Peter Schöttel: "Ich hatte nie einen Karriereplan"

Peter Schöttel ist wieder auf der Betreuerbank. Am Samstag als Gegner von Rapid
Der ehemalige Spieler, Sportmanager und Trainer von Rapid kommt als Grödig-Coach nach Wien.

Der grüne Rekordspieler kehrt zurück: Zweieinhalb Jahre nach dem Rauswurf als Trainer in Hütteldorf steht Grödig-Coach Peter Schöttel seinem Stammklub Rapid im Happel-Stadion als Gegner gegenüber. Vor dem Duell mit dem rotierenden Tabellenführer (16 Uhr) gewährt der 48-jährige Wiener im KURIER-Interview seltene persönliche Einblicke.

KURIER: Nach dem Grödiger Auftaktsieg gegen Altach gab es einen Siegerkreis, eine Ansprache von Ihnen und ungewohnte Emotionen – erleben wir einen neuen Peter Schöttel?

Peter Schöttel: "Ich hatte nie einen Karriereplan"
ABD0182_20150725 - GRÖDIG - ÖSTERREICH: Cheftrainer Peter Schoettel (SV Groedig/li) und Manager Christian Haas (SV Groedig/mitte) jubeln nach dem 2:1 Sieg während der Fußball tipico Bundesliga-Begegnung zwischen SV Scholz Grödig und Cashpoint SCR Altach am Samstag, 25. Juli 2015, in Grödig. - FOTO: APA/DANIEL KRUG
Peter Schöttel:Nein. Ich habe mich in meiner Art nicht geändert. Es war nur eine schöne, spontane Geschichte, weil wir gegen Altach einen Rückstand umgedreht haben, was letzte Saison kaum einem Team geglückt ist. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir das nicht wiederholt haben.

Zuletzt hat Grödig zwei Mal drei Gegentore bekommen und dabei Führungen verspielt. So, wie man Sie als Trainer kennt, muss das für Sie das Allerschlimmste sein.

Ja, das ärgert mich extrem. Wir stehen mit mageren fünf Punkten da, obwohl wir noch in jedem Spiel geführt haben. Die defensiven Sorglosigkeiten gefährden die Erfolge des ganzen Teams. Es kann sein, dass wir bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen müssen.

Sturm Graz, Wiener Neustadt, LASK – Sie standen innerhalb eines Jahres öfters knapp vor einem Engagement. Was haben die Absagen in Ihnen ausgelöst?

Unterschiedliches. Die Geschichte mit Sturm war enttäuschend, weil es fast schon fix war, dass ich nach Milanic übernehme. Neustadt wollte den Abstieg mit Kolvidsson verhindern, okay. Und beim LASK war ich echt überrascht, dass es Glasner statt mir wurde.

Wollten Sie mit der Zusage an Grödig dann auch beweisen, dass Sie in der Bundesliga noch dazugehören?

Ja, ich sehe mich schon als Bundesliga-Trainer, und ich wollte einen von diesen zehn Posten, weil es bei den ersten Stationen ganz gut funktioniert hat. Dass es in Grödig eine extreme Herausforderung ist, war aber klar.

Was erwarten Sie für Ihre Rückkehr zu Rapid?

In erster Linie eine sehr große sportliche Herausforderung, weil Rapid im Moment sicher die beste Mannschaft in Österreich ist. Sie sind für mich klar der Favorit auf den Meistertitel, weil in Salzburg der Abzug nach Leipzig begonnen hat.

Wenn Sie das Sportliche wegschieben: Was geht in Ihnen vor?

Ich werde weder überwältigt sein, noch ein ganz schlechtes Gefühl beim Wiedersehen haben. Ich habe mit den Wenigsten im Verein ein Problem.

Würden Sie jetzt etwas anders machen?

Es war schwer okay, wenn man bedenkt, was 2011 im Verein und rundherum los war. Im ersten Jahr war sogar der Titel möglich. Obwohl bei Rapid Depression herrschte, kaum Unterstützung von den Fans da war und die Führungskräfte schon angeschossen waren.

Verfolgt Sie noch das Frühjahr 2013, als nach acht Punkten in neun Spielen und dem Cup-Ausscheiden gegen Pasching Schluss war?

Wir hätten Spiele gewinnen müssen, die nur einen Punkt brachten. Klar, dass es unruhig wird. Und ausgerechnet da spielt die Austria die beste Saison der Vereinsgeschichte. Die Austria war sicher mein größtes Problem.

Sie waren Sky-Experte und haben beim KURIER jedes einzelne Wort in Ihrer Kolumne selbst geschrieben. Konnten Sie von diesen Aufgaben auch etwas in den Trainer-Job mitnehmen?

Ich habe gesehen, wie Journalisten arbeiten, eine andere Perspektive kennengelernt, andere Meinungen gehört. Das bringt einen weiter. Ich hatte nie einen Karriereplan, aber das Wichtigste war mir, dass ich nahe dranbleibe an diesem Bundesliga-Treiben.

Wie sehen Sie Ihren Nachfolger Zoran Barisic?

Die gute sportliche Entwicklung ist offensichtlich, allein schon durch die Art, wie Rapid Fußball spielt. Der Klub wird jetzt dafür belohnt, in der vergangenen Saison die Ruhe bewahrt zu haben. Wie sich manche Spieler entwickelt haben, hat mich aber überrascht. Und dazu kommen noch zwei weitere Aspekte, die dem Trainer helfen.

Und zwar?

Es ist spürbar, wie jetzt alle im Verein wirklich an einem Strang ziehen. Und: Die Erfolgsquote bei den Transfers ist ganz außergewöhnlich. Sie haben genau jene Leute geholt, die gebraucht wurden, um diesen Stil spielen zu können. Das hat eine neue Hierarchie gebracht, während vor meinem Start die Verträge teilweise verdienstvoller Spieler nochmals verlängert wurden.

Ist so ein Aufbau eines Kaders und eine Handschrift des Trainers auch in Grödig möglich?

Nein. Man kann schon erkennen, wie wir spielen wollen und auch sollen. Es ist aber ganz klar, dass die Spieler Grödig als Bühne benutzen sollen und in einem Jahr schon wieder weg sein können.

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