Österreich besiegt Albanien mit viel Mühe

Marc Janko und Martin Harnik beim Torjubel.
Marc Janko und Martin Harnik treffen beim knappen 2:1-Sieg.

Österreich ist die Nummer 10 der Welt. Dennoch herrschte vor dem ersten Auftritt im EURO-Jahr 2016 eine gewisse Ungewissheit über die aktuelle Stärke wenige Monate vor dem großen Turnier. Den Standort galt es gegen Albanien zu bestimmen. Am Ende des ersten Tests stand ein 2:1 mit einer starken ersten Hälfte und einem durchwachsenen zweiten Durchgang gegen den EM-Debütanten. Immerhin startete man mit einem Sieg ins Jahr, wobei man dabei viel Licht in der Offensive und auch etwas Schatten in der Rückwärtsbewegung sah.

Koller blieb sich selbst und seinem Stammpersonal treu . Er setzte auch gegen Albanien auf jene Elf, die während der Qualifikation den Stamm gebildet hatte. Leistung und Resultat gaben ihm in der ersten Hälfte Recht, wo es Spaß machte, dieser Mannschaft zuzuschauen.

Traumstart

Denn von Beginn übte Österreich Druck aus und kam sofort zu guten Chancen durch Janko und Hinteregger. Belohnt wurde der Eifer sehr früh mit dem 1:0 durch Torjäger Janko, der sich im Zweikampf gut durchsetze und akrobatisch Goalie Berisha überhob (6.).

Österreich agierte reich an Varianten mit langen Wechselpässen und scharfen Zuspielen in die Tiefe und ballsicher in den Aktionen. Dermaßen kreierte man weiter Möglichkeiten. Janko scheiterte per Kopf, nicht so Harnik, der einen weiten Abschlag von Tormann Almer zum 2:0 verwertete (13.).

Bei Ballbesitz trugen Kollers Spieler gegenseitiges Verständnis zu Schau, vor allem das Dreieck Alaba, Junuzovic und Baumgartlinger harmonierte in Staffelung und bei den Laufwegen. Umgekehrt setzte man nach Ballverlust den Gegner sofort und mit Erfolg unter Druck.

Holte die Koller-Elf zwischenzeitlich tief Luft, verlor sie selten die Kontrolle über das Geschehen, ließen nur zwei Chancen zu. Mavraj mit einem Kopfball und Lenjani mit einem Weitschuss wurden bei Almer vorstellig.

Ob des Spielstandes gab sich Koller einen Experimentier-Ruck und brachte Wimmer für Hinteregger und Suttner für Fuchs. Und plötzlich stand es nur noch 2:1, weil Lenjani eine Unachtsamkeit von Dragovic ausnützte und perfekt ins kurze Kreuzeck abschloss. Dabei hatte man „Schoko“ Schachners Tor bei der WM 1978 gegen Spanien vor Augen. Die 7000 albanischen Fans sorgten in Folge für Stimmung.

In Bedrängnis

Junuzovic hätte nach Arnautovic-Zuspiel das dritte Tor erzielen müssen, traf aus zwei Metern nicht ins Tor. So konnten die Albaner ihr wieder erlangtes Selbstvertrauen ausspielen und Österreich in Bedrängnis bringen. Denn in der Hektik verloren Kollers Mannen immer wieder Übersicht und Ordnung, es schlichen sich Fehler ein. Das hatte zur Folge, dass es den Offensiv-Aktionen meist am finalen Pass fehlte.

Im Finish hatte Österreich einen numerischen Vorteil, weil Kace nach einem bösen Foul an Dragovic die Gelb-Rote Karte sah. Koller schöpfte das Wechsel-Kontingent aus, brachte noch Ilsanker, Okotie, Schöpf und Burgstaller. Die Kapitänsschleife wanderte somit von Fuchs über Janko und Alaba zu Harnik.

Albanien drängte auch in Unterzahl auf den Ausgleich, Österreich konnte die Kontrolle über das Geschehen nicht mehr zurückgewinnen, viel zu selten gelangen Entlastungsangriffe, die Sicherheit hätten geben können. Burgstaller hatte in der Schlussminute noch das 3:1 auf dem Fuß. Unterm Strich war es ein gelungener Auftakt ins EURO-Jahr.

Der Liveticker zum Nachlesen

KURIER-Noten für die Teamspieler

Österreich - Albanien 2:1 (2:0)

Ernst-Happel-Stadion, 28.600 Zuschauer, SR Kruzliak (SVK).


