Paris: Die Ruhe vor dem großen Ansturm

Missglückte Generalprobe: Beim Cupfinale wurde streng kontrolliert, aber anscheinend nicht streng genug.
In Paris merkt man nur gelegentlich, dass mit der EURO ein Großereignis vor der Tür steht.

Wenn man einen Streifzug durch Paris wagt, ist von einem Großereignis in der Königsdisziplin Fußball nicht allzu viel zu spüren. Die EURO meidet das Rampenlicht, wirft eher ihre Schatten.

Freilich, bei genauer Betrachtung erfährt man dann doch mehr. Die beiden Pariser Großstadien zeugen von dem, was ab 10. Juni einen Monat lange folgen wird. Das Nationalstadion in St. Denis, einem Vorort von Paris, ist bereits dicht behängt mit Fahnen und Emblems. Genauso wie das Prinzenparkstadion im Südwesten von Paris. Dort werden die Eingänge seit Tagen von Sicherheitsbeamten bewacht. Die Zahl der Uniformierten hat in Paris sichtlich zugenommen, groß ist die Angst vor weiteren Anschlägen. Innenminister Bernard Cazeneuve versprach den Aufmarsch von 90.000 Polizisten bei der EURO.

Komplexer

"Das ist alles viel komplexer als bei der WM 1998", sagt EM-Organisationschef Jacques Lambert. Einen Vorgeschmack gibt es derzeit schon bei den French Open, dem größten Sandplatz-Turnier der Welt in der Nähe des Prinzenparkstadions. Dort nahmen die Sicherheitskontrollen enorm zu.

Die Angst herrscht noch immer. "Vor allem bei der Fanzone beim Eiffelturm kann immer etwas passieren. Meine Freunde wollen hin, aber ich habe Angst davor", sagt die Pariserin Michelle, die nicht versteht, dass man so große Menschenmassen auf einen Platz binden will. Trotz der Sorge vor Anschlägen werden sich dort 92.000 Sportbegeisterte drängen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo stellte am Montag die Pläne für das Public Viewing im Park Champ de Mars vor und kündigte an, "die höchsten Sicherheitsnormen" einzuhalten. Das 130.000 Quadratmeter große Gelände ist bereits komplett eingezäunt, jeder Besucher muss zwei Sicherheitskontrollen passieren. Zum Einsatz kommen Metalldetektoren, Spürhunde und 40 Überwachungskameras. 400 private Sicherheitsleute sind der Polizei zu Seite gestellt. "Trotzdem ist dies fahrlässig", sagt Michelles Freund Paul.

Fährt man ein paar Stationen mit der Metro weiter, darf man auch einen Augenschmaus begutachten. Grafiti-Kunst ziert den Place de la Concorde. "Hier sollen Fußball und Kunst verschmelzen, zeigt wie sehr der Sport und die Kultur eine Symbiose bilden können", sagt Künstler Antoine. Das Kunstwerk wird auf der Place de la Concorde in Paris bis zum 9. Juli zu sehen sein – dem Tag vor dem Finale der EURO.

Generalprobe

Ein Vorspiel gab es bereits, einen kleinen Vorgeschmack, der bitteren Nachgeschmack hat. Beim Pokalfinale am 21. Mai zwischen Paris St. Germain und Marseille hatten Fans trotz verschärfter Kontrollen Rauchbomben ins Stadion geschleust, zudem stauten sich große Menschenmengen vor den Eingängen. Cazeneuve wischte die Bedenken vom Tisch: "Nicht die gleichen Zuschauer, nicht der gleiche Organisator, nicht die gleichen Sicherheitsmaßnahmen."

Fußballfan Simon teilt die Einstellung der meisten Franzosen: "Das ganze ist ein Ausnahmezustand. Aber man darf wegen Terroristen die EURO nicht absagen. Dann hätten sie gewonnen."

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