Rapids Peschek: "Eine Million mehr für Gehälter"

Offensiv: Geschäftsführer Peschek betont, dass Rapid ab 2018 mit der Eigenvermarktung im TV plant
Der Geschäftsführer über Finanzreserven, Fan-Transparente und die TV-Eigenvermarktung.

35.400 Karten hatte Rapid für das Rückspiel gegen Valencia im Prater (19 Uhr) bis gestern verkauft. Damit wurden nach dem 0:6 in der Europa League noch mehr als 1000 Tickets für die Abschiedsvorstellung in der Runde der letzten 32 abgesetzt.

Auch wenn die sportliche Landung brutal war – finanziell wird diese Europacup-Saison als die erfolgreichste der Vereinsgeschichte verbucht werden. Schon im Herbst wurden über zehn Millionen brutto verdient, heute kommen noch rund 700.000 Euro an Ticket-Einnahmen dazu.

Welche Pläne Rapid mit dem ungewohnten Spielraum verfolgt, verrät der erst 32-jährige Geschäftsführer Christoph Peschek im KURIER-Interview.

KURIER: Ihr Vater Horst Peschek ist Amateurfußball-Trainer, Ihr Stiefvater Ernst Nevrivy SPÖ-Bezirksvorsteher der Donaustadt. Fußball oder Politik – in welchem Bereich haben Sie sich schneller heimisch gefühlt?

Christoph Peschek:In beiden gleich schnell. Ich habe schon als Kind Fußball gespielt, aber mich auch sehr früh politisch betätigt. Es gibt in beiden Welten Ähnlichkeiten und Hürden zu erkennen.

War die teils scharfe Kritik bei Ihrer Bestellung 2014 – Stichwort: unerfahrener Parteisoldat – der größte Antrieb?

Ja, ich wollte mit Leistung beweisen, dass die Entscheidung für mich richtig war. Gemeinsam mit einem großartigen Team ist es gelungen, in einem Jahr mit dem Out gegen Helsinki einen kleinen Gewinn zu erreichen. Zum Vergleich: Das war früher nicht so.

Jetzt ist wesentlich mehr Geld zu verteilen – steigt da auch die Gefahr, Fehler zu machen?

Nein, wir werden nicht prassen. Wir wollen das Geld nachhaltig investieren: Infrastruktur verbessern. Eigenkapital aufbauen, um am Transfermarkt selbst agieren zu können. Und Talente möglichst langfristig binden.

Um wie viel wird im Sommer das Budget für den Profi-Kader erhöht werden?

Um etwa eine Million Euro für die Fixgehälter. Wir wollen ohne Transfers oder Europacup-Einnahmen ausgeglichen budgetieren und keinesfalls in alte Muster verfallen. Deswegen werden die Fixausgaben nicht so stark erhöht, über die höheren Erfolgsprämien kann da aber noch einiges dazukommen.

Das Allianz Stadion ist fast fertig. Was steht ab Sommer ganz oben auf der Agenda?

Eindeutig ein Trainingszentrum für alle Mannschaften des Vereins. Das kann nicht in Hütteldorf sein, weil der Platz leider nicht ausreicht. Dafür werden dann alle Pflichtspiele von den Kleinsten bis zu den Profis in Hütteldorf stattfinden.

Rapid droht, nach Ende des TV-Vertrages im Sommer 2018 die Eigenvermarktung durchzusetzen. Das Thema gab es auch in der Ära Edlinger. Warum sollte es diesmal wirklich kommen?

Wir bereiten uns auf mehrere Szenarien vor, eines davon ist die Eigenvermarktung. Unser neu angestellter Jurist Niklas Belihart prüft internationale Modelle, um in den Verhandlungen das Optimum für Rapid rausholen zu können. Ganz klar ist: Einer Gleichverteilung wie bisher werden wir sicher nicht mehr zustimmen.

Was könnte das konkrete Ergebnis dieser Eigenvermarktung nach der Saison 2017/'18 sein?

Wir bleiben sicher in der Liga, aber die Rapid-Heimspiele könnten über einen selbst ausgewählten Sender ausgestrahlt werden, oder auch über das Internet. Dieser TV-Sender müsste jedenfalls österreichweit über das Internet empfangbar sein.

Rapid hat ein sehr idealistisches Leitbild beschlossen, Trainer Barisic hat sich in einem Interview mit dem Magazin "Datum" gegen eine Flüchtlingsobergrenze ausgesprochen, Sie laden öfters Flüchtlinge ins Stadion ein – wie passt dieses Rapid zusammen mit dem Derby-Transparent, wo der 2014 zusammengeschlagene Valentin Grubeck daran erinnert wurde, dass es "Veilchen an den Kragen" geht?

Ich habe das Transparent während des Spiels nicht wahrgenommen. Der Unterschied ist: Das eine ist das offizielle Rapid, und das sind die Aktionen, die ein Verein setzen kann. Das andere sind Transparente, deren Meinung ich nicht teilen muss. Klar ist, dass wir uns aus unserer Geschichte und dem Leitbild verpflichtet für sozial Schwache einsetzen. Gleichzeitig gilt den Gegnern bei aller Härte auf dem Feld unser Respekt.

Das hört sich gut an. Was konkret bedeutet das aber bei solchen Transparenten?

Wir sind in einem regelmäßigen Dialog mit den Fans. Aber Diskussionen führen wir wie bei einer Familie nicht am öffentlichen Balkon, sondern im Wohnzimmer.

Rapid setzt viele Aktionen, um die Zielgruppe zu vergrößern – die "Käfigtour", Rapid-TV, Lehrlingstage. Wo ist die Reaktion bisher am größten?

Alle werden sehr gut angenommen, darüber hinaus gibt es zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte einen Vertrieb. Da macht es sich schon jetzt bezahlt, dass wir das im Haus machen und keine Agentur beauftragt haben. Neben dem höchsten Zuschauerschnitt seit den 50er-Jahren merke ich, dass in Wien wieder mehr Menschen Rapid-Fanartikel auch außerhalb des Stadions tragen.

Für das Allianz Stadion ist schon die Mehrheit der Logen verkauft, für die Abos gibt es extrem viele Anfragen. Wie lange wäre dieser Hype ohne Titel aufrechtzuerhalten?

Daran denke ich nicht, weil wir alles daran setzen, möglichst bald Titel zu gewinnen. Im Idealfall schon heuer den Meistertitel.

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