Österreichs Nachwuchs sorgt für Furore

Sascha Horvath (re.) & Co. qualifizierten sich für die U19-EM.
Gleich drei Nachwuchs-Nationalteams dürfen in den kommenden Monaten bei Endrunden antreten.

Im Schatten der jüngsten Erfolge des A-Teams hat die Nachwuchs-Abteilung des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) Historisches geschafft. Nachdem die U19-Auswahl am Dienstag das EM-Ticket löste, gehen in den kommenden Monaten gleich drei Endrunden (U20-WM, U19-EM, U17-EM) mit österreichischer Beteiligung über die Bühne.

Mit dem Erreichten will man sich laut ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner aber nicht zufriedengeben. "Es geht immer noch mehr. Wir haben zum Beispiel bei einer Endrunde noch nie ein Semifinale gewonnen", erinnerte Ruttensteiner.

Doch selbst wenn es für die U17 vom 6. bis 22. Mai in Bulgarien, für die U19 vom 6. bis 19. Juli in Griechenland und für die U20 vom 30. Mai bis 20. Juni in Neuseeland nicht zum großen Wurf reichen sollte, würde der österreichische Fußball zumindest auf längere Sicht gesehen profitieren. "Diese Turniere sind für die Spieler eine extrem wichtige Erfahrung, und die kommt ihnen in ihrer weiteren Karriere zugute, wie man an der Kanada-Mannschaft sieht", betonte Ruttensteiner.

Junuzovic & Co.

Als vor acht Jahren die U20-WM-Vierten um Sebastian Prödl, Zlatko Junuzovic, Martin Harnik, Rubin Okotie, Erwin Hoffer, Veli Kavlak und Markus Suttner für Furore sorgten, waren ÖFB-Nachwuchs-Erfolge noch die Ausnahme. Mittlerweile müssen sich heimische Nachwuchsmannschaften nicht mehr hinter den Top-Nationen verstecken.

Gründe dafür gibt es laut Ruttensteiner viele: "Der ÖFB hat mit der Einführung der Landesausbildungszentren für 10- bis 14-Jährige vor 14 Jahren einen sensationellen Schritt gesetzt. Die Spieler kommen jetzt viel besser vorbereitet in die Akademien."

Akademien

Auch die Akademien selbst leisten einen großen Beitrag zu den aktuellen Erfolgen. "Dort wird ein wahnsinniger Aufwand betrieben, um den Spielern eine international adäquate Ausbildung zu ermöglichen." Lob gab es von Ruttensteiner außerdem für ÖFB-Conditioning-Coach Roger Spry ("Sein Know-how ist für uns unbezahlbar"), für den Österreicher-Topf in der Bundesliga und für die Erste Liga als Ausbildungsliga. "Alles ist auf die Spielerentwicklung ausgerichtet. In Österreich kann ein Talent wirklich reifen."

Dies sei auch ein Verdienst der reformierten Trainerausbildung. "Wir haben sie auf komplett neue Beine gestellt und die Fortbildung noch verbessert", erzählte Ruttensteiner. Nun solle die Individualisierung des Trainings weiter verbessert werden. "Wir müssen noch mehr abgestimmt auf einzelne Spieler arbeiten, um sie zum Leistungsmaximum zu führen."

Schon jetzt sei die Talente-Ausbildung in Österreich so gut, dass niemand als Teenager ins Ausland gehen müsse, betonte der ÖFB-Sportdirektor. "Meine Meinung ist, dass die Spieler vorerst in Österreich bleiben sollten, sich in der Bundesliga den Schliff holen und erst dann den nächsten Schritt in eine stärkere Liga machen sollten. Das ist viel besser, als bei ausländischen Vereinen im Nachwuchs oder in der zweiten Mannschaft zu spielen."

Ruttensteiner kam 1999 als U21-Teamchef und Sportkoordinator zum ÖFB, wo er die Jugendarbeit umkrempelte und dabei auch Kritik einstecken musste. Dass seine Reformen nun offensichtlich die gewünschten Ergebnisse bringen, erfüllt den Oberösterreicher nach eigenen Angaben nicht mit Genugtuung, auch wenn er zugab: "Natürlich hat die Kritik oft wehgetan, aber auch motiviert."

Lebensziel

Der Vertrag des 52-Jährigen beim ÖFB läuft bis Ende 2015 mit Option auf 2016, sollte sich das A-Team für die EM in Frankreich qualifizieren. "Die sportliche Qualifikation der Nationalmannschaft für eine Endrunde ist ein berufliches Lebensziel von mir", meinte Ruttensteiner. Deshalb denke er derzeit nicht an einen Jobwechsel. "Dieses Ziel ist für mich so wichtig, dass ich mich in keine andere Richtung umschaue."

David Alaba und Co. könnten die EM-Teilnahme im Herbst fixieren, davor stehen noch die drei Nachwuchs-Endrunden auf dem Programm. Bei den Kaderzusammenstellungen für die Turniere ist der eine oder andere Härtefall nicht ausgeschlossen, schließlich gibt es vor allem bei der U19 und der U20 eine beträchtliche Schnittmenge an Spielern. "Aber die Trainer verstehen sich nicht nur von der Philosophie her gut, sondern sind auch Freunde. Ich sehe da keine Schwierigkeit", betonte Ruttensteiner.

Komplikationen bei den Team-Nominierungen könnte es aber trotzdem geben - für die Klubs besteht nämlich bei den Junioren-Endrunden keine Abstellpflicht. "Ich kann nicht garantieren, dass wir alle Spieler bekommen werden", sagte Ruttensteiner.

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