Polnische Fans an Flüchtlinge: "Willkommen in der Hölle"

Polnische Fans an Flüchtlinge: "Willkommen in der Hölle"
Die Europacup-Teilnehmer wollen Geld spenden. Eine Fan-Gruppierung von Lech Posen ruft zum Boykott auf.

Europas Fußball-Spitzenklubs haben in der aktuellen Flüchtlingskrise eine gemeinsame Millionenspende angekündigt. Jede der 80 Mannschaften in Champions League und Europa League wird bei ihrem jeweils ersten Heimspiel je einen Euro pro verkauftem Ticket beisteuern. Der Gesamtbetrag geht an eine karitative Einrichtung. "Wir erwarten zwischen zwei und drei Millionen Euro", sagte Karl-Heinz Rummenigge, Vorsitzender der europäischen Klub-Vereinigung ECA, am Dienstag in Genf. "Auch der Fußball hat eine Verantwortung gegenüber diesen armen Leuten", sagte Bayern Münchens Vorstandschef.

Doch diese tolle Geste löst nicht bei allen Fußball-Fans Begeisterung aus. Negativ fallen wieder mal Fan-Gruppierungen aus Polen. Eine der größten Ultragruppierungen von Lech Posen ruft etwa öffentlich zum Boykott des ersten Europa-League-Heimspiels gegen den portugiesischen Vertreter Belenenses Lissabon auf. Der "Kibolski Klub Dyskusyjny" wolle nicht "die Flut muslimisch stämmiger Immigranten nach Europa unterstützen". Auf seiner Facebook-Seite hat der Klub ein Event mit dem Namen "Ich werde nicht zum Spiel Lech – Belenenses gehen. Stoppt die Islamisierung Europas" erstellt. 6.500 gaben inzwischen an, lieber daheim bleiben zu wollen, als durch ihren Ticketkauf Flüchtlinge zu unterstützen. Ob sie es schlussendlich auch tun, bleibt dennoch fraglich. Bei einer Facebook-Meinung muss man gewisse Abweichungen zur Realität einkalkulieren.

Bereits am vergangenen Wochenende zeigten die Fans von Lechia Gdansk beim Heimspiel gegen Korona Kielce, wie ihr Standpunkt in der Flüchtlingsdebatte ausschaut. "Willkommen in der Hölle, herumirrende Schafe" war auf einem der Transparente zu lesen. Auch beim Heimmatch des Hauptstadtklubs Legia Warschau gegen Lubin herrschte Anti-Flüchtling-Stimmung: "Wir wollen Heimkehrer, keine illegalen Einwanderer" und "Ganz Legia schreit laut - NEIN zu Islam-Wilden".

Doch leider bekennen Fans in beinahe allen polnischen Stadien Solidarität zu Flüchtling-Gegnern aus Danzig und Warschau. Überall hingen Transparente mit ausländerfeindlichen Parolen, mit besonderer Betonung auf "Anti-Islam". Wie das am Wochenende aussah, verdeutlichen die Videos unten.

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