Die zwei Neuen in Müllers Büro

Schlüsselfigur: Müller lässt Neuzugang Schuldes (li.) „freie Hand“.
Wie Chefscout Schuiteman und Nachwuchschef Schuldes Rapid verändern.

Es ist nur ein unscheinbares Zimmer im Bauch des Happel-Stadions. Und doch wird in "Müllers Büro" Revolutionäres versucht: Rapid-Sportdirektor Andreas Müller holte diese Saison mit Chefscout Bernard Schuiteman und Nachwuchschef Willi Schuldes zwei Experten in sein Büro, um den Rekordmeister neu aufzustellen.

Während Rapid am Samstag in Ried (16 Uhr) Platz zwei verteidigt, sind Schuiteman und Schuldes auf anderen Plätzen unterwegs. "Wenn man nicht so viel Geld hat und trotzdem in die Top 50 von Europa will, muss an den richtigen Schrauben gedreht werden", betont Müller.

Die zwei Neuen in Müllers Büro
Austria: - ZU APA-TEXT VON HEUTE - - CUP DER CUPSIEGER FEYENOORD ROTTERDAM - RAPID WIEN -UBZ.: Carsten JANCKER (L) im Zweikampf mit Bernard SCHUITEMAN.
Dem KURIER wurde Einblick gegeben, woran Schuiteman und Schuldes schrauben. "Ich bin jetzt eine Woche in Holland. Zum Teil privat, aber auch, um zu scouten", erklärt der Niederländer Schuiteman, der 1996 im Europacup-Halbfinale mit Feyenoord (vergeblich) gegen Jancker, Barisic und Co. verteidigt hat. Der 41-Jährige ist am seltensten in Müllers Büro: "Ich scoute von 14-Jährigen bis zu den Profis, zu 70 Prozent in Österreich."

Auch wenn der frühere GAK-Legionär betont, dass die Professionalisierung erst "mittelfristig wirkt, dann aber sicher die Fehlerquote sinkt", hat er schon viel verändert: die Nachwuchs-Beobachtung ausgeweitet; das Scouting von Talenten und Profis vernetzt, damit keine Infos beim Übergang zu den Erwachsenen verloren gehen; und die Ziele präzisiert.

Hier kommt der 46-jährige Schuldes, ein Workaholic und "bekennender Langenloiser", ins Spiel. Rapid sucht nicht mehr Spieler, die "einfach gut" sind, sondern nach einem ausgeklügelten und auch niedergeschriebenen Konzept. Für jede Position gibt es rund zehn Eigenschaften, deren Bedeutung nach den Anforderungen für Rapid-Spieler gereiht wurde.

Stefan Reiter, der sich mit unzähligen Volltreffern für Ried den Ruf des cleversten Managers der Liga erarbeitet hat, spürt diesen Stil: "Immer wenn ich interessante Spieler kontaktiere, hat sie schon Rapid an der Angel."

Fixe Philosophie

Die zwei Neuen in Müllers Büro
gratis / Bernard Schuiteman Rapid: Chefscout
Zur Vorgeschichte: Chefcoach Barisic und Ex-Sportdirektor Schulte hatten das neue Präsidium 2013 überzeugt, dass Rapid eine fixe Spielphilosophie benötigt, um nach Transfers oder Trainerwechseln nicht immer wieder bei null beginnen zu müssen. Dominanz, viel Ballbesitz in des Gegners Hälfte, technisch versiertes Offensivspiel sind einige der Schlagworte, die von Schuldes tagtäglich mit Leben befüllt werden: Von der U 6 weg trainieren alle nach der ausgegebenen Philosophie, "um später sofort den Profis helfen zu können". Bis 14 das Fußball-ABC, ab der U 15 "stärker positionsspezifisch als bisher. Als Lernsystem ist für Rapid das 4-3-3 am besten geeignet", sagt der frühere ÖFB- und Horn-Coach Schuldes, der von seinen Trainern verlangt, dass für die neue Datenbank jede einzelne Einheit dokumentiert und ab U-15-Partien jede einzelne Spielerleistung detailliert beschrieben wird. Wer nicht mitzieht, könnte ausgetauscht werden. "Wir wollen die besten Spieler und Trainer, denn das Ziel ist klar: Rapid soll die Nummer eins im Nachwuchs werden."

Noch können aber nicht alle Profis selbst herangezüchtet werden. Für Goalgetter Beric müsste wieder Ersatz gekauft werden. Schuiteman beruhigt: "Wir sind mit zwei bis drei fertig gescouteten Kandidaten gerüstet."

Kommentare