Fünf Gründe für fünf Derby-Tore

Ekstase: Steffen Hofmann sorgte mit seinem letzten Ballkontakt zum 4:1 für die Derby-Vorentscheidung und feierte mit den Rapid-Fans.
5:2 – so hoch gewann Rapid bei der Austria noch nie. Was steckt hinter dem grünen Siegeslauf?

Es ist noch viel Luft nach oben", betonte Rapid-Trainer Zoran Barisic nach dem 5:2 im 314. Derby. Tatsächlich stellte die Austria den makellosen Tabellenführer zu Beginn der beiden Halbzeiten vor große Probleme.

Trotzdem wurde der Siegeslauf sogar mit dem höchsten Sieg in Favoriten gekrönt. Die fünf Tore gegen den Erzrivalen kommen nicht von ungefähr. Fünf Gründe für das Rapid-Hoch:

Vertrautheit

Der Lauf der Rapidler hängt eng mit dem Wort Vertrauen zusammen. Die Spieler sind nach einer im modernen Fußball untypisch langen Zeit mit einem Trainerteam (Barisic und fünf Assistenten), einer Grundformation (4-2-3-1) und einer Spielidee (viel Ballbesitz, über die Flügel durchbrechen) untereinander so vertraut, dass jeder weiß, was zu tun ist. Warum Stefan Stangl nach dem Schrammel-Ausfall nahtlos überzeugen kann, erklärt der Linksverteidiger so: "Es wurde im Training ja über Monate einstudiert." Logischerweise steigt neben dem Vertrauen ins eigene Spiel mit jedem Sieg auch das Selbstvertrauen.

Effizienz

So wie bei der neu formierten Austria aufgrund der 2:5-Pleite nicht alles schlecht ist, war es auch bei Rapid 2014. Die Austrianer hatten mit ihren offensiven Schachzügen durchaus Chancen, effizient waren aber nur die Gäste. So wie jetzt hatten die Hütteldorfer auch früher fast immer mehr Schüsse als die Gegner. Aktuell gehen aber rund 60 Prozent der Versuche auf das Tor – das ist ein außergewöhnlich hoher Wert.

Konditionsstärke

Der von den Amateuren mit Barisic hochgezogene Konditionstrainer Alexander Steinbichler hat bei seiner ersten Profi-Station das Training im April 2013 umgestellt. Die Intensität soll immer hochgehalten werden, es gibt kaum Übungen ohne Ball. Beim freiwilligen Extratraining haben Vorbilder wie Kainz die anderen mitgezogen. Schaub kam nach seiner OP mit deutlich auftrainiertem Oberkörper zurück. Selbst Schobesberger, der die Kraftkammer anfangs nur ungern betrat, ist jetzt stolz auf seine vier Kilo an neuer Muskelmasse.

Kaderbreite

Als Barisic im März in einer englischen Woche das Schlüsselspiel gegen Altach (1:0) mit einer B-Elf bestritt, wurde er schief angeschaut. Mittlerweile gilt es als normal, dass sowohl gegen den WAC (2:1) als auch gegen die Austria sechs Spieler rein- und rausrotiert werden. Der Kader ist mit 25 Profis normal groß – ungewöhnlich ist, dass alle fitten Spieler innerhalb von drei Wochen auch schon zum Einsatz kamen.

"Wir kommen bei dieser Belastung nicht mit elf Stammspielern bis Dezember durch", sagt Barisic, der beim Training darauf achtet, sich noch stärker mit den Reservisten zu beschäftigen. In dieser Saison profitieren die Rapidler freilich davon, dass mit Sportdirektor Andreas Müller ein extrem ausgeglichener Kader gebastelt wurde und dieser vom Deutschen (bisher) auch zusammen gehalten wurde.

Teamgeist

Über eine Million Euro an Prämien hat Rapid nach dem 3:2 gegen Ajax an die Mannschaft ausgeschüttet. Als Belohnung für das Erreichen einer europäischen Gruppenphase – mit der Freigabe, es nach eigenen Wünschen aufzuteilen. Üblicherweise bekommen Stammspieler einen höheren Anteil als Reservisten. Die auch abseits des Rasens wie eine Einheit auftretende Mannschaft stimmte aber dafür, dass alle gleich viel bekommen. Tomi, der noch kein einziges Mal im Kader stand, kassiert also die gleiche Summe wie Kapitän Hofmann oder Beric. Weil es die Spieler so wollten.

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