"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

Michel Platini
Platini fordert Blatter zum Rücktritt auf. UEFA entscheidet sich aber gegen Boykott der FIFA-Wahl. ÖFB stimmt gegen Blatter.

UEFA-Präsident Michel Platini hat den umstrittenen FIFA-Boss Joseph Blatter zum Rücktritt aufgefordert. „Ich habe ihm gesagt: 'Bitte verlasse die FIFA. Lass es sein'“, berichtete der Franzose am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Zürich von der Unterredung mit Blatter und ergänzte: „Es wäre ein Zeichen von Größe gewesen. Fußball ist wichtiger als Personalien, aber er hat gesagt: 'Es ist zu spät. Ich kann nicht aufhören, nicht zu Beginn dieses Kongresses.'“

Platini gilt als großer Unterstützer von Blatter-Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein. Die UEFA werde zum „allergrößten Teil“ (darunter auch der Österreichische Fußball-Bund) für den Jordanier stimmen, erklärte er. Auch schloss der Franzose für den Fall eines Wahlsiegs von Blatter einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen FIFA-Wettbewerben nicht aus. Bei einer Sondersitzung rund um das Champions-League-Finale in Berlin werde man in der kommenden Woche "alle Möglichkeiten ins Auge fassen".

Druck auf Blatter

Nach dem neuerlichen Korruptionsskandal innerhalb der FIFA steht Präsident Blatter (zum Artikel: "Blatters zwielichtige Fußballwelt") unter Druck. Viele Beratungen laufen, die Sponsoren fordern Veränderungen. Sogar Wladimir Putin hat sich eingeschaltet. Er sorgt sich um die WM 2018 in Russland.

Nach den skandalösen Entwicklungen mit Festnahmen und Suspendierungen steht die FIFA weltweit am Pranger und beschäftigt inzwischen sogar höchste politische Kreise. Kremlchef Wladimir Putin hat der USA ungerechtfertigte Einmischung vorgeworfen und sich hinter dem umstrittenen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter gestellt.

Unterdessen haben mehrere Sponsoren den Druck auf die FIFA erhöht, Organisationen wie Amnesty International fordern den Rücktritt von Blatter. Dessen Wiederwahl beim FIFA-Kongress am Freitag, die vor den dramatischen Entwicklungen am Mittwoch praktisch fix schien, ist immer noch wahrscheinlich, aber nicht nicht mehr garantiert.

In der FIFA-Zentrale versammelte Blatter am Donnerstagmorgen Vertreter der sechs Konföderationen. Auch UEFA-Chef Michel Platini als ranghöchster Vertreter der Anti-Blatter-Koalition nahm daran teil, bevor er beim Meeting der europäischen Verbände eintraf.

In mehreren Sitzungen berieten Vertreter verschiedener Konföderationen am Donnerstag über ihre Strategie vor dem für Freitag geplanten Urnengang.

Der FIFA-Skandal in Zitaten

"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

UEFA President Platini arrives for a news conferen
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

De Gregorio, FIFA Director of Communications and P
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

RUSSIA FIFA WORLD CUP 2018
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

Trinidad and Tobago's former National Security Min
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

Rousseff looks on as she arrives to attend a plena
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

FILE SWITZERLAND SOCCER FIFA SOUTH AFRICA
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

The IRS Criminal Investigative Division Chief Webe
"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

USA SOCCER FIFA ARRESTS

Sondersitzung

Blatter sagte angesichts der aktuellen Ereignisse alle seine geplanten Auftritte vor der offiziellen Kongress-Eröffnung am Donnerstag (17.00 Uhr) in einem Zürcher Theater ab. Stattdessen traf er sich zu der Sondersitzung mit Vertretern aller sechs Konföderationen.

"Kann nicht auf alle aufpassen"

Doch ungeachtet weltweiter Kritik eröffnete Blatter den FIFA-Weltkongress mit Pop und Trara. „Sie werden mir zustimmen, dass dies beispiellose und schwierige Zeiten für die FIFA sind“, sagte er zu Vertretern der 209 Mitgliedsverbände und sprach von „Schande und Beschämung“ für den Fußball. Doch werde er "nicht erlauben, dass einige wenige die harte Arbeit der Mehrheit, die so hart für den Fußball arbeitet, zerstören.“ Blatter wisse, dass ihn viele für verantwortlich halten, "aber ich kann nicht ständig auf alle aufpassen."

