Robert Louis-Dreyfus: Pate des Sommermärchens

Robert Louis-Dreyfus war die zentrale Figur im Vergabeskandal um die WM 2006.

Der Skandal um die mutmaßlich erkaufte WM-Endrunde 2006 in Deutschland zieht weite Kreise. Alle handelnden Hauptpersonen trafen sich das letzte Mal im Juli 2009. Anlass war keine Feier, sondern ein Begräbnis. Es handelte sich um die Trauerzeremonie des ehemaligen Adidas-Bosses Robert Louis-Dreyfus, anwesend waren etwa Franz Beckenbauer und Joseph S. Blatter. Der mächtige Wirtschaftsboss aus Frankreich war an Leukämie verstorben.

Seit Freitag ist er wieder in aller Munde. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel führt ihn als zentrale Figur in den Machenschaften der Deutschen rund um die Bewerbung und Vergabe des Fußballturniers. Louis-Dreyfus soll dem Organisationskomitee 6,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben. Das Geld soll in eine schwarze Kasse für den notwendigen Stimmenkauf geflossen sein.

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Robert Louis-Dreyfus, genannt RLD, war einer der schillerndsten Manager im Sportsektor. 1993 übernahm er den Adidas-Konzern als Vorstandschef, der Franzose war damals schon eine große Nummer im internationalen Management. Zuvor hatte er das US-Pharmaunternehmen IMS und die PR-Agentur Saatchi & Saatchi geführt, dort hatte er sich einen Ruf als kompromissloser Sanierer erworben. Geld war dabei immer nur Mittel zum Zweck. Und davon gab es immer schon ausreichend: Die von seinen Vorfahren aufgebaute Louis Dreyfus Group ist einer der größten Mischkonzerne Frankreichs, tätig im Agrar-, Metall-, Energie- und Immobiliensektor sowie im Schiffbau. Das Privatvermögen der Familie, das seine Witwe Margarita Louis-Dreyfus verwaltet, wird auf fünf Milliarden Euro geschätzt.

Geld und Macht waren die Motive von Robert Louis-Dreyfus, seine Liebe galt aber dem Fußball. 1996 erwarb er die Mehrheitsanteile am Fußballklub Olympique Marseille, aus dem er den "FC Bayern des Südens" machen wollte. Bereits dort sorgte er mit dubiosen Geldflüssen für Schlagzeilen. 2006 landeten er und der damalige Trainer Rolland Courbis sogar vor Gericht. Beide wurden wegen Transferbetrugs und Veruntreuung von Geldern verurteilt, Louis-Dreyfus kam mit einer Bewährungsstrafe und einer hohen Geldbuße davon.

Eine enge Geschäftsbeziehung und Freundschaft verband Robert Louis-Dreyfus auch mit Uli Hoeneß. Dem langjährigen Bayern-Boss lieh er einst privat 20 Millionen Mark. Bereits zuvor hatte RLD den Übergang der Sportrechte aus dem insolventen Medienimperium von Leo Kirch an die Schweizer Infront-Gruppe eingefädelt. Heutiger Chef von Infront ist übrigens Philippe Blatter – der Neffe des suspendierten FIFA-Präsidenten.

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