Schöttel: "Rapid passt zu meiner Neugier"

Schöttel: "Rapid passt zu meiner Neugier"
Rapid-Trainer Peter Schöttel im KURIER-Interview über Medien, Meinungen und seine Maßstäbe.

Peter Schöttel und die Medien: Von den Zeitungen in der Trafik seiner Mutter bis zum Spruch von Hermann Hesse - nur der Fußball beschäftigt den Rapid-Trainer mehr als das geschriebene Wort.

KURIER: Sie ziehen nach der Ära Pacult den Umbruch durch. Setzen Sie dazu passend bewusst auf einen entspannteren Umgang mit Medien?
Peter Schöttel: Ich bin ein anderer Typ als Pacult und habe mir durch meine Zeit als Rapid-Spieler Gelassenheit angeeignet. Aber er hat eine Eigenschaft, die für einen Verein wie Rapid sehr wichtig ist: Er lässt sich auch bei großem Gegenwind nicht dreinreden. Außerdem hab' ich gewusst, dass er gut und unbequem ist. Deswegen habe ich mich 2006 noch als Sportdirektor für ihn stark gemacht.

Sie agieren aber anders und wollen öffentlich möglichst viel erklären. Ist Ihr Motto "Mit allen reden, ohne sich dreinreden zu lassen"?
Ich will zu allen korrekt sein und stelle mich deshalb immer den Medien. Ich finde es schwach, wenn Trainer nach Niederlagen Interviews verweigern. Das Wichtigste als Trainer ist doch, von seinem Tun überzeugt zu sein. Dafür stehe ich dann auch ein, übernehme Verantwortung und treffe Entscheidungen, vor denen sich andere drücken.

Sie beschäftigen sich stark mit den Medien. Woher kommt dieses Interesse?
Meine Mutter war Trafikantin, ich bin mit Zeitungen aufgewachsen. Mein Vater hat meine Karriere genau verfolgt. Seit seinem Tod vor einem Jahr beobachtet meine Mutter genau, was über mich geschrieben wird.

Und was denkt sie darüber?
Ich erkläre ihr oft, dass es nicht stimmen muss, nur weil es in der Zeitung steht. Sie sagt dann: "Die Leute glauben aber, was da steht." Wahrscheinlich hat sie sogar recht.

Wie konsumieren Sie Medien?
Ich will alles so schnell wie möglich wissen. Jetzt habe ich einen wirklich spannenden Job - Rapid passt zu meiner großen Neugier perfekt. Ich lese in der Früh mehrere Zeitungen, ich hänge am Teletext und checke mehrmals täglich auf meinem Smartphone die Mails und relevante Sportportale. Facebook und Twitter nutze ich nicht. Sonst lasse ich nur anonyme Foren aus, um mir einen Rest an Lebensqualität zu erhalten.

Lesen Sie manches bewusst nicht mehr, um sich nicht ärgern zu müssen?
Als Spieler habe ich mich über tendenziöse Berichte noch gekränkt. Es bringt aber nichts, so zu tun, als gäbe es sie nicht. Ich merke mir dafür sehr viel für mein persönliches Archiv im Kopf. Ich weiß also genau, wer mich wann wie behandelt hat und reagiere in der Zukunft dementsprechend.

Wie viel Zeit investieren Sie in Medienarbeit?
Ich will keine seriöse Anfrage ablehnen. In den Länderspielpausen ist es ruhiger, da versuche ich Interviews mit Studenten für Diplomarbeiten unterzubringen. Journalisten sollten sich der großen Verantwortung bewusst sein, weil sie Stimmungen beeinflussen.

Was stört Sie konkret?
Es gibt kaum Journalisten, die das Training besuchen und deshalb meine Arbeit beurteilen können. Auch den Trainerkollegen kommt es seltsam vor, dass viele rein auf Ergebnisse bezogen berichten, ohne sich beim Training ein Bild zu machen. Während in Österreich ein Telefonat reichen soll, hat etwa Michael Hatz die Journalisten auch bei kleinen Vereinen in Italien täglich vor Ort erlebt.

Können die Medien Sie noch überraschen?
Es war mir neu, dass immer mehr Spieler Medienberater haben. Journalisten lassen sich von diesen dann auch benutzen, um Spieler besser zu positionieren. Das ist lustig.

Sie haben weder einen Manager noch Medienberater. Vergeben Sie damit die Chance, sich noch besser zu positionieren?
Das mag sein, aber das wäre nicht ich. "Meine Aufgabe ist nicht, andern das objektiv Beste zu geben, sondern das Meine so rein und aufrichtig wie möglich." Nach diesem Spruch von Hermann Hesse arbeite ich.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Bilder

Kommentare