Empörung

Die Spitze des europäischen Dachverbandes UEFA hatte sich am Mittwoch in bislang nicht gekannter Deutlichkeit gegen Blatter positioniert. Ein Boykott der Veranstaltung oder zumindest der Präsidentenwahl im Züricher Hallenstadion wurden als Möglichkeit in Erwägung gezogen. Schlussendlich entschied sich die UEFA aber gegen einen Wahl-Boykott, will am Freitag aber zu großen Teilen für Herausforderer Prinz Ali bin al-Huessein votieren.

"Boykott ist keine Lösung"

"Es wird keinen Boykott von der UEFA geben, weil es (neben der Präsidentenwahl) weitere wichtige Fragen zu klären gibt", erklärte der niederländische Verbandspräsident Michael van Praag, der ursprünglich als Herausforderer von Amtsinhaber Joseph Blatter aufgetreten war, seine Kandidatur aber zurückgezogen hat.

"Boykott ist keine Lösung, das ist noch nie eine gewesen. Das war auch in der olympischen Bewegung so", ergänzte Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL) und ergänzte: "Was hier passiert, ist ein absolutes Desaster. Wir müssen den Wandel herbeiführen. Das können wir nur, wenn wir Prinz Ali wählen."

Der englische Verbandspräsident Greg Dyke sprach sich ebenfalls dafür aus, die Wahl durchzuführen. Dyke erhofft sich gute Chancen für eine Wahl al-Husseins. Offenbar scheint die bisher als sicher geltende große Mehrheit für Amtsinhaber Joseph Blatter zu bröckeln. Auch Australien hat inzwischen bekanntgegeben, für Prinz Ali zu stimmen. Der Engländer David Gill will unterdessen auf seinen Platz im FIFA-Exekutivkomitee verzichten, sollte Blatter gewählt werden.

Unterstützung bekommen die Blatter-Gegner derweil auch aus anderen Kontinentalverbänden. Nach dpa-Informationen wollen die Vertreter der südamerikanischen Konföderation CONMEBOL bei internen Gesprächen am Donnerstag ihr Wahlverhalten ernsthaft überdenken. Zudem sollen Gespräche mit Funktionären der UEFA und der CONCACAF-Zone aus Nord- und Mittelamerika gesucht werden. Die asiatische Konföderation AFC erneuerte dagegen am Donnerstag ihr Treuebekenntnis zu Blatter. Die AFC hat bei der Wahl 46 von 209 Stimmen. Der Kontinentalverband von Afrika (CAF) hat dagegen seine Unterstützung für Blatter bekräftigt.

Sponsoren machen Druck

Von ihren Sponsoren bekam die FIFA mahnenden Worte. Das Kreditkartenunternehmen Visa mahnte „rasche und sofortige Maßnahmen“ an, um die Probleme innerhalb der FIFA zu beheben. „Sollte die FIFA dies nicht tun, haben wir sie informiert, dass wir unser Sponsoring neu bewerten würden“, teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme mit. Der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai betonte, dass man die Lage genau beobachten wolle. „Als Unternehmen, für das ethischen Normen und Transparenz den höchsten Stellenwert besitzen, sind wir extrem besorgt über die eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen bestimmte FIFA-Führungskräfte.“ Auch der Sportartikelhersteller Adidas und das Fast-Food-Unternehmen McDonalds richteten mahnende Worte an die FIFA.

In Moskau wächst die Sorge, dass Russland im Zuge der Ermittlungen die Austragungsrechte verlieren könnte. „Wir wissen von dem Druck, der auf Blatter ausgeübt wurde, mit dem Ziel, Russland die WM 2018 wegzunehmen“, sagte Putin. Sportminister Witali Mutko - auch UEFA- und FIFA-Exkomitglied - äußerte sich in Zürich jedoch moderat. „Es gibt kein Risiko, es gibt kein Problem.“

Korruption

Nach Ermittlungen aus den USA waren am Mittwoch sieben Spitzenfunktionäre, darunter auch die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay), in Zürich festgenommen worden. Alle sieben widersetzen sich der Auslieferung in die USA. Insgesamt stehen 14 Personen unter Korruptionsverdacht. Die US-Justiz hat auch gegen den früheren Chef des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL in Paraguay, Nicolás Leoz, einen internationalen Haftbefehl erwirkt. Jack Warner, eine weitere Schlüsselfigur, hatte sich am Mittwoch in Trinidad und Tobago der Polizei gestellt und wurde nach Zahlung einer Kaution von 2,5 Millionen Dollar auf freien Fuß gesetzt.

