Sabitzer ist nach einem Jahr angekommen

Ein Ziel: Für Sabitzer zählen am Sonntag gegen seinen Ex-Klub Admira nur drei Punkte.
Warum Marcel Sabitzer den Wienern hilft, aber dem Klub nur zum Teil gehört.

Bevor sich am Montag der erste Einsatz von Marcel Sabitzer für Rapid jährt, hat der 19-Jährige heute in der Südstadt ab 17 Uhr noch etwas zu erledigen: "Gegen meinen Ex-Klub Admira ist es immer ein besonderes Spiel. Das ändert aber nichts am Ziel: Ich will dort die drei Punkte und fertig."

Das Selbstvertrauen nach dem Derby-Sieg ist nicht nur beim Offensivgeist gewachsen. Vor zwölf Monaten sah das bei der Premiere als Joker beim 1:2 gegen die Austria noch anders aus. Von Sabitzer wurde viel erwartet, immerhin hatte der Teenager 400.000 Euro Ablöse gekostet. Sein zweifellos großes Talent konnte der Sohn von Ex-Teamstürmer Herfried Sabitzer aber erst nach und nach auf dem Feld abrufen.

"Ich laufe jetzt nicht mehr blind drauflos", sagt der gebürtige Steirer, der auch abseits des Feldes ruhiger geworden ist. "Die Aufteilung im Trainerteam hilft mir da sehr: Mit Jancker übe ich den Torabschluss, Hickersberger erklärt mir taktische Details, Trainer Barisic sieht die richtigen Laufwege und hat immer das Gesamte im Blick." Sabitzer kommt entgegen, dass er (im Unterschied zum Papa) auf allen vier Offensivpositionen spielen kann. "Selbst würde ich mich am ehesten links oder ganz vorne aufstellen."

In der Mannschaft ist der dreifache Teamspieler mittlerweile voll akzeptiert. "Im Training kracht’s öfters. Danach sind wir alle wieder Haberer." Noch etwas hat sich geändert: Sabitzer trägt das Logo der Heeressportler auf dem Dress. Einen Rückschlag durch den Grundwehrdienst befürchtet er nicht: "Nur die Grundausbildung war stressig, mittlerweile bin ich bei allen Trainings. Bei der Doppelbelastung im Herbst hab’ ich stärker gespürt, wie das an die Substanz geht."

Das nächste Ziel ist, die Trefferquote zu erhöhen – Sabitzer hat bisher nur in Topspielen getroffen: "Mir fehlt noch die Kaltschnäuzigkeit."

Sabitzer betont, wie wohl er sich bei Rapid fühlt, will sich aber seinen Traum vom Ausland (nach dem abgelehnten Schalke-Angebot von 2012) erfüllen: "Natürlich habe ich den Plan, in eine Top-Liga zu kommen."

Fremdkapital

Bei Rapid steht Sabitzer bis Sommer 2016 unter Vertrag. Was aber nicht heißt, dass der Hoffnungsträger zur Gänze den Wienern gehört. Weil die Kassen schon vor einem Jahr leer waren, bezahlten laut KURIER-Recherchen beim Wechsel private, aber bestens vernetzte Investoren für die Mehrheit an den Transferrechten. Jedes halbe Jahr kann der Klub um rund 50.000 Euro Anteile am eigenen Spieler zurückkaufen. Mit 100 Prozent der Einnahmen aus einer künftigen Ablöse darf in Hütteldorf aber auch in Zukunft nicht gerechnet werden. Unabhängig davon hat Sabitzer den Manager gewechselt und vertraut nun auf die internationalen Kontakte der deutschen Agentur ROGON.

Trimmel nach Berlin

Ebenfalls ein deutscher Manager verhandelte den ablösefreien Wechsel von Christopher Trimmel in die zweite deutsche Liga: Ab Sommer spielt der Rechtsverteidiger mit einem lukrativen Vertrag bis 2017 vor enthusiastischen Fans für den aufstrebenden 1. FC Union Berlin.

Es ist ihnen alles recht bei der Admira. Im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga setzt man in der Südstadt auf ein in Österreich wenig gebräuchliches Trainermodell. Hauptverantwortlicher Coach ist zwar Walter Knaller, die Inhalte der täglichen Trainingsarbeit werden aber von Oliver Lederer in Kooperation mit Michael Horvath bestimmt. Eine ähnliche Kompetenzverteilung zwischen "Manager" und "Coach" gibt es in England, weshalb Knaller in Anspielung auf die Manchester-United-Legende Alex Ferguson bereits scherzhaft meinte: "Ich bin der Sir Alex aus der Südstadt."

Knaller sprang im Herbst als Cheftrainer ein, weil Lederer noch nicht im Besitz der UEFA-Pro-Lizenz ist. Ohne den höchsten Trainerschein darf man einen Klub der höchsten Spielklasse langfristig nicht betreuen.

Im September 2014 startet der neue Pro-Lizenz-Kurs – sollte Lederer wie erwartet teilnahmeberechtigt sein, kann er wieder als hauptverantwortlicher Coach arbeiten. Noch aber liegt die Letztentscheidung beim ehemaligen Goalgetter und nicht bei Lederer. Differenzen hat es bis dato noch keine gegeben. "Wir verstehen uns gut, die Kompetenzen sind klar verteilt", betonte Lederer, der sich selbst als "Trainer" und Knaller als "Cheftrainer" der Admira bezeichnete.

Knallers Engagement bei den Profis hat nach der Meinung von Lederer die gewünschte Wirkung erzielt. Einen positiven Effekt auf die Admira hatte wohl auch der von der Bundesliga verordnete Abzug von acht Punkten, der später auf fünf Zähler reduziert wurde. "Dadurch ist eine Pfeif-drauf-Mentalität entstanden, die hat uns Starthilfe gegeben."

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