Salzburg verschenkt Sieg gegen Rapid

Fussball Tipp3 Bundesliga Saison 2013/2014 7. Spieltag Red Bull Salzburg - SK Rapid Wien 01.09.2013 Christopher Trimmel (Rapid links) gegen Sadio Mane (Salzburg) Foto: Schaadfoto/Andreas Schaad
Rapid lief meist dem Ball hinterher und holte mit einer einzigen Torchance ein 1:1-Remis.

Eigentlich sollten es die Salzburger langsam kapiert haben: Ein 1:0 ist kein Vorsprung, der im Fußball ein beruhigender ist. Zum vierten Mal nach den Bundesliga-Spielen bei Innsbruck und Sturm sowie dem Champions-League-Qualispiel gegen Fenerbahçe ging Salzburg als klar bessere Mannschaft 1:0 in Führung, verabsäumte es aber, aus vielen Chancen mehr als nur ein Tor zu machen und wurde bestraft. Rapid entführte aus Salzburg einen Punkt – mit einem einzigen wirklich gefährlichen Torschuss.

„Der Ärger ist schon sehr groß. Wir haben gut gespielt und gut verteidigt. Wenn man so einen Aufwand betreibt wie wir, dann muss man zur Pause 2:0 führen. Wir belohnen uns einfach nicht“, resümierte Salzburg-Trainer Roger Schmidt, der allerdings seinen Beitrag dazu geleistet hatte, dass es nur zu einem 1:1 gereicht hatte. Dazu aber später mehr.

Einseitigkeit

Es war lange ein Klasseunterschied zu sehen, der so groß war wie schon ewig nicht bei diesem Prestigeduell. Rapid hatte in den ersten 45 Minuten genau eine Offensivaktion: Der Schuss von Burgstaller ging deutlich neben das Tor (4.).

Ab diesem Zeitpunkt spielte 60 Minuten lang nur noch Salzburg Fußball. Immer wieder wurden gefährliche Angriffe lanciert, praktisch alle über die linke Seite, über Mané und Ulmer.

Den Salzburgern mussten aber zwei Vorwürfe gemacht werden. Erstens: Chancen, wie sie Alan (8.) und Mané (30.) vorfanden, müssen einfach genützt werden. Zweitens: Die rechte Seite war Sperrgebiet, Hierländer als rechter Flügelspieler eine Fehlbesetzung.

Der schwächste Salzburger erzielte aber das einzige Salzburger Tor. Allerdings war viel Glück dabei: Pichler fälschte Hierländers Schuss unhaltbar ab (43.).

Wer nach dem Wechsel eine aktivere Rapid-Mannschaft erwartet hatte, wurde zunächst enttäuscht. Die Salzburger spielten mit den biederen Wienern 15 Minuten „Such den Ball“. Doch das Kombinieren wurden übertrieben, auf den Abschluss vergessen. Also blieb es bei einem Resultat, das Rapid Hoffnung machte.

Salzburgs Nachlässigkeit wurde in der 65. Minute bestraft. Rapid bewies Effizienz: Mit dem ersten Torschuss gelang Boyd der Ausgleich, der völlig entgegen dem Spielverlauf fiel.

Dabei blieb es auch, weil Rapid mit einen Punkt offensichtlich zufrieden war, Salzburg sich immer wieder in Einzelaktionen verzettelte und Schmidt mit einer Systemumstellung den Spielfluss gebremst hatte.

Der Deutsche hatte nach knapp einer Stunde Meilinger statt Alan gebracht, der Ex-Rieder ersetzte auf der rechten Seite Hierländer, der allerdings nicht den Brasilianer im Sturm ersetzte, sondern ins zentrale defensive Mittelfeld wechselte. Den Salzburgern fehlte nun eine zweite Anspielstation im Angriff, die Gefährlichkeit der ersten Stunde war nun ziemlich futsch.

Rapid-Trainer Zoran Barisic konnte mit dem Punktgewinn leben: „Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben körperlich das Letzte aus uns herausgeholt und haben eine erfolgreiche Woche positiv abgeschlossen.“

Entgleisung

Sein Assistent hatte hingegen Erklärungsbedarf: Carsten Jancker hatte noch während der ersten Hälfte einem Rapid-Spieler aufgetragen, einem Salzburger aufs Knie zu steigen. Deshalb gab es nach dem Spiel einen verbalen Disput mit Schmidt. Der Ex-Rapid-Spieler gab die verbale Entgleisung zu und entschuldigte sich dafür kurz danach via TV.

Nicht im Kader waren bei den Salzburgern beim Schlager gegen Rapid wieder einmal Christoph Leitgeb und Jakob Jantscher. Beide haben keine Zukunft mehr beim Vizemeister. Jantscher, der vergangene Saison an Dinamo Moskau verliehen war, hat einen neuen Verein gefunden.