Das internationale Presse-Echo fiel für die FIFA und Blatter fatal aus. „Ihre dunklen Geister wird sie so schnell nicht los“, schrieb die „Neue Zürcher Zeitung“. Die New York Times stellte angesichts der Rolle der US-Justiz in dem Skandal süffisant fest: „Die FIFA wollte immer, dass Amerika sich mehr für den Fußball interessiert. Nun, das haben sie jetzt erreicht.“

"Bitte verlasse die FIFA! Lass es sein!"

Auf 161 Seiten zeichnen die US-Behörden in ihrer Anklage gegen 14 Beschuldigte ein erschreckendes Bild der Korruption im Weltfußball. In dem Schriftstück werden die einzelnen Schemata aufgeschlüsselt, wie im Geflecht von Bestechung, Schmiergeld und Geldwäsche die Summen steigen und immer mehr Funktionäre mitverdienen. Eine Auswahl aus Sicht der US-Justiz:

COPA AMERICA: 1986 erwirbt das Unternehmen Traffic Brazil die weltweiten Vermarktungsrechte für die Südamerika-Meisterschaft. Fünf Jahre später fordert CONMEBOL-Präsident NICOLAS LEOZ für eine Vertragsverlängerung eine sechsstellige Summe an Schmiergeld. Ein namentlich nicht genannter Mitverschwörer (#2) veranlasst die Zahlung einer sechsstelligen Summe in US-Dollar auf ein Konto, das LEOZ zugeschrieben wird. Bis 2011 erhält LEOZ Zahlungen für jede Auflage des Turniers, diese erhöhen sich jedes Mal und erreichen einen Millionenbetrag. Für die weltweiten Vermarktungsrechte der vier Copa Americas von 2015 an werden bereits insgesamt Schmiergelder in Höhe von 110 Millionen an elf CONMEBOL-Offizielle vereinbart.

GOLD CUP: Mit Hilfe des gleichen Mit-Verschwörers (#2) wird ein System wie bei der Copa America aufgebaut. Traffic USA erwirbt von 1996 an für fünf Auflagen auch die Vermarktungsrechte der Nord- und Mittelamerika-Meisterschaft. Bis zum Turnier 2003 fließen Hunderttausende Dollar an Schmiergeldzahlungen an CONCACAF-Präsident JACK WARNER. Diese werden ebenfalls versucht, über Mittelsmänner zu verschleiern. WARNERS Nachfolger JEFFREY WEBB erhält 1,1 Millionen für seine Zusage der Rechte am Gold Cup und CONCACAF Champions League 2012 an Traffic USA. Für die Turniere im folgenden Jahr sind es bereits zwei Millionen.

COPA LIBERTADORES: Rund um 2000 hält LEOZ auch hier die Hand auf und bekommt von einem Mit-Verschwörer (#5) einer Sport-Marketing-Agentur Schmiergeld- und Kickback-Zahlungen für die Werberechte an der südamerikanischen Königsklasse im Vereinsfuß0ball. 2006 weist LEOZ #5 an, aus dem Werbekontrakt mit dem CONMEBOL mehr als zwei Millionen US-Dollar auf persönliche Konten in Schweiz und Paraguay zu lenken.

BRASILIANISCHE NATIONALMANNSCHAFT: Ein multinationaler Sport-Ausrüster aus den USA erwirbt 1996 die Ausrüsterrechte für zehn Jahre für 160 Millionen US-Dollar. Der Ausrüster stimmt zu, weitere 40 Millionen an eine Tochter von Traffic Brasil zu zahlen. Die Hälfte fließt als Schmiergeld von Mit-Verschwörer (#2) an eine weitere namentlich nicht genannte Person. 2002 wird der Ausrüstervertrag vorzeitig aufgelöst.

