

Alfredo Di Stéfano wurde am 4. Juli 1926 in Buenos Aires geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits stammten aus Italien. Seine Karriere begann er bei River Plate, von 1953 bis 1964 spielte er für Real Madrid. In 510 Spielen erzielte er 418 Tore für die Königlichen und gewann fünf Mal den Meistercup. Zwei Mal wurde der Stürmer als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet (1957 und 1959). Insgesamt 14-mal wurde er in Argentinien, Kolumbien und Spanien Torschützenkönig, holte in diesen drei Ländern auch 14 Meistertitel.

Er bestritt sechs Länderspiele für Argentinien (sechs Tore), vier für Kolumbien und 31 für Spanien (23 Tore).

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