Di Matteo: Schalkes Ruhepol ohne Rachegelüste

Bitte lächeln: Seit Oktober ist Roberto di Matteo auf Schalke - unter dem neuen Cheftrainer hat der Verein bisher alle Heimspiele gewonnen.
Roberto di Matteo trifft mit Schalke in der Champions League auf seinen Ex-Verein Chelsea.

Es gibt Leute, die sind inzwischen zur Überzeugung gelangt, dass man den perfekten Trainer für den FC Schalke nur noch gentechnisch erzeugen könne. Im Idealfall eine Mischung aus Joachim Löw, José Mourinho und Josep Guardiola – und selbst dieser Erfolgscoach hätte wahrscheinlich einen schweren Stand in diesem Hochdruckkessel aus dem Ruhrpott. Dort, wo Anspruch und Wirklichkeit seit jeher auf Kollisionskurs sind und Ungeduld, Unruhe und Unzufriedenheit auf der Tagesordnung stehen.

Insofern muss man Roberto di Matteo größten Respekt zollen. Der in der Schweiz aufgewachsene Italiener ist ein bewundernswert unaufgeregter Vertreter seiner Zunft und er hat sich bislang auch nicht von der Hektik anstecken lassen, die den FC Schalke traditionell umgibt. "Man kann nicht mit den Fingern schnippen, und die Topleistung ist da", gab er den Vereinsverantwortlichen und den Fans bei seinem Amtsantritt im Oktober gleich einmal zu verstehen.

Gefeiert & gefeuert

Di Matteo: Schalkes Ruhepol ohne Rachegelüste
A file photo shows Chelsea's coach Roberto Di Matteo being thrown in the air by players after their FA Cup final soccer match against Liverpool at Wembley Stadium in London, May 5, 2012. Roberto Di Matteo gained his reward for steering Chelsea to Champions League and FA Cup glory last season when he was appointed manager on a permanent basis on Wednesday. The former Italy midfielder had signed a two-year contract with the Londoners, the European champions said on their website. REUTERS/Phil Noble (BRITAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Di Matteo kennt sich aus mit Nebengeräuschen: Der FC Chelsea, wo der 44-Jährige zuvor gearbeitet hatte, war die perfekte Schule für die Arbeit auf Schalke – ein Verein, der von den Launen des Geldgebers abhängig ist. Und wenige Monate, nachdem Klubchef Roman Abramowitsch mit Di Matteo den Champions-League-Triumph gegen Bayern gefeiert hatte (2012), wurde er schon wieder gefeuert. "Im modernen Fußball gibt es nur noch wenige Ausnahmen, in denen ein Trainer lange bei einem Verein ist und wirklich auch die Zeit bekommt. Wir wissen alle, dass diese Zeit heutzutage mangelhaft bemessen wird", sagt der 44-Jährige.

Am Dienstag bekommt Di Matteo die Gelegenheit, sich bei Abramowitsch und dem FC Chelsea in Erinnerung zu rufen: Schalke trifft in der Gruppenphase auf den Ex-Verein des neuen Cheftrainers, und dabei steht für die Deutschen einiges auf dem Spiel: Um in die K.-o.-Runde einzuziehen, muss die Mannschaft von Teamkapitän Christian Fuchs heute wohl punkten.

Viel Druck, Brisanz und Sentimentalitäten also. Aber nicht für Di Matteo: "Der Champions-League-Sieg mit Chelsea ist Vergangenheit. Ich will nur gewinnen."

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