WM-VERGABE 2010: CONCACAF-Präsident WARNER berichtet einem Mitverschwörer, dass hohe FIFA-Offizielle, die südafrikanische Regierung und das südafrikanische Bieter-Komitee bereit seien, eine Zahlung von Südafrikas Regierung in Höhe von 10 Millionen Dollar an den CFU zu arrangieren. Diese soll "die afrikanische Diaspora unterstützen". Mitverschwörer #1 versteht, dass Warner, er selbst und Mitverschwörer #17 für Südafrika als Gastgeber der WM 2010 stimmen sollen. Warner deutet an, dass er das Angebot akzeptiert und sagt Mitverschwörer #1 zu, eine Million Dollar weiterzureichen. Die südafrikanische Regierung soll die Zahlungen daraufhin jedoch nicht direkt aus Regierungstöpfen vornehmen können. In drei Margen weist ein hochrangiger FIFA-Funktionär an, dass zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto fließen. Das Geld landet schließlich auf Konten im Namen der Karibischen Fußball-Union CFU und CONCACAF, kontrolliert von Warner, in Trinidad und Tobago. Durch Geldwäsche bei Mittelsmännern fließen Teile des Geldes schließlich zu Unternehmen in Trindad und Tobago sowie Warners Privatkonten. Mit-Verschwörer #1 erhält mehr als 750.000 Euro von Warner.

FIFA-PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL 2011: Mit-Verschwörer #7, ein hoher Funktionär der FIFA und des asiatischen Verbands AFC, erklärt 2011 seine Kandidatur für das FIFA-Präsidentenamt. Ende April fließen 363.537,98 Dollar von einem Konto, das Mit-Verschwörer #7 kontrolliert auf ein Konto des CFU, das WARNER kontrolliert. Im Mai stellt #7 den CFU-Verbänden seine Kandidatur vor, WARNER sagt den Funktionären, dass sie sich ein "Geschenk" abholen könnten. Die Repräsentanten erhalten jeweils einen Umschlag mit 40.000 US-Dollar. Nachdem das System auffliegt und WARNER von seinen Posten zurücktritt, veranlasst Mit-Verschwörer #7 eine Zahlung von mehr als 1,2 Millionen Dollar auf ein Konto, das WARNER kontrolliert.

Schadenfreude ist ja prinzipiell ein unsympathischer Wesenszug. Aber jeder Fußballfreund, der seit Jahrzehnten die Korruption im Weltverband FIFA verfolgte, mochte zu Recht ein wenig schmunzeln, als die Verhaftung von sieben führenden Funktionären bekannt wurde. Enges Gefängnisbett statt der gewohnten Luxussuite. Dass Sepp Blatter auf freiem Fuß blieb, war logisch. Er war stets noch schlauer als geldgierig, sollen doch die anderen die Hand aufhalten, das hat er doch nicht nötig, er hat die ganze FIFA, die ihn zum reichen Mann machte.

Ebenso unehrlich wie die Spitze des Fußballverbandes sind jetzt die Absetzbewegungen. Seit 1986, also seit fast 30 Jahren, müssen wir regelmäßig von dicken Briefkuverts lesen, die so machen Delegierten dazu bewog, für bestimmte Austragungsorte von großen Turnieren zu stimmen. Welchen Grund hätte es sonst gegeben, ein Fußballturnier im Hochsommer in einem arabischen Land auszutragen? Ja, ja, es gilt die Unschuldsvermutung, jedenfalls für alle, die an das Christkind glauben.

Und die Sponsoren – die wollen erst jetzt erfahren haben, dass sie inmitten eines korrupten Systems stecken? Wer soll das denn glauben? Sie haben doch selbst vom System Blatter profitiert, in dem es eben nur am Rande um Sport, vor allem aber ums Geschäft ging. Und der europäische Verband UEFA hat auch nicht immer nach den Regeln von Transparency International gelebt, ist also auch nur bedingt glaubwürdig. Warum haben sich die Europäer nicht längst von der FIFA verabschiedet?

Blatter muss bleiben. Denn wenn er sein Büro verlässt und seine Vergangenheit aufgearbeitet wird, dann ist der König endgültig nackt, aber nicht nur er.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat FIFA-Präsident Joseph Blatter in der Korruptionsaffäre des Fußball-Weltverbandes den Rücken gestärkt. Putin sagte am Donnerstag in Moskau, Blatter habe seine Unterstützung.

Mit der Festnahme von sieben FIFA-Funktionären in Zürich überschritten die USA ihre rechtliche Zuständigkeit. "Das ist schon wieder ein offenkundiger Versuch der USA, ihr Rechtssystem auf andere Staaten auszuweiten", sagte Putin. Die Festnahmen seien ein Versuch, die Wiederwahl Blatters zu verhindern

Die US-Justiz hat neun hochrangige FIFA-Funktionäre wegen Korruptionsverdachts angeklagt. Unter ihnen befinden sich zwei FIFA-Vizepräsidenten. Der 79-jährige Blatter will sich am Freitag für eine fünfte Amtsperiode an die Spitze des Weltverbandes wählen lassen.

