Barisic: "Wir wollen flexibler werden"

Rapid-Trainer Zoran Barisic blickt optimistisch in die Zukunft.
Nach Platz 2 in der vergangenen Saison setzt Rapid-Trainer Zoran Barisic auf ein verjüngtes Team.

KURIER: Bei Rapid ist nach tristen Jahren gute Stimmung zu spüren. Gibt es die Gefahr, dass manche Spieler abheben, bevor die Ziele erreicht sind?

Zoran Barisic: Die routinierteren Spieler können sehr emotional werden, wenn im Training oder bei den Testspielen etwas nicht passt. Wichtig ist, dass sich alle im Verein jeden Tag auf die Arbeit freuen – und diesen Eindruck habe ich definitiv.

Vergangene Saison hatten Sie nur fünf Routiniers im Kader. Jetzt sind es mit Hofmann, Sonnleitner und Novota nur noch drei. Könnte Rapid auch als U-23 Erfolg haben?

Wir haben einen klaren Plan, an dem wir festhalten: Wir wollen durch Junge mit viel Potenzial schrittweise besser werden. Von den Neuen ist Schwab schon richtig weit und Beric ein gestandener Spieler. Nebenbei sollte es einen Prozess geben, dass auch Jüngere in Führungsrollen hineinwachsen können.

Im Dezember 2013 gab es eine Niederlagen-Serie, weil die Kraft ausgegangen ist. Kann das wieder passieren?

Ich habe der Mannschaft klar gesagt, dass auch ich an den schlechten Ergebnissen im Dezember schuld sein könnte, weil ich es nicht mehr geschafft habe, beim Rotieren die Balance zu halten. Wir müssen uns physisch weiter verbessern. Ich bin sicher, dass mit den vielen hungrigen Wilden so ein Einbruch nicht mehr möglich ist.

Wird das System stärker variieren als zuletzt?

Wir wollen flexibler und unberechenbarer werden. Das kann die Aufteilung in der Offensive betreffen und genauso die Abwehr-Viererkette, die auch nicht immer fix stehen muss.

Gibt es einen Unterschied zwischen den offiziellen Zielen wie der Europacup-Qualifikation und den inoffiziellen?

Es ist mein Naturell, öffentlich bescheidene Ziele auszugeben. Das ist vor der Mannschaft anders. Außerdem mache ich einen klaren Unterschied zwischen Ergebnis- und Leistungszielen. Ich bin überzeugt, dass ich die Leistung langfristig nicht steigern kann, wenn ich alles nur auf das kurzfristige Ergebnis aufbaue.

Haben Sie Hoffnung, dass Louis Schaub seinen auslaufenden Vertrag noch verlängert?

Es gibt eine große Hoffnung und auch das Vertrauen, dass Louis verlängert. Weil er so ein intelligenter junger Mann ist, dass er weiß, was er an Rapid hat und auch weiß, dass seine Entwicklung noch nicht so weit ist, dass es für einen internationalen Großklub passt.

Vor einem halben Jahr waren im Stadion noch Pfiffe wegen Terrence Boyds Ballfehlern zu hören. Jetzt ärgern sich Fans, weil er für "nur" zwei Millionen verkauft wurde ...

... der Fußball ist pervers, das sieht man daran.

Ärgert Sie dieses schnelle Vergessen?

Ja. Mich ärgert auch, dass bei vielen das Vertrauen in eine Entwicklung fehlt. Boyd ist dafür das beste Beispiel: Er war nach seinem Fallrückzieher gegen Roma der Kracher, dann war er die Witzfigur. Und jetzt wird er wieder in den Himmel gehoben. Das geht doch in der Beurteilung alles viel zu schnell.

Wurden Sie von der Entwicklung eines Spielers überrascht?

In Bezug auf die mentale Stärke im Frühjahr sogar von der ganzen Mannschaft. Im Herbst haben wir nur Spiele mit richtig starken Leistungen gewonnen. Jetzt siegen wir auch, ohne restlos zu überzeugen – das ist ein gutes Zeichen.

Sie haben als Interimstrainer 2011 externe Hilfe für öffentliche Auftritte beansprucht. Tun Sie das jetzt auch noch?

Bei der Trainerausbildung zur UEFA-Pro-Lizenz konnte ich vom Unternehmen Media Consult viel lernen, bei Rapid hilft uns Peter Elstner. Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich es nie allen recht machen kann. Deshalb will ich so auftreten, wie ich wirklich bin – ohne mich zu verkaufen oder allzu viel von mir preiszugeben.

Halten Sie sich im TV am meisten zurück?

Ja, Fernsehauftritte können dich schnell in eine Schublade stecken. Ich will authentisch sein, aber auf mögliche Sager verzichten. Weil dir die irgendwann auf den Kopf fallen.

Welche Interviews sind die schwersten?

Manche Interviews langweilen mich. Wenn ich beim Interviewer bei der dritten Frage merke, dass er schlecht vorbereitet ist, langweile ich mich. Ich will aber so professionell sein, dass ich es mir nicht anmerken lasse.

Kommentare