Salzburg testete gegen Ried einen Plan B

Unter Druck: Salzburg-Trainer Adi Hütter benötigt mit seiner Mannschaft ein Erfolgserlebnis.
"Mir war schon vor dem Spiel klar, dass immer wieder Fehler auftreten werden“, meinte Trainer Hütter nach dem 4:2-Sieg.

Ralf Rangnick ist in Salzburg mehr als nur ein Sportdirektor. Sein Wort ist Gesetz, seine Spielphilosophie steht über allem, egal, ob die nun erfolgreich ist oder nicht. Ende August war Österreichs Meister mit Rangnicks extremem Offensivpressing auf der Verliererstraße gelandet. Erst als Trainer Adi Hütter nach fünf sieglosen Spielen insgesamt und drei Pleiten in der Bundesliga - laut eigener Aussage – an den Stellschrauben gedreht hatte, kam mit einer etwas defensiveren Ausrichtung der Erfolg zurück.

Seinem Chef gefiel die Abkehr von seiner extrem offensiven Spielphilosophie allerdings gar nicht: „Wir dürfen unsere Ansprüche nicht zu weit runter setzen, nur weil die Ergebnisse stimmen“, moserte Rangnick im TV-Sender Sky, obwohl die Salzburger gerade drei Spiele in Serie gewonnen und etwa beim 2:1 bei Rapid bewiesen hatten, dass auch sie eine Balance zwischen Offensive und Defensive haben können.

Hütter musste reagieren, tat dies auch. Schon beim 4:1 gegen Wiener Neustadt vor der Länderspielpause stand Salzburg in der Defensive wieder extrem hoch, wurde mit einem Gegentor des Schlusslichts bestraft und wackelte fast 45 Minuten kräftig.

Risikospiel

Noch schlimmer war es am Samstag gegen Ried. Der Vorletzte fand in der ersten Hälfte vier tolle Torchancen vor, nützte zum Salzburger Glück nur eine einzige. „Unser Spiel ist nun einmal risikoreich, dafür aber auch spektakulär“, meinte Hütter nach dem sechsten Erfolg gegen die Innviertler in Serie, den der eingewechselte Marcel Sabitzer erst in der Schlussphase mit zwei Treffern sicherstellte.

Salzburg hatte am Samstag aber auch das Glück, auf einen Gegner zu treffen, der im Gegensatz zu Malmö, Wolfsberg oder etwa Sturm Graz selbst sein Glück in der Offensive suchte und den Salzburgern Räume gab, die diese brauchen und auch nutzten. Aus einer Fülle an Chancen wurden schlussendlich vier Tore gemacht. Immerhin drei waren aber wieder nötig, um einen Sieg zu landen. Gegen Sturm (2:3), Celtic (2:2) und Austria (2:3) waren diese nicht gelungen, deshalb gab es auch in drei Heimspielen in Serie keinen Sieg, obwohl jedesmal zwei Tore geschossen wurden.

Gegen Ried wurden es vier, auch weil Ex-Salzburg-Co-Trainer Oliver Glasner just gegen den Meister vier gelernte Stürmer aufgeboten hatte. Neben der neuen Doppelspitze Denis Thomalla und Clemens Walch sollten Julius Perstaller und Thomas Fröschl die Flügelpositionen absichern. Besonders der Ex-Wr.-Neustadt-Stürmer Fröschl hatte lange Zeit große Probleme mit seiner ungewohnten Rolle. Offensiv war die Rieder Leistung auch in Ordnung, defensiv aber genauso wenig wie jene der Salzburger.

Gegentorflut

Österreichs Meister kassiert einfach zu viele Gegentore – ganz im Gegensatz zu Beginn der Saison. Ein statistischer Vergleich: In den ersten zehn Saisonspielen bekamen die Salzburger gerade einmal fünf Gegentore, seither waren es in ebenfalls zehn Partien 18 Tore. In keinem einzigen Spiel seit dem 5:0 gegen Altach am 23. August konnte der Meister zu Null spielen.

Hütter selbst hatte das Unheil aber schon in der Phase kommen gesehen, als seine Mannschaft noch sehr wenige Gegentore kassiert, aber auch schon viel zu viele Chancen zugelassen hatte. „Wir Trainer denken da ein bisschen anders. Ich habe nach vorne geschaut, weil ich weiß, dass gegen Malmö solche Möglichkeiten möglicherweise zu Toren führen können", hatte der 44-Jährige Anfang August nach einem 8:0 gegen Grödig gemeint. Die beiden Spiele gegen Schwedens Meister, die das Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation bringen sollten, gaben ihm Recht.

Besser wurde es erst mit einer etwas defensiveren Ausrichtung wie etwa bei Rapid, als die Wiener erst in der Nachspielzeit Torchancen hatten, als das Spiel bereits entschieden war. Diese Spielweise passte aber Rangnick nicht. Für die Ried-Partie überlegte sich Hütter vielleicht auch deshalb einen Plan B.

„Wir haben ein 4-3-1-2 gespielt ohne Außenspieler. Das haben wir erst seit Mittwoch trainiert, erst seit die Teamspieler wieder zurück waren. Deswegen hat nicht alles funktioniert. Mir war schon vor dem Spiel klar, dass immer wieder Fehler auftreten werden“, meinte Salzburgs Trainer, der großes Risiko eingegangen war, weil Salzburg in dieser Phase der Saison nur Siege weiterhelfen.

Wagnis

„Ich bin einfach der Meinung, dass viele Mannschaften unser System gut analysiert haben. Deshalb ist es meine Aufgabe als Trainer, der Mannschaft ein zweites Gesicht mitzugeben. Das habe ich eben versucht“, begründete Hütter sein Wagnis. Und letztlich haben die Salzburger ja auch gewonnen und dank der Wolfsberger Niederlage gegen Grödig sogar nach vier Runden die Tabellenführung zurückerobert. „Der fünfte Sieg in Serie war heute das entscheidende“, resümierte Salzburgs Trainer.

Am Donnerstag geht es in der Europa League weiter. Dinamo Zagreb gastiert in der Red-Bull-Arena. Kroatiens Meister hat in der Gruppenphase bisher zwei Gesichter gezeigt. Gegen Astra Giurgiu war die Mannschaft extrem treffsicher, gewann mit 5:1. Bei Celtic Glasgow setzte es hingegen eine 0:1-Niederlage, in der eine Fülle an Chancen verschludert wurden.

Dinamo Zagreb ist eine Steigerung. Das bedeutet auch, dass wir uns steigern müssen. Das sind Schlüsselspiele. Wenn man im Frühjahr noch dabei sein will, dann muss man gegen einen direkten Konkurrenten zu Hause einfach punkten“, meinte Hütter, der außerdem sagte: „Das wird unser Ziel und unsere Marschroute sein. Wir haben den Gegner schon beobachtet und werden unsere Mannschaft so einstellen, damit wir einen Heimsieg landen können.“

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