"Was nun mit Oranje, Guus?"

Totale Ohnmacht: Die niederländischen Stars Danny Blind (li.) und Klaas-Jan Huntelaar schlichen aus dem Stadion von Reykjavik.
Nach der Blamage auf Island steht Teamchef Hiddink schwer in der Kritik. Die niederländische Presse tobt.

Oranje sieht schwarz nach der dunklen Stunde auf Island: Die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich hat ihre nächste Überraschung. Das 0:2 der Niederlande am Montagabend auf Island war eine Blamage des WM-Dritten und ein weiterer Beweis, dass die einstige Mehr-Klassen-Gesellschaft im europäischen Fußball ad acta gelegt ist.

"Es ist zwei vor zwölf. Wir beginnen wieder bei Null. Wir müssen nicht denken, dass wir gut sind. Denn wir sind nicht gut", sagte Arjen Robben. Der Bayern-Star musste wie seine Mitspieler völlig hilflos die Gegentore des Swansea-Stürmers Gylfi Sigurdsson registrieren.

"Totale Ohnmacht sowohl auf dem Feld als außerhalb", titelte die Zeitung Trouw und kritisierte damit Bondscoach Guus Hiddink. Der 67-Jährige beschwichtigte: "Wir werden alles und jeden gut und ruhig analysieren müssen. Es ist wichtig, jetzt nicht die Emotionen an erste Stelle zu setzen."

Kleine Fräuleins

Das aber will bei nun sechs Punkten Rückstand nach drei Spielen auf Tschechien und Island in den Niederlanden niemand hören. "Was nun mit Oranje, Guus?", schrieb De Telegraaf und folgerte aus dem Auftritt: "Oranje ist im Auflösungszustand." Das Algemeen Dagblad ging noch einen Schritt weiter. "Hiddink hat keine Inspirationen. Als ob das heilige Feuer in ihm erloschen ist." De Volkskrant schließlich verfiel in Sarkasmus: "Die Mannschaft von Hiddink fällt auseinander wie eine Mannschaft von kleinen Fräuleins."

"Es ist Zeit, für einen jüngeren Trainer Platz zu machen", äußerte sich etwa Frank de Boer gegenüber Voetbal International unmissverständlich.

Island, das die WM in Brasilien erst durch eine Rückspiel-Niederlage in der Relegation gegen Kroatien verpasst hatte, frohlockte. "Ein fantastisches Ergebnis. Wir wussten, dass wir viel hinterherlaufen würden, dass Holland mehr Ballbesitz haben würde, aber unser Plan ging perfekt auf: gut verteidigen und schnelle Konter spielen. Unser Trainer hat uns perfekt eingestellt", meinte Matchwinner Sigurdsson.

Nach der erneuten Niederlage des großen Gruppenfavoriten und dem eigenen 4:2-Sieg in Kasachstan glaubt Tschechien an die EM-Teilnahme. "Der Kunstrasen kann Tschechiens Feldzug nicht stoppen", kommentierte die Pravo den dritten Sieg im dritten Spiel. Was dieser Wert ist, wird man am 16. November sehen. Dann kommt es in Prag zum Aufeinandertreffen der noch ungeschlagenen Tschechen und Isländer. Die Niederländer empfangen den Gruppenvierten Lettland, der der Türkei ein 1:1 abtrotzte.

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