St. Pölten: Fußball-Hot-Spot für einen Tag

Alexis Sánchez von Arsenal spielte in St. Pölten eine Halbzeit lang.
In St. Pölten schlug Iran die Chilenen 2:0. 15 TV-Stationen berichteten.

Es war ein ungewöhnliches Länderspiel, das am Donnerstag auf niederösterreichischem Boden stattfand. Nicht nur, weil die Nummer 42 der Weltrangliste (Iran) die Nummer 15 (Chile) 2:0 besiegte. 15 TV-Stationen übertrugen aus St. Pölten. Und trotzdem drängten keine österreichischen Politiker ins Bild. Weil erst gar keine auf der Ehrentribüne der NV-Arena Platz genommen hatten. Doch es ist kein guter Zeitpunkt für Polemik.

Das Freundschaftsspiel, vor dem auch die Hymnen gespielt wurden, begann mit einer Trauerminute für zwei iranische Journalisten.

Hossein Javadi, 35, und Miland Hojatolesiami, 31, hatten ihr Nationalteam, das in Altlengbach logierte und in St. Pölten trainierte, nach Österreich begleitet. Weil das St. Pöltener Match gegen Chile erst am Donnerstag stattfand, machten die beiden Reporter noch einen Abstecher zum Clásico Barca – Real Madrid nach Barcelona. Sie sollten nicht mehr zurückkehren. Sie hatten statt eines Direktfluges BarcelonaWien nur noch ein Last-Minute-Ticket mit Germanwings nach Düsseldorf bekommen ...

Buntes Treiben

2500 Zuschauer, die alle iranische oder chilenische Wurzeln haben, sorgten für südliche Stimmung. Sie schwenkten euphorisch Fahnen, spannten Spruchbänder, machten einen Wirbel, wie er sonst im St. Pöltener Liga-Alltag nie der Fall ist.

Weitgehend ignoriert von österreichischer Fußballprominenz liefen internationale Stars ein. So musste sich Claudio Bravo, der in Barcelona die Nummer 1 mit der Nummer 1 ist beim spanischen Tabellenführer, in St. Pölten gleich zwei Mal (durch Javad Nekounam und Vahid Anitri) bezwingen lassen. Sein stürmender Landsmann Alexis Sánchez von Arsenal, der nach der Pause gekommen war, blieb ohne Torerfolg und Juventus-Star Arturo Vidal überhaupt auf der Ersatzbank.

Vidal schonte sich bereits für das nächste Länderspiel. Denn am Sonntag werden die Chilenen vor 25-mal mehr Zuschauern spielen als in St. Pölten. Das (bereits ausverkaufte) Londoner Emirates Stadion wird bis auf den letzten Platz besetzt sein, wenn es auf englischem Boden zu einem südamerikanischen Duell kommt: Chile gegen Brasilien.

Die iranische Nationalmannschaft hat Österreich ebenfalls bereits verlassen, um am Dienstag gegen einen österreichischen EM-Qualifikationsgegner zu proben.

Sir Josef in den Iran

Teamchef Carlos Queiroz wird in Schweden zum letzten Mal auf der iranischen Betreuerbank sitzen.

Schon in knapp vier Wochen wird sich der Österreicher Josef Hickersberger, der als Coach von Bahrain den Portugiesen Queiroz als Teamchefkollegen während des Asien-Cups kennen und schätzen gelernt hatte, in den Iran begeben. Allerdings nicht, um sich dort als Trainerkandidat in Erinnerung zu bringen.

Hickersberger wird nur wenige Tage nach seinem 67. Geburtstag noch ein letztes Mal zur Aufwertung des im Iran gastierenden Journalistenteams Fußballschuhe schnüren.

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