Das italienische Derby der wankenden Riesen

Unter Zugzwang: Mario Balotelli und seine Milan-Kollegen müssen das Mailänder Derby gewinnen.
Beim heutigen Duell Inter Mailand gegen AC Milan geht es um die letzte sportliche Chance.

Es ist ihnen schon einmal besser gegangen, den beiden Mailänder Großklubs Inter und AC. 15 Europacup-Siege (sechs Inter, neun AC), 36 Meistertitel (je 18) und 12 Pokalsiege (sieben Inter, fünf AC) haben die beiden Vereine in ihrer erfolgreichen Geschichte geholt.

Doch vom Glanz der vergangenen Tage ist derzeit nicht viel zu sehen. Beide Vereine spielen selbst in der sportlich krisengeschüttelten italienischen Serie A derzeit nur ein Nebenrolle.

Inter, das sich in der vergangenen Saison als enttäuschender Tabellenneunter nicht für den Europacup hatte qualifizieren können, hat derzeit die Champions-League-Startplätze mit fünf Punkten Rückstand wenigstens noch in Sichtweite.

Champions-League-Achtelfinalist Milan droht hingegen in der kommenden Saison ohne die so dringend benötigten Europacup-Einnahmen auskommen zu müssen. 16 Punkte fehlen derzeit auf einen Rang, der einen Startplatz in der lukrativen europäischen Eliteliga garantieren würde.

Wer, wenn nicht er, will nun höchstpersönlich sein Lieblingsspielzeug wieder in die Erfolgsspur zurückführen? Nach seinem Ausschluss aus der italienischen Politik kündigte Silvio Berlusconi an, sich wieder verstärkt um Vereinsangelegenheiten zu kümmern. „Ich werde mit der Mannschaft arbeiten und ihr die Stärke zurückgeben“, kündigte der 77-Jährige mit der für ihn typischen Vollmundigkeit an.

Familienbande

Berlusconis Tochter Barbara ist bereits zur Vizepräsidentin und zweiten Geschäftsführerin aufgestiegen. Die 29-Jährige führt den Traditionsverein künftig gemeinsam mit Adriano Galliani. Der Berlusconi-Intimus soll für den sportlichen Bereich, Berlusconis Tochter für alle weiteren Angelegenheiten zuständig sein.

Barbara Berlusconi, die seit 2011 in der Milan-Geschäftsführung und in dieser für Marketingstrategien verantwortlich ist, hatte in den vergangenen Wochen massiv für eine Verjüngung im gesamten Klubmanagement plädiert. Viele waren deshalb davon ausgegangen, dass das auch das Ende von Galliani bedeutet. Doch der seit 1986 für Milan arbeitende 69-jährige Multi-Funktionär dürfte die Verjüngungswelle schadlos überstehen.

Aber auch abseits der sportlichen Misere gab es im Derby-Vorfeld in Mailand Diskussionsstoff: Die Frage, ob die Inter-Ultras ins Stadion dürfen oder nicht, sorgte tagelang für Schlagzeilen.

Eigentlich schien klar, dass Inter auf die Unterstützung seiner treuesten Fans verzichten wird müssen. Nachdem die Inter-Ultas vor einer Woche gegen Napoli mit rassistischen und diskriminierenden Gesängen für einen Skandal gesorgt hatten, war die „Curva Nord“ im Mailänder Meazza-Stadion gesperrt worden.

Kapitänskritik

Das hatte für einige Kritik gesorgt – auch durch die Spieler von Inter Mailand. „Ohne die Kurve verliert das Derby etwas von seinem Reiz“, beschwerte sich etwa Langzeit-Kapitän Javier Zanetti im Namen seiner Mitspieler.

Diese Kritik blieb nicht ungehört: Seit Samstagnachmittag steht fest, dass die Inter-Fans heute nun doch ins Stadion dürfen. Ein Gericht des italienischen Verbandes FIGC nahm nämlich die Entscheidung überraschend zurück. Begründung für das Aussetzen der Sanktionen gegen die Inter-Ultras: Es sollen erst weitere Ermittlungen durchgeführt werden.

Nicht nur Inter profitierte von dieser Entscheidung. Das FIGC-Gericht setzte gestern nämlich auch gleich noch die Sanktionen gegen AS Roma aus. Die Römer hätten ihre Fankurven wegen rassistischer Gesänge gegen Fußball-Stürmerstar Mario Balotelli von AC Milan eigentlich für zwei Spiele schließen müssen...

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