AUT vs. SUI: Ein Vergleich, der neidisch macht

Herz an Herz: Österreichs Teamchef Marcel Koller mit Primgeiger David Alaba (li.), ...
Österreich fordert die Schweiz. Ein Duell, das nur auf den ersten Blick auf Augenhöhe stattfindet.

"Sollte die Schweiz ein Tor schießen, werde ich sicher nicht mitjubeln." Marcel Koller weiß, dass er heute Abend ein wenig im Mittelpunkt stehen wird, wenn Österreichs Fußballer im Prater jene der Schweiz herausfordern. "Ich habe 55 Mal für die Schweiz gespielt, aber noch nie gegen die Schweiz", erzählt der 55-Jährige.

Koller hat sich in Österreich als fußballerischer Entwicklungshelfer bewiesen. Unter seiner Leitung scheint Österreich in der FIFA-Weltrangliste erstmals unter den besten zehn auf und kann – wenn es im Ernst-Happel-Stadion (20.45 Uhr, live ORF eins) keine Niederlage gibt – sogar England überholen und auf Rang neun vorrücken. "Jetzt gilt es, das zu konsolidieren und weiterzuführen", sagt Koller. Die Schweizer seien den Österreichern aber einen Schritt voraus. Koller: "Sie sind seit Jahrzehnten in der Weltspitze, unter den Top 30. Und sie waren in der Weltrangliste schon einmal auf Rang sechs."

Schweiz-Fan

Auch der Sportdirektor des ÖFB ist ein Schweiz-Fan. Willi Ruttensteiner hat sich 2011 auch für die Verpflichtung von Marcel Koller stark gemacht. Der Oberösterreicher gesteht: "Ja, ich beneide sie. 2002 bin ich in Basel gesessen beim Semifinale der Unter-21-EM, wo die Schweiz gespielt hat. Das habe ich mir für uns gewünscht, es ist bis heute nicht eingetroffen." Österreich hat an einer U-21-EM überhaupt noch nie teilgenommen. Und Ruttensteiner fährt fort: "Ich beneide sie auch um den U-17-WM-Titel 2009 in Nigeria und um unzählige Teilnahmen der A-Nationalmannschaft bei Europa- und Weltmeisterschaften." In der Tat versäumten die Schweizer seit 2004 nur ein großes Turnier, und zwar die EM 2012 in Polen und der Ukraine.

Im Nachwuchs waren sie nicht nur Weltmeister, sondern mit der U-17 im Jahr 2002 auch Europameister. "All das haben wir nicht erreicht. Und deswegen bin ich überzeugt davon, dass wir momentan nicht sagen können: Wir sind besser als die Schweiz. Sie haben im letzten Jahrzehnt deutlich mehr geschafft", betont Ruttensteiner. Der Weg der intensiven Nachwuchsarbeit sei im Nachbarland schon zehn Jahre früher eingeschlagen worden.

AUT vs. SUI: Ein Vergleich, der neidisch macht
Investiert wurde in der Schweiz allerdings nicht nur in die Jugend, sondern auch in die Infrastruktur. Ein Blick auf die Stadien der Nachbarn (siehe Grafik) zeigt, dass seit der Jahrtausendwende sieben moderne Arenen eröffnet wurden, die nicht nur Hunderte Millionen an Baukosten verschlungen haben, sondern vor allem in teilweise viel kleineren Städten stehen, als jene in Österreich.

Gemeinsamkeit

Doch immerhin eines haben Österreich und die Schweiz gemein: Bei der EM-Auslosung am 12. Dezember werden die Schweiz und Österreich aus Topf zwei gezogen. Und am Dienstag spielt die Nr. 10 der Weltrangliste (Österreich) gegen die Nr. 11 (Schweiz). Die Momentaufnahme weist also ein Duell auf Augenhöhe aus. Koller sagt daher: "Das wird ein interessantes Spiel." Die Qualitäten der Nati beschreibt er so: "Sie haben eine gute Offensive und Spieler auf der Außenbahn, die viel Druck nach vorne machen. Sie werden nicht hektisch. Man muss hellwach sein, auch wenn man in Führung liegt. Sie können immer zurückkommen, so wie zuletzt." In der Slowakei kam die Schweiz am Freitag von 0:3 noch auf 2:3 heran, verlor aber.

"Sie haben viele Spieler mit viel internationaler Erfahrung und bei Topvereinen", sagt Christian Fuchs. Österreichs Teamkapitän steht bei Leicester unter Vertrag, ebenso der Schweizer Teamkapitän Gökhan Inler.

Dem Schweizer Teamchef Vladimir Petkovic fehlen drei Spieler, ebenso Marcel Koller. "Diese drei Wechsel stehen fest, der Rest wird sich ergeben", sagt Koller. Für Almer wird Özcan im Tor stehen, und in der Offensive dürften Jantscher und Sabitzer für Harnik und Junuzovic spielen. Der Teamchef hat vollstes Vertrauen in seinen Kader und sieht keinen Grund, an der Spielanlage etwas zu verändern. "Sie kennen unsere Spielidee und die Laufwege. Wir haben ja auch schon in der Qualifikation den einen oder anderen ersetzen können."

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