Tore: 1:0 (6.) Janko
2:0 (13.) Harnik
2:1 (47.) Lenjani

Österreich: Almer - Klein, Dragovic, Hinteregger (46. Wimmer), Fuchs (46. Suttner) - Baumgartlinger (76. Ilsanker), Alaba (87. Schöpf) - Harnik, Junuzovic, Arnautovic (87. Burgstaller) - Janko (79. Okotie)

Albanien: E. Berisha - Hysaj, Cana, Mavraj, Agolli - Lila (46. Roshi), Abrashi (86. Basha), T. Xhaka (86. Kukeli), Kace, Lenjani (79. Sadiku) - Balaj (46. Cikalleshi)

Gelb-Rote Karte: Kace (77./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: keine

Marc Janko (Österreich-Torschütze zum 1:0): "Wir wollten sie von Anfang an unter Druck setzen, das haben wir auch geschafft. Die erste Hälfte war in Ordnung, in der zweiten haben wir sie zu viel ins Spiel kommen lassen. Wir waren zu passiv, deswegen sind sie besser ins Spiel gekommen. Am Ende des Tages zählt der Sieg gegen einen EM-Teilnehmer. Es war ein guter Test, nicht mehr und nicht weniger. Bei Freundschaftsspielen bin ich immer ein bisschen zwiegespalten, wie man das bewerten soll. Leider kann man davon nicht wahnsinnig viel mitnehmen, aber es ist immer schön, wenn man gewinnt."

Christian Fuchs (Österreich-Kapitän): "Ich denke, Albanien hat es beim Tor richtig gut gemacht. Wir waren da immer einen Schritt zu langsam. An und für sich haben wir ein gutes Spiel gemacht, haben klar mehr Ballbesitz gehabt und waren die bessere Mannschaft. Deswegen war der Sieg in Ordnung. In der ersten Hälfte haben wir noch mehr Chancen gehabt, vielleicht hätten wir bei der Torausbeute noch das eine oder andere Tor machen müssen. Es war meiner Meinung nach ein guter Test. Ein Freundschaftsspiel hat nicht unbedingt den Charakter, als wenn es um Punkte geht."

David Alaba (Österreich-Mittelfeldspieler): "Ich denke, dass die erste Hälfte sehr, sehr positiv war. Wir haben genau das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben. In der zweiten Hälfte sind wir nicht so aus der Kabine gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben, sind irgendwie auch überrascht worden durch das Pressing. Dann haben die Kräfte etwas nachgelassen, ein bisschen war die Luft draußen. Im Großen und Ganzen war es okay. Wir wollten das Spiel gewinnen, das haben wir, und auch verdient. Es war eine lange Woche für uns."

Marcel Koller (Österreich-Teamchef): "In der ersten Hälfte haben wir nicht viel zugelassen, kriegen dann gleich nach der Pause den Anschlusstreffer, dann hat der Gegner Mumm gekriegt. Dann hätten wir mehr spielen müssen, das haben wir in der zweiten Hälfte nicht so gut gemacht wie in der ersten. Wir hatten aber auch noch Möglichkeiten vorne. Es war nicht alles glänzend, aber es gibt auch solche Spiele. Lieber jetzt als bei der EURO. Das soll uns eine Lehre sein, dass man das nicht so aus der Hand gibt. So viel Torgefahr haben sie aber auch nicht ausgestrahlt."

Typisch Marcel Koller. Vier Vorbereitungsspiele vor der EM-Premiere sind die Zeiten der Experimente vorbei. Zeiten, die es ohnehin so gut wie nie gegeben hat. Zu überzeugt ist der Schweizer vom Stammpersonal, das er gesucht und gefunden hat. Also Hinteregger, der Mann aus Gladbach, statt Tottenham-Verteidiger Wimmer. Weil Hinteregger das Gefüge kennt, weil er genau weiß, was der Teamchef erwartet.

Koller hat mit Sicherheit seine 23 Mann für die französischen Wochen schon im Kopf, auch wenn er das nicht zugibt. Sehr wahrscheinlich, dass am Samstag jene Elf gegen Albanien begann, die auch am 14. Juni den EM-Auftakt gegen Ungarn bestreiten wird. Zwei vermeintlich leichtere Gegner, jedenfalls .

Gegner eben, die von der öffentlichen Meinung schon als verlässlicher Punktelieferant angesehen werden.

Deshalb war der Spielverlauf ein lehrreicher. Zwei schnelle Tore, erzielt in einer spielerisch starken ersten Halbzeit. Der Anschlusstreffer als Warnung, viel Sand rieselte danach ins Getriebe. Und bei der oft gerühmten kollektiven Stärke, wird das Spiel trotz Formproblemen belebt von Alabas Passgenauigkeit und Gefährlichkeit bei Standardsituationen, von der Stabilität eines Julian Baumgartlinger, der Torgefahr des Marc Janko und – mit Abstrichen – der Dynamik von Marko Arnautovic.

Keiner sollte sich verletzen, das kann sich Österreich nicht leisten. Also drei Spiele lang gezittert – bis zum Ernstfall gegen die Ungarn.

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