Der 24-Jährige, der in der Meistersaison 2011/’12 unter Trainer Ricardo Moniz der überragende Salzburger war, aber an seine Leistungen unter dessen Nachfolger Roger Schmidt nie anschließen konnte, wird einen Karriere-Rückschritt machen: Jantscher soll heute einen Vertrag bei NEC Nijmegen unterschreiben. Statt dem Kampf um einen Europacupplatz in der russischen Liga oder dem Titelkampf in Österreich wartet der beinharte Abstiegskampf in der niederländischen Ehrendivision: Nijmegen ist nach fünf Runden siegloses Schlusslicht.

Die Causa Christoph Leitgeb ist kurios: Der Teamkaderspieler hat seinen Vertrag in Salzburg erst im Juli um zwei Jahre verlängert. Nun steht der Abschied nach sechs Jahren in Salzburg im Raum. Am Samstag machte das Gerücht die Runde, dass Leitgeb zur Austria wechseln könnte. Das wollte in Salzburg genauso niemand bestätigen wie einen möglichen Wechsel von Georg Teigl zu Sturm.

Dass sich bei Rapid am heutigen letzten Transfertag noch etwas tun wird, ist eher unwahrscheinlich: Zu eng ist das finanzielle Korsett der Wiener, und das trotz der Mehreinnahmen in der Europa League. Maximal ein Spieler zum Selbstkostenpreis könnte noch kommen.

Roger Schmidt (Salzburg-Trainer): "Dieses Remis ist sehr enttäuschend für uns. Wir haben sehr viel Aufwand betrieben, uns sehr viele Torchancen erarbeitet - aber man muss dann auch die Tore machen. Rapid hat dagegen einmal aufs Tor geschossen und den Ausgleich gemacht. Wenn wir so unentschieden spielen, dann müssen wir daraus lernen, dass wir den Ball öfter im Tor unterbringen müssen. Aber wir spielen eine Art von Fußball, die für mich großartig ist. Ich wünsche mir nur, dass wir uns dafür öfter belohnen."

Nach dem Schlusspfiff geriet Schmidt mit Rapids-Co-Trainer Carsten Jancker verbal aneinander, weil dieser von der Bank die Anweisung gegeben hatte, dass seine Spieler Salzburg-Angreifer Alan "härter rannehmen" sollen. Der Brasilianer hatte sich am 28. August 2011 beim 0:0 im Heimspiel gegen Rapid einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen und danach über ein Jahr pausieren müssen. "Diese Anweisung hat er mir dann im persönlichen Gespräch bestätigt. Der hat nicht alle Tassen im Schrank, wenn man seine eigenen Spieler anweist, den Spieler ins Knie zu treten. Mit diesem Menschen werde ich nie wieder sprechen", betonte Schmidt. Bei der anschließenden Pressekonferenz erklärte der Deutsche dann: "Es war ein kleiner Disput zwischen uns, nur kann ich das nicht akzeptieren, auch nicht, wenn es aus der Emotion heraus gesagt wurde."

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Es war ein Spiel mit hohem Tempo, gegen eine Mannschaft, die sehr, sehr gut ist. Sie haben individuell technisch gute Spieler. Ich bin froh, dass wir unser Minimalziel, diesen einen Punkt gegen die beste Mannschaft Österreichs, erreicht haben. Meine Mannschaft hat alles gegeben und alles aus sich herausgeholt. Sie hat vor allem in der zweiten Halbzeit besser gegen den Ball agiert und ist auch kompakter gestanden. Dass wir es spielerisch besser können, wissen wir, und wir hätten auch den einen oder anderen Konter besser fahren können. Unterm Strich war es eine erfolgreiche Woche für uns."

Carsten Jancker (Rapid-Co-Trainer) erklärte, dass mit ihm nach einem Foul von Alan an Sonnleitner die Emotionen durchgegangen seien: "Ich habe dem Brian (Behrendt, Anm.) dann gesagt, dass er ihn auch etwas härter rannehmen soll. Es tut mir leid, dass das passiert ist. Ich habe mich dafür auch bei (Salzburg-Sportdirektor) Ralf Rangnick entschuldigt." Zoran Barisic hatte diese Aussage von Jancker nicht mitbekommen.

FC Red Bull Salzburg - SK Rapid Wien 1:1 (1:0)
Salzburg, Red-Bull-Arena, 16.532 Zuschauer
SR Ouschan

Torfolge: 1:0 (43.) Hierländer
1:1 (65.) Boyd

Salzburg: Gulacsi - Klein, Ramalho, Hinteregger, Ulmer (90. Svento) - Kampl, Hierländer, Ilsanker, Mane (83. Reyna) - Alan (56. Meilinger), Soriano

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Behrendt, Palla - Petsos (72. Schaub), Pichler - Burgstaller, Hofmann, Sabitzer - Boyd (77. Grozurek)

Gelbe Karten: Hinteregger, Hierländer, Klein bzw. Boyd, Petsos, Pichler, Sabitzer

Die Besten: Ulmer, Ilsanker, Soriano bzw. Novota, Sonnleitner

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