Rapid wurden die Grenzen aufgezeigt

Stefan Ilsanker hatte mit Stefan Schwab kaum Probleme.
Rapid-Sportdirektor Müller zieht ernüchtert Bilanz: Die Notabwehr von Salzburg war zu stark.

Das 1:2 gegen Salzburg war für Rapid mehr als nur eine Niederlage gegen den großen Titelfavoriten. Obwohl die Gastgeber angetrieben von 25.000 Fans alles gaben, waren sie schlicht zu schwach, um den Meister in Bedrängnis zu bringen. "Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen", resümiert Rapid-Sportdirektor Andreas Müller in seiner gewohnt schnörkellosen Art.

Das 1:2 war das 33. Heimspiel in der eineinhalbjährigen Ära von Cheftrainer Zoran Barisic. Die Bilanz in diesen Pflichtspielen ist mit 18 Siegen, zehn Unentschieden und nun fünf Niederlagen immer noch gut. Doch erstmals war Rapid vor den eigenen Fans eindeutig unterlegen.

Bei den bisherigen Heimniederlagen (1:3 gegen Salzburg bei der Heimpremiere von Barisic, 0:1 gegen Grödig, 2:4 gegen Wolfsberg und 0:1 gegen Altach) waren die Hütteldorfer zumindest ebenbürtig. In den sechs Europacup-Partien in Wien unter den 33 Pflichtspielen gab es noch gar keine Niederlage und nur eine vergleichbar einseitige Hälfte – vor einem Jahr beim 2:2 gegen Kiew vor der Pause.

Dementsprechend betroffen schaute Barisic nach dem Schlager. Der 44-Jährige denkt bekanntlich nicht nur in Ergebnissen, sondern immer auch an die spielerische Linie und die Weiterentwicklung der Mannschaft. Das 1:2 war ein Rückschritt – vor allem offensiv, weil die Notabwehr der Gäste kaum gefährdet werden konnte.

"Salzburg hat kaum Fehler gemacht. Um da mitzuhalten, müssen bei uns alle an ihr Leistungslimit kommen. Es waren aber nur sehr wenige", betont Müller. Das Credo des Deutschen für solche Partien lautet: "Wenn ein Spiel nicht zu gewinnen ist, darf es nicht auch noch verloren werden." Der Sportchef glaubt, dass "ein erfahreneres Team das 0:0 mitgenommen hätte. Da stecken wir noch im Lernprozess." So wie Christopher Dibon, der beherzt verteidigte, aber vor den späten Gegentoren doch die beiden entscheidenden Zweikämpfe verloren hat.

Nach zehn Runden liegt Rapid auf Rang drei, aber spielerisch weit hinter Salzburg und schon neun Punkte hinter dem WAC. Am Sonntag geht es in Ried weiter. Die Chance auf einen Titel liegt im Cup: In einem Monat kommt Sturm zum Achtelfinal-Hit ins Happel-Stadion.

Salzburgs Plan B

Dass sich Rapid so schwer tat, lag auch an einer Planänderung bei Salzburg: Trainer Adi Hütter hatte nicht nur gezwungenermaßen die Defensive, sondern auch die Taktik verändert. Es wurde nicht mehr so hoch gepresst wie zuletzt, die Distanz zwischen Offensive und Defensive war deshalb nicht so groß und Salzburg kompakter. Hütter reagierte auf die Probleme der Rapidler gegen tief stehende Gegner, aber auch auf eigene Mängel: "Wir sind momentan nicht in der Lage, so hoch zu pressen, weil die Sprintbereitschaft nicht so war, wie sie sein sollte." Sein Fazit: "Ich war neugierig, wie Rapid mit dieser Situation umgeht, und finde, dass mein Team das taktisch sehr gut gemacht hat." Der starke Ex-Rapidler Marcel Sabitzer meinte: "Die Taktik war entscheidend. Rapid ist wenig eingefallen, meistens kamen nur die Diagonalbälle."

Erleichtert kann sich Hütter auf die Europa-League-Partie in Giurgiu vorbereiten. Mangels eines geeigneten Hotels in der rumänisch-bulgarischen Grenzstadt wird im 60 Kilometer entfernten Bukarest genächtigt. Nur am Donnerstag reisen die Salzburger nach Giurgiu.

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