Talent Marco Friedl: "Ich sollte es so machen wie David"

Marco Friedl mit Bayerns Ex-Trainer Pep Guardiola
Der 17-jährige Tiroler Marco Friedl debütierte am Samstag unter Pep Guardiola.

Vor ein paar Jahren noch spielte Marco Friedl als Ballbub in der Allianz Arena David Alaba den Ball mit der Hand zu. Mittlerweile tut er das mit dem Fuß. Und zwar auf dem Spielfeld.

"Das ist alles schnell gegangen", erzählt der 17-Jährige. Anfang Jänner erhielt der Tiroler den Anruf von Pep Guardiolas Assistent Hermann Gerland und die Nachricht, dass er mit den Profis nach Doha aufs Trainingslager fliegen darf.

Die Integration unter den Stars ist ihm nicht schwergefallen. Doch freilich hatte Friedl auch einen Beitrag zu leisten. Wie vier andere Nachwuchs-Spieler musste er vor versammelter Mannschaft singen.

Dank Fendrichs "I am from Austria" weiß jetzt selbst Xabi Alonso, woher Marco Friedl stammt. "Zum Glück hab ich das erledigt", schmunzelt Friedl. Zu sehen ist der Auftritt im Internet, weil ihn Jerome Boateng gefilmt und auf Facebook gepostet hat.

Auf dem Rasen hatte Friedl eine große Umstellung zu bewältigen. "Das Tempo ist ja um fünf Klassen höher als in der zweiten Mannschaft", staunt der Unter-18-Teamspieler. "Du kannst nicht den Ball einfach annehmen und schauen. Du musst schon vorher eine Lösung haben", sagt der Linksfuß. "Die Umstellung ist mir aber ganz gut gelungen."

Pendler

Gelungen ist ihm im Vorjahr auch der Abschluss der dreijährigen Handelsschule in Wörgl und die Führerscheinprüfung, die für seine Eltern eine große Erleichterung darstellte. Denn zuvor wurde Friedl vier bis fünf mal pro Woche von der Heimat Kirchbichl ins 90 Kilometer weit entfernte München chauffiert. Und das jahrelang. Denn Friedl wechselte schon 2008, als zehnjähriger Stürmer, von Kufstein zu den Bayern.

Von da an Begann der Aufstieg. Trainer Heiko Herrlich schulte ihn in der U-16 um. "Wir hatten ein paar Ausfälle und der Trainer hat mich gefragt, ob ich linker Verteidiger spielen kann." Er konnte. Und zwar offenbar so gut, dass er von da an nicht mehr abwich von seiner neuen Position.

Und er findet durchaus Gefallen daran. "Als Stürmer hast du gegen defensive Gegner sehr wenige Ballkontakte. Als Außenverteidiger hast du viele, weil du das Spiel vor dir hast." Und manchmal hilft es, dass er aus eigener Erfahrung weiß, wie ein Stürmer denkt. "Ich frag’ mich oft: ,Was würde ich jetzt machen‘. Das ist ein Vorteil."

Nach der Rückkehr aus Doha folgte am Samstag die nächste Berufung zu den Profis. Beim Test gegen Zweitligist Karlsruhe durfte Friedl in den letzten 25 Minuten debütieren. Was ihm Pep Guardiola mitgegeben hat? "Dass ich es machen soll wie David." Vorbild Alaba war da schon ausgetauscht.

Zukunft

Österreichs Starkicker ist längst ein guter Freund, in dessen Haus in München Friedl regelmäßig nächtigt, wenn er abends nicht mehr nach Kirchbichl fahren will. "Aber im März werde ich 18, da werd ich mir in München eine Wohnung nehmen."

Bis 2017 steht Friedl in München unter Vertrag. Gut möglich, dass sein Manager Roman Grill, der auch Philipp Lahm betreut, bald einen neuen Kontrakt ausverhandeln wird. Dass der Weg zum ständigen Profi steinig ist, weiß Friedl. Schon am Montag ist wieder Training mit der U-19 angesagt. "Ich muss weiter Gas geben. Ich hoff’, dass was wird aus mir."

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