Tröstender Pep: "Bayern hat eine große Zukunft"

Pep Guardiola verlässt München ohne Champions-League-Pokal.
Der Katalane sieht sich nicht als gescheitert, sondern vielmehr als ein unendlich stolzer Verlierer.

Nach seinem bittersten Sieg mit dem FC Bayern litt Pep Guardiola erst einmal mit seinen traurigen Spielern. Später präsentierte sich der Katalane dann auf dem Podium des riesigen Pressesaals in der Münchner Fußball-Arena bei aller Enttäuschung über den dritten Halbfinal-K.o. in der Champions League nicht als ein in München gescheiterter Trainer, sondern vielmehr als ein unendlich stolzer Verlierer eines mitreißenden Fußballdramas. Auch wenn noch zwei Titel zu gewinnen sind, hob Guardiola nach dem nutzlosen 2:1 (1:0) gegen Atlético Madrid zu einer flammenden Abschiedsrede an.

„Ich habe mein Bestes getan. Ich habe mein Leben gegeben für diese Mannschaft. Ich bin stolz. Es war eine Ehre, mit diesen Spielern zu arbeiten. Diese Spieler sind wow“, sagte Guardiola. Seine dreijährige Mission in München bleibt ohne Champions-League-Endspiel und ohne den Königsklassentitel unvollendet, aber seine Arbeit war für ihn nicht sinnlos. „Ich habe eine fantastische Zeit erlebt. Ich bereue nichts. Bayern München hat eine große Zukunft mit diesen Spielern, mit dieser Mentalität“, sagte Guardiola. Ernten soll nun sein Nachfolger. „Ich hoffe, Carlo (Ancelotti) kann das Finale erreichen“, sagte Guardiola.

Das irre Halbfinal-Rückspiel war ein Fußballfest, allerdings eines ohne Happy End für den zweimaligen Champions-League-Sieger (2001, 2013). „Es tut weh. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir nicht im Finale spielen“, sagte Robert Lewandowski, dessen Siegtor zum 2:1 nach dem 0:1 in Madrid wegen der Auswärtstorregel nicht reichte.

„Der Fußball ist manchmal extrem gemein“, klagte Thomas Müller, der Weltmeister, der vermeintliche Mann ohne Nerven, der mit seinem Elfmeter-Fehlschuss das so wichtige 2:0 vergeben hatte. „Wir haben Madrid 90 Minuten klar beherrscht, dass man da ausscheidet, tut weh“, sagte Müller.

Simeone: „Wir mussten leiden“

Atlético jubelte nach hochemotionalen 95 Minuten und 23 Sekunden, weil Antoine Griezmann „ein Geschenk“ (Lewandowski) der furios anstürmenden Bayern zum 1:1-Ausgleich annahm. „Wir mussten leiden“, gestand Atlético-Trainer Diego Simeone. „Ich habe in der ersten Hälfte gegen den besten Gegner in meiner Karriere gespielt. Unfassbar, wie Bayern da aufgetreten ist“, sagte der Argentinier.

Bis zum Abpfiff war alles möglich in einem heroischen Kampf, den Welttorhüter Manuel Neuer mit seiner Parade beim unberechtigten Foulelfmeter von Fernando Torres offen gehalten hatte. „Was soll man der Mannschaft vorwerfen? Wenn man so dominant war, ist schon eine große Enttäuschung da“, sagte Philipp Lahm, der Kapitän.

Rummenigge fühlt sich betrogen

Karl-Heinz Rummenigge entlud den Frust in einer überzogenen Kritik an Schiedsrichter Cüneyt Çakir. Das entscheidende Tor von Griezmann fiel aus abseitsverdächtiger Position, beim Elfer foulte Javi Martínez Atlético-Angreifer Torres vor der Strafraumlinie. „Wir fühlen uns auch ein bisschen betrogen. Der Schiedsrichter hat keine glückliche Figur abgegeben“, beschwerte sich der Bayern-Chef. Ein Delegierter der UEFA habe die Schiri-Leistung als „Schande“ bewertet. „Wir hätten es verdient gehabt, nach Mailand zu gehen“, erklärte Rummenigge.

Tatsache ist, Bayerns Alptraum-Triple wurde real, der Fluch in Halbfinalspielen mit Guardiola setzte sich fort: 2014 K.o. gegen Real Madrid, 2015 Aus gegen den FC Barcelona - und nun der dritte K.o. gegen ein Team aus Spanien. Immer fehlte das wichtige Auswärtstor im Hinspiel. Aber nur gegen Atlético war das Aus wirklich unglücklich.

Titel für Pep „Nummern“

Zählen im Fußball am Ende nur Titel, wurde Guardiola noch gefragt. „Für die Welt, für die Leute, für die Journalisten ja“, lautete die Antwort. „Natürlich war es mein Ziel, ein Finale zu erreichen.“ Aber seine Münchner Zeit mag Pep nicht nur an Endspielen und Pokalen messen. Titel seien für ihn „Nummern“. Ihm geht es um das Spiel, die Umsetzung von Ideen, die Entwicklung einer Mannschaft. „Wir haben eine tolle Champions League gemacht“, resümierte der 45-Jährige, der im Sommer weiter nach England zu Manchester City zieht.

Vorher wird er noch dreimal als Trainer auf der Bayern-Bank sitzen. Mit großer Sicherheit wird er den dritten Meistertitel im dritten Jahr feiern dürfen. Und am 21. Mai, in seinem Abschiedsspiel, das eigentlich eine Woche später in Mailand stattfinden sollte, kommt es noch zu einem Finale. In Berlin werden die Bayern dann gegen den nationalen Erzrivalen Borussia Dortmund um den DFB-Pokal kämpfen. „Wir können immer noch mit dem Double rausgehen aus der Saison“, sagte Lahm in der Nacht zum Mittwoch. Im Moment der großen Leere und Traurigkeit war das aber für alle Bayern nur ein schwacher Trost.

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