Rapid: Warum Behrendt noch fehlen wird

Vor allem als Sechser machte sich Behrendt (l.) für Rapid bezahlt
Als Mittelfeldspieler blieb der Deutsche mit den Wienern in der Bundesliga 19 Monate ungeschlagen.

Rapid ist mit dem gesamten Kader nach Amsterdam gereist. Dass einer in der Champions-League-Quali gegen Ajax nicht mehr dabei war, verursacht bei einigen Bauchweh: Brian Behrendt. Vor allem nach dem Ausschluss von Stefan Schwab, dem eine lange Europacup-Sperre aufgebrummt werden wird. Doch Behrendt ist vor drei Wochen zum deutschen Zweitligisten Bielefeld gewechselt. Nicht der Rede wert, oder ein Fehler?

Der 23-Jährige ist einer jener Spieler, an dem sich die Geister scheiden. Unter den Fans, die den Deutschen zwischen „Kaderergänzung“ und „Schlüsselspieler“ eingeschätzt haben, und auch unter den Trainern. Unter Peter Schöttel kam der 2008 mit seinen Eltern nach Wien gezogene Norddeutsche zu keinem einzigen Pflichtspiel.

Zoran Barisic forcierte ab 2013 einen seiner Lieblingsschüler aus gemeinsamen Amateure-Zeiten. Manchmal in der Innenverteidigung, wo der Blondschopf am liebsten spielte, meist im defensiven Mittelfeld. „Kein anderer Spieler war körperlich im Zentrum so präsent. Außerdem schlägt Brian im Aufbau tolle Wechselpässe“, schwärmt Barisic noch heute.

Statistik-Wunder

Vor allem als Sechser machte sich das für Rapid bezahlt. Ein Faktencheck zeigt Erstaunliches: Im vergangenen Frühjahr gab es nach dem Mittelfußknochenbruch sieben Bundesliga-Einsätze. Die Bilanz: Vier Siege, drei Unentschieden. Vor der OP absolvierte Behrendt in der Liga drei Partien – ein Sieg, zwei Unentschieden. 2013/’14 war der Ex-Kapitän der Amateure ab Runde 29 als Sechser gesetzt. Bilanz: Sechs Siege, zwei Unentschieden. Macht gesamt elf Siege und sieben Remis. Um ein verlorenes Ligaspiel mit Behrendt im defensiven Mittelfeld zu finden, muss gar ins Kalenderjahr 2013 zurückgeblättert werden. Am 18. Dezember gab es bei Sturm ein 0:2.

Warum also verkauft Rapid einen Erfolgsgaranten um kolportierte 400.000 Euro in die zweite deutsche Liga?

Drei Erklärungen sind zu hören.

1., Behrendt hat immer klargestellt, dass er in seine Heimat zurückwill.

2., da kein unumstrittener Stammplatz in Sicht war, wollte der 23-Jährige seinen bis 2016 laufenden Vertrag ohnehin nicht verlängern.

3., als Bielefeld anfragte, signalisierte Dominik Wydra, noch Mal bei Rapid angreifen zu wollen. Fünf Tage später einigte sich der Mittelfeld-Konkurrent mit Paderborn.

Warten auf Okungbowa

Aktuell gibt es bei Rapid nur einen Spieler, der sowohl Sechser als auch Innenverteidiger spielen könnte und körperlich ähnlich stark wie Behrendt ist: Osarenren Okungbowa. Der 21-Jährige durfte schon 2012 zum Europacup gegen Leverkusen mitreisen, ist seit eineinhalb Jahren aber dauerverletzt. Sportdirektor Andreas Müller sagt: „Dieser Junge liegt mir wirklich am Herzen. Ich habe mehrmals mit ihm gesprochen und ihm versichert, dass er all die Zeit bekommt, die er benötigt.“

Nach einer Schambeinentzündung wäre der Wiener jetzt wieder bei 90 Prozent seiner Fitness. „Nach den vielen Rückschlägen soll Osa aber nichts überstürzen und viele kleine Schritte machen, bis er wirklich wieder voll fit ist“, meint Müller.

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