Der Liga-Vorstand und sein Problem mit Nazar

Christian Ebenbauer achtet penibel auf seine Wortwahl.
Bundesliga-Vorstand Ebenbauer spricht über Rapid-Fans, die Lizenzierung und ein Imageproblem.

Es gibt Leichteres, als von Christian Ebenbauer Klartext zu hören: Der 39-jährige Jurist achtet penibel auf seine Wortwahl. Im KURIER-Interview spricht der Bundesliga-Vorstand erstmals ausführlich über die Strafen für Rapid, die Grödiger Stadionmisere und die Wortwahl von Image-Partner Nazar.

KURIER: Es gab zuletzt viele und höhere Strafen. Ist die Bundesliga unter Ihrer Führung strenger und konsequenter geworden?

Christian Ebenbauer: Ganz wichtig ist, dass die Senate der Bundesliga und ihre Mitglieder unabhängig sind. Der Eindruck der Strenge entsteht aber durch die verschärften Bestimmungen. Vor zehn Jahren standen die wirtschaftlichen Kriterien bei der Lizenzierung im Vordergrund. Aktuell liegt der Fokus auf der Infrastruktur und den Stadionbestimmungen. Und bei der Pyrotechnik hat es seit dem Platzsturm 2011 massive Verschärfungen des Strafrahmens gegeben.

Rapid stellt die Frage der Verhältnismäßigkeit, weil allein im Frühjahr für Pyro-Shows 70.000 Euro zu zahlen waren. Genauso viel wie Grödig, wo der Platz einem Acker glich und der Spielbetrieb durch Absagen gestört war. Ist das nicht schlimmer, also auch strenger zu ahnden?

Ein Vergleich ist schwierig, es waren dafür zwei unterschiedliche Gremien zuständig. Grödig kann nichts dafür, dass es geschneit hat. Und es ist schwer beweisbar, wie bei der Schneebeseitigung richtig hätte gehandelt werden können. Aus meiner juristischen Sicht ist der sofortige Einbau der Rasenheizung strafmildernd.

Das heißt: wenn Rapid erklärt hätte, "Pyro ist ab sofort ein No-Go für uns", wären die Strafen geringer ausgefallen?

Das kann man mit Ilco Naumoski vergleichen: Der hat nach der dritten Schiedsrichter-Beleidigung auch eine höhere Strafe bekommen. Im Durchrechnungszeitraum von drei Jahren muss sich der Senat 1 immer wieder mit den gleichen Vergehen von Rapid-Fans auseinandersetzen. Ich würde eine sofortige Erklärung nach dem Frühjahrsauftakt gegen Ried als strafmildernd werten – so wie es Köln an dem Wochenende nach dem natürlich schlimmeren Platzsturm seiner Fans gemacht hat.

Ihr Vorgänger Pangl sagte: "So ein Aufsteiger wie Grödig darf nie wieder passieren." Wurde das Infrastrukturproblem verschlafen, und Sie müssen es jetzt ausbaden?

Nein. Unsere Lizenzierung ist "Top of the Pops" . Sonst würde Vorstandskollege Herovits nicht so oft eingeladen werden, um unser Modell international zu erläutern. Natürlich wäre es besser gewesen, schon rund um die EURO 2008 so strenge Bestimmungen zu haben. Ich glaube aber nicht, dass es damals umsetzbar gewesen wäre. Man darf sich nicht selbst überholen.

Von den wahrscheinlichen Regionalliga-Aufsteigern fehlt Austria Salzburg ein geeignetes Stadion, Ritzing und Klagenfurt sind bzw. waren Pleite-Klubs. Wartet da das nächste große Problem?

Durch unser Lizenzierungsverfahren erfahren die Klubs rechtzeitig, ob die Teilnahme am Profifußball wirtschaftlich machbar ist. Der größte Irrglaube ist, dass im Jahr nach dem Aufstieg mehr Geld übrig bleiben würde. Das Schlimme am Konkurs von Ritzing während der Saison ist, dass durch den Schuldenschnitt ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz erzielt wurde. Das wäre in der Bundesliga nicht erlaubt. Wir sind nach Gesprächen mit dem ÖFB und Landesverbänden überzeugt, dass diese Lücke in den Bestimmungen bald geschlossen wird.

Wie wichtig ist der Bundesliga das eigene Image?

Enorm wichtig, weil wir ein Freizeitdienstleister sind. Das Konkurrenzangebot ist in diesem Bereich extrem hoch.

Wie passt da die Imagekampagne "Helden für morgen" mit Nazar dazu? Auch wenn Rap-Texte nicht immer wörtlich zu nehmen sind, werden Songs wie "HC Strache, ich ficke deine Mutter" das Image der Liga kaum verbessern.

Beleidigende Äußerungen sind abzulehnen. Die Idee der Kampagne ist, dass unsere jungen Spieler bekannter werden und Vorbilder sein sollen. Als Sprecher für diesen Spot wurde über eine Agentur in Zusammenarbeit mit unserem Hauptsponsor Nazar ausgewählt. Was seither vorgefallen ist, ist nicht optimal. Die Kampagne läuft jetzt, eine weitere Zusammenarbeit über das Frühjahr hinaus steht aber noch nicht fest.

Vor der Fixierung der Kampagne wäre zumindest die Kenntnis seiner Texte hilfreich gewesen ...

Nazar ist eine polarisierende Kunstfigur, wie früher auch Falco. Die Zusammenarbeit mit so einem Künstler ist eine Gratwanderung. Zwischen Liedtexten und Alltagssprache ist zu differenzieren. Dennoch – diese Art seiner Provokation führt doch zu weit.

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