Schaub: "Wir wissen, was wir können"

Im 23-Mann-Kader: Rapids Louis Schaub
Rapids Hoffnungsträger über Villarreal, seinen Europacup-Lauf und das Nein zum Transfer.

Rapid hat die Champions League knapp verpasst. Dafür wartet zum Auftakt der Europa League ein Gegner auf Champions-League-Niveau. "Villarreal ist ein Mini-Barcelona. Sie können aber auch kämpfen", sagt Trainer Zoran Barisic vor der Partie im Happel-Stadion (19 Uhr/Puls4, Sky live). "Die können richtig geil kicken. Wir müssen ihnen den Spaß am Fußball nehmen", meint Dibon, der wegen der Sonnleitner-Sperre den Abwehrchef gibt. Von der bewährten Achse fehlen ja auch Petsos und Beric. Also: hinten rackern, vorne hoffen – und zwar auf Louis Schaub und die außergewöhnliche Europacup-Torquote des 20-Jährigen.

KURIER: Ist Villarreal so gut wie zuletzt im Play-off Donezk? Oder sogar noch besser?

Louis Schaub: Villarreal ist sicher sehr stark. Sie werden kompakt stehen und viel auf Ballbesitz aus sein. Für uns ist es wichtig, dass wir nach den zwei Niederlagen gleich wieder rein finden ins Spiel.

Sie haben als 20-Jähriger schon zehn Europacup-Tore in nur 16 Partien erzielt. Wie ist so eine außergewöhnliche Quote eines Mittelfeldspielers zu erklären?

Es gibt im Fußball Sachen, die man nicht erklären kann. Diese Quote gehört dazu. Besonders in den Quali-Spielen ist es immer gelaufen. Dabei bereite ich mich immer gleich vor. Egal, ob wir gegen Donezk, den WAC oder Villarreal spielen.

Kann es sein, dass die Gegner Sie und Ihre Spielweise nicht so gut kennen wie in der Liga?

Ich glaube, dass es ein Vorteil ist, dass sie uns generell nicht so gut kennen. Gegner wie Ajax oder Donezk wollen ihr Ding durchziehen und nehmen kaum Rücksicht auf unsere Spielweise. Da ist es dann leichter als gegen Gegner wie Altach, die extrem genau auf uns eingestellt sind, nur hinten stehen und auf Fehler warten.

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Sie gehören seit über zwei Jahren zum Stamm von Rapid, tragen aber am Flughafen noch die Kisten oder nach dem Training die Trinkflaschen. Haben Sie sich noch nicht hochgedient?

Bei uns haben sich die zwölf jüngsten Spieler des Kaders – aufgeteilt in drei Gruppen – um die Utensilien zu kümmern. Nachdem nur Andi Kuen noch jünger ist als ich, werde ich noch länger Kisten tragen. Aber das ist selbstverständlich, ich würde auch als Älterer den anderen beim Tragen helfen.

Mit Wydra, Behrendt, Starkl und Grozurek haben Sie 2015 langjährige Mitspieler noch aus der Amateure-Zeit unter Barisic verloren. Geht da auch die Geborgenheit im Kader verloren?

Als ich noch ganz frisch dabei war, wäre das vielleicht ein Problem gewesen. Aber jetzt hab’ ich mit allen guten Kontakt. Nur der Abgang von Wydi ist schade – seit der U14 haben wir immer gemeinsam die Mannschaft gewechselt.

Rapid hat geheim gehalten, dass Ihre Ausstiegsklausel nur zu Beginn der Transferperioden gilt. Da waren auch Ihre Berater konstruktiv. Wann haben Sie entschieden, dass Sie zumindest 2015 noch bei Rapid bleiben?

Als ich vor einem Jahr meinen Vertrag bis Sommer 2017 verlängert habe. Wenn ich ohnehin gleich wechseln will, brauch’ ich ja keinen neuen Vertrag. Ich fühle mich bei Rapid sehr wohl.

Vor Ihrer Vertragsverlängerung hat Ralf Rangnick sehr intensiv um Sie geworben. Welcher Grund war entscheidend, nicht zu Red Bull zu wechseln?

Da gibt’s viele Gründe. Ich kann mich bei Rapid mit diesem Trainerteam und dieser Mannschaft super weiterentwickeln. Deshalb war Red Bull für mich eigentlich nie so ein großes Thema.

Der Teamgeist wird bei Rapid hervorgehoben. Jetzt gab es erstmals im Jahr 2015 Rückschläge – verändert das die Stimmung in der Mannschaft?

Nach dem Spiel in Altach waren alle am Boden. Aber jetzt wissen alle wieder, was wir wollen. Wir brauchen uns nicht schlecht reden lassen. Wir wissen, was wir können – das hat man auch daran gesehen, dass wir fast die Gruppenphase der Champions League erreicht haben.

Wie lange wird es dauern, bis der Abgang von Goalgetter Robert Beric kompensiert ist?

Beric war sehr wichtig, aber wir haben mit Alar, Jelic und Prosenik Stürmer, die jederzeit netzen können. Ich mache mir da keine Sorgen.

Es ist nach Ihrem Mittelfußknochen-Bruch im Frühjahr aufgefallen, dass Sie Ihren Oberkörper auftrainiert haben. War das eine bewusste Entscheidung während der Zwangspause?

Ja, ich war vor der Verletzung ab und zu in der Kraftkammer. Aber ich wusste, dass das eine meiner Schwächen ist und deshalb gab es täglich Krafttraining, auch wenn es mühsam ist. Eigentlich ist so eine Verletzung etwas Negatives, aber diese Zeit hat mir geholfen. Ich bin in den Zweikämpfen stabiler geworden.

Sie sind eine Stütze im U-21-Nationalteam. Hoffen Sie noch auf die EURO in Frankreich?

Es wird sehr schwer, da noch reinzukommen. Vielleicht gibt es ja vor dem Turnier Ausfälle. Die EURO wäre natürlich ein Traum,aber ich hatte noch keinen Kontakt mit dem Teamchef. Also spekuliere ich auch nicht damit.

Ihre Mutter fördert Ihre Karriere seit den ersten Tagen, Ihr Bruder spielt in Deutschland und auch Ihre Schwester ist Fußballerin. Gibt es da zu Hause überhaupt noch andere Themen?

Fußball ist sicher ein wichtiges Thema für uns. Aber ich weiß schon, dass es für eine Familie noch Wichtigeres gibt.

Louis Schaub wurde am 29. 12. 1994 im deutschen Fulda geboren. Sein Vater Fred (früher Admira) starb 2003 bei einem Autounfall, der achtjährige Louis überlebte. 2007 holte Rapid den Linksfuß von der Admira, Zoran Barisic war der Techniktrainer des Mittelfeldspielers. Mit nur 17 gab es das Profidebüt des heutigen U-21-Teamspielers. Fabian und Chiara, Bruder und Schwester des Niederösterreichers, spielen ebenfalls Fußball.

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