In die Diskussionen haben sich nach den Festnahmen und tiefgreifenden Korruptionsvorwürfen von Mittwoch auch die Außenminister von Frankreich und Großbritannien eingeschaltet. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hat sich für eine Verschiebung der Präsidentenwahl des Fußball-Weltverbands ausgesprochen. Er halte dies für sinnvoll, sagte Fabius am Donnerstag dem Radiosender France Inter. Derzeit biete sich ein "desaströses Image". Man sollte sich etwas Zeit nehmen und klären, "was stimmt und was nicht".

Sein britischer Kollege Philip Hammond sagte der BBC, bei der FIFA laufe "etwas zutiefst falsch". Der internationale Fußball brauche eine Reform.

DEUTSCHLAND

Süddeutsche Zeitung: "Die Ermittlungen gegen die FIFA gehen jeden etwas an, dem der Fußball am Herzen liegt. Sepp Blatters Männerbund muss gezwungen werden, sich mit dem Rechtsverständnis der realen Welt zu befassen. Auf eine Reform von innen hat man lange genug gewartet."

Die Welt: "Der Zugriff in Zürich, der auf Wunsch der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden erfolgte, bedeutet ein Erdbeben für den internationalen Fußball. Denn klar ist: Nun wird das korruptionsverseuchte internationale Fußballgeschäft ernsthaft untersucht."

Bild: "Unzählige Skandale, Korruptions-Vorwürfe und Rücktrittsforderungen sind an ihm krachend abgeprallt wie ein Ball von der Torlatte. Morgen wird er in seine 5. Amts-Periode gewählt werden, da kann er in der Tat ganz entspannt sein. Dass sieben Gefolgsleute nicht mitwählen können, weil sie festgenommen wurden, ist im Blatter-System dabei kaum der Rede wert. Die kleinen Verbände schüttet er zu mit finanziellen Zuwendungen. Im Gegenzug müssen sie ihm ihre Stimme geben."

SPANIEN

El Mundo Deportivo: "Wir sind erst am Anfang. Der Imageschaden für die FIFA ist brutal."

Marca: "Das FBI demontiert die FIFA. Es kann einfach nicht sein, dass unter diesen Umständen die Wahl zum FIFA-Präsidenten stattfindet. Das ist ein Witz."

AS: "Die US-Justiz erklärt der Korruption im Fußball den Krieg. Das FIFA-Erdbeben wird man auch bei der UEFA spüren."

El Pais: "Die Massenfestnahmen beschmutzen auch Joseph Blatter. Es ist nicht glaubhaft, dass der Präsident die tiefen Korruptionswurzeln nicht gekannt hat. Der logischste Schritt wäre nun der Rücktritt. Damit würde er keine Schuld einräumen, sondern Verantwortlichkeit zeigen."

ENGLAND

The Sun: "Die WM-Schande. Der vergiftete Sepp. Jetzt gebt England die WM!"

Guardian: "Blatter sitzt ganz oben auf diesem dampfenden Haufen von Bestechung. Er mag äußerlich ruhig wirken, aber er ist am Ende. Entweder er geht, oder die FIFA bricht zusammen. Oder es passiert beides."

The Times: "Die WM des Betrugs. Der Druck auf Blatter wächst ins Unendliche."

Daily Mail: "Blatter wird genau so schwer zu fassen sein wie Bin Laden, weil man ihn nicht mit Gewehren ausschalten kann."

Daily Telegraph: "Das Spiel ist aus! Endlich wird die FIFA für jahrzehntelange Korruption zur Verantwortung gezogen."

USA

New York Times: "Korruption verdunkelt den Fußball. Die FIFA hat immer gehofft, dass die USA sich mehr für ihren Sport interessieren
- jetzt hat sie es geschafft."

New York Post: "Loretta Lynch mistet die Jauchegrube aus. Hol die Roten Karten raus, Loretta!"

Washington Post: "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für die FIFA, ihre Entscheidung für diese beiden Länder (Anm.: WM Russland 2018 und Katar 2022) zurückzunehmen und die Ausschreibung unter unabhängiger Aufsicht wieder zu eröffnen. Es wäre auch ein guter Zeitpunkt, die Karriere von FIFA-Präsident Sepp Blatter zu beenden."

FRANKREICH

Ouest France: "Der Schraubstock schließt sich um die FIFA und Blatter."

Liberation: "Der Chef dieser von Korruption durchsetzten Institution ist sexistisch, homophob, leugnet Rassismus im Fußball und Sklavenarbeit in Katar."

SCHWEIZ

Tagesanzeiger: "In keiner anderen Geschäftswelt wäre Blatter noch tragbar. Bei der FIFA aber darf er jetzt den Erneuerer spielen. Ab morgen Freitag vermutlich für weitere vier Jahre. Das sagt alles aus über diesen Verband."

Neue Zürcher Zeitung: "Die FIFA wird sich um einen ruhigen Kongress bemühen und vermutlich den Präsidenten Joseph Blatter im Amt bestätigten. Aber ihre dunklen Geister wird sie so schnell nicht los, auch wenn die mutmaßlichen (Korruptions-)Vorgänge abermals Erdteile betreffen, die von Europa und Zürich weit entfernt sind."

Blick: "Wenn Blatter den Fußball so sehr liebt, wie er immer wieder betont, dann gibt es nur eins: Er sucht ab sofort und konsequent seinen Nachfolger. Und er gibt nach seiner Wiederwahl bekannt, dass er nicht mehr vier Jahre lang auf dem Thron kleben bleiben will."

Basler Zeitung: "Der 79-jährige Walliser ist amtierender Weltmeister im Aussitzen von Krisen. In jedem anderen Unternehmen hätte Blatter längst den Hut nehmen müssen. Weil er als Chef über einer Organisation thront, die jede Glaubwürdigkeit längst verspielt hat. Wenn es ihm tatsächlich nur um den Geist des Fußballs gehen würde, hätte er den Weg längst freimachen müssen. Aber ihm geht es um Macht"."

Berner Zeitung: "So ist die Hoffnung klein, dass ausgerechnet dieser jüngste Skandal die verkrusteten Strukturen aufbrechen könnte. Das hängt auch damit zusammen, dass weit und breit niemand in Sicht ist, der dem allmächtigen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter dessen Platz streitig machen könnte. Von sich aus abtreten wird Blatter nicht."

20 Minuten: ""Korrupt, intransparent, undemokratisch: Die FIFA wird mit wenig schmeichelhaften Etiketten behängt. An der Wiederwahl von Präsident Sepp Blatter wird das nichts ändern."

ITALIEN

Gazzetta dello Sport: "Ein Erdbeben erschüttert die FIFA. Jetzt droht eine Art Nürnberger Prozess, in dem 20 Jahre Regierung des Weltfußballs unter die Lupe genommen werden."

Corriere dello Sport: "Der FIFA-Schock! Wer weiß, am Schluss wird der internationale Fußball noch von den Nordamerikanern gerettet, die erst viele Jahre nach der WM 1994 begonnen haben, diesen Sport zu lieben."

Il Messaggero: "Die Amerikaner rächen sich für die Niederlage, die sie 2010 bei der WM-Bewerbung für 2022 erlitten haben."

La Repubblica: "Hier herrscht ein mittelalterliches System, das auf Verschwiegenheit, Komplizenschaft und Erpressung basiert."

La Stampa: "In einer normalen Welt würde der Mann, der der FIFA seit 20 Jahren vorsteht, von einem solchen Skandal zugrunde gerichtet. Aber die FIFA hat dunklere Regeln und verhöhnt das Gesetz mit einer Arroganz eines Schiedsrichters, der ein gerechtfertigtes Tor annulliert. Blatter kommt trotz aller Anschuldigungen stets ungeschoren davon, weil er die FIFA mit List und Tücke so aufgebaut hat, dass sie einem Spiegel-Schloss gleicht, in dem sich sein Abbild und seine Macht überall widerspiegeln und seine Fingerabdrücke unsichtbar sind."

TSCHECHIEN

Hospodarske noviny: "Es überrascht überhaupt nicht, wie die Ära Blatter Tage vor seiner erwarteten Wiederwahl in eine fünfte (!) Amtszeit endet. Natürlich wirft die Wahl des Zeitpunkts bei manch einem Fragen auf. Jeder, der Fußball gern hat und dafür sein Geld ausgibt, sollte jubeln, als ob sein Team ein wichtiges Spiel gewonnen hätte."

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