Liga-Reform: Aus alt mach alt

Die Liga und der ÖFB einigten sich auf einen faulen Kompromiss. Das Für und Wider einer 16er-Liga.

Jahrelang wurde diskutiert und gestritten. Nun haben sich die Bundesliga und ÖFB auf ein Reförmchen geeinigt. Selbst ÖFB-Präsident Leo Windtner und Bundesliga-Präsident Hans Rinner sehen im am Dienstag abgesegneten Beschluss nur einen "Kompromiss", aber keinen "Fortschritt". Trotzdem hat man sich gleich darauf verständigt, dass dieser bis ins Jahr 2020 gültig sein wird.

Liga-Reform: Aus alt mach alt

Glücklich ist mit der Reform, bei der sich an den Liga-Formaten nichts geändert hat, niemand. Das Problemkind ist und bleibt die Erste Liga. Letzte Saison war für den LASK aus finanziellen Gründen Schluss, aktuell ist der FC Lustenau insolvent. Es scheint, als wären in Österreich keine 20 Profivereine zu finanzieren.

Deshalb wurde in der Bundesliga (etwa von Salzburg, Ried sowie vielen Zweitligisten) und von Regionalliga-Vertretern eine durchgreifende Reform angedacht: Aus zwei Zehnerligen sollte eine 16er-Liga mit drei aufgewerteten Regionalligen als Unterbau werden. Für die Regionalliga-Meister hätte es den immer geforderten Direktaufstieg gegeben – aber nur, wenn strenge Auflagen (Finanzen, Infrastruktur) erfüllt worden wären.

Auch die Spielergewerkschaft VdF ist mit dem Beschluss nicht glücklich. Weitere Klubpleiten werden befürchtet, eine 16er-Liga wird befürwortet. "In einer Übergangsphase von drei Jahren könnte die oberste Liga schrittweise aufgestockt werden", sagt der VdF-Vorsitzende Gernot Zirngast.

Was spricht für und was gegen die Reduzierung der beiden Bundesligen auf eine Liga mit 16 Vereinen?

Freie Termine

Der Kalender wäre bei 30 statt 36 Spielen nicht mehr so gedrängt. Die Liga könnte besser dem Winter ausweichen, daher würde es weniger Spielabsagen geben als etwa heuer. Frei werdende Termine könnten für das Nationalteam genützt werden.

Weniger Profivereine

20 Profiklubs verträgt Österreich nicht. Derzeit gibt es zwar 20 Profiklubs, von denen allerdings nicht alle wirklich professionell geführt werden. Durch eine Reduktion auf 16 wäre dieses Problem eher behoben.

Finanzielle Einbußen

Weniger Spiele (15 statt 18 Heimspiele) ergibt weniger Zuschauer und weniger Schlagerspiele (zwei statt vier Wiener Derbys pro Saison). Beim TV-Geld, das dann unter 16 statt 20 Bundesligaklubs aufgeteilt werden würde, würde es hingegen kaum Einbußen geben.

Klare Trennung

Es wäre eine klare Trennung zwischen Profi- und Amateurfußball. Mäzene und Sponsoren wären gezwungen, sich für einen Bereich zu entscheiden. Investieren sie in den unteren Bereich, muss ihnen klar sein, dass sie bestenfalls Amateurmeister von Österreich werden können. Wollen sie im Profifußball tätig sein, dann müssen sie mehr Geld für eine Bundesliga-taugliche Infrastruktur aufbringen. Gleiches gilt für Spieler: Gutes Geld gibt es als Profi, als Amateur verdient man bei weniger Aufwand weniger.

Historisches Beispiel

Von 1982 bis 1985 gab es schon eine 16er-Liga – ohne Erfolg. Das sportliche und finanzielle Gefälle war zu groß, der Zuschauerschnitt war niedriger als in den Jahren zuvor und danach.

Aufstand der Kleinen

Die sechs aufrückenden Zweitliga-Vereine dürften sich über Spiele gegen Rapid, Austria oder Salzburg und die damit verbundenen vollen Stadien freuen.

Schottland

Liga-Reform: Aus alt mach alt
Die beiden Glasgower Klubs Celtic und die Rangers haben seit 1998 je sechs Titel gewonnen.

Einwohner:ca. 5,3 Millionen

Höchste Spielklasse: Scottish Premier League

Gründung: 1998

Klubanzahl: 12

Format/Modus: Die zwölf Liga-Mannschaften tragen pro Saison 38 Partien aus: Nach 33 Spielen, in denen alle Teams jeweils dreimal gegeneinander antreten, wird die Liga in zwei Gruppen mit den sechs besten bzw. schlechtesten Mannschaften unterteilt. Nun spielen die Teams der jeweiligen Gruppen je einmal gegeneinander um die Meisterschaft bzw. um den Klassenerhalt. Der Tabellenerste der ersten Gruppe ist Meister, der Tabellenletzte der zweiten Gruppe steigt ab.Untere Spielklassen: Die zweithöchste Liga Schottlands nennt sich Scottish First Division und zählt zehn Mannschaften. Der Erste steigt auf, der Letzte ab, während der Vorletzte in den Play-offs um den Ligaverbleib gegen die Mannschaften spielt, die in der Second Division (3. Liga, mit zehn Teams) die Plätze zwei bis vier belegen.

Belgien

Liga-Reform: Aus alt mach alt
RSC Anderlecht gewann den belgischen Meistertitel stolze 31 Mal.

Einwohner:ca. 11 Millionen

Höchste Spielklasse: Jupiler Pro League

Gründung: 1895

Klubanzahl: 16

Format/Modus: Das Format der Jupiler Pro League wurde vor der Saison 2009/10 stark verändert. Die Liga wurde von 18 auf 16 Teams reduziert. Am Ende der regulären Saison spielen die sechs bestplatzierten Teams in den Play-offs um den Titel, in dem sie mit der Hälfte der in der regulären Saison erreichten Punkte starten. Die Vereine auf den Rängen 7 bis 14 erspielen in Play-offs, welches Team gegen den Vierten der Meisterschafts-Play-offs um den letzten Europapokalplatz spielt. Die Vereine auf den Plätzen 15 und 16 spielen zunächst in fünf Play-off-Spielen gegeneinander, wobei der Tabellen-15. drei Punkte Vorsprung erhält. Der Verlierer steigt direkt in die 2. Division ab. Der Gewinner tritt nun in einer Relegation gegen den 2., 3. und 4. der 2. Liga an, in der ein weiterer Platz in der ersten Liga ausgespielt wird.Untere Spielklassen: In der Zweiten Division ("Tweede klasse") spielen 18 Klubs. Im Modus unterscheidet sich die Liga von den meisten anderen Fußball-Ligen durch die Einteilung in drei Abschnitte, deren Sieger zusammen mit dem Vizemeister in einem Play-off den zweiten Aufsteiger neben dem Meister ermitteln. Die beiden Letztplatzierten steigen direkt in die "Derde klasse" (3. Liga) ab, die wiederum aus zwei Divisionen (A und B) besteht.

Dänemark

Liga-Reform: Aus alt mach alt
FC Kopenhagen ist mit neun Titeln dänischer Rekordmeister.

Einwohner:ca. 5,6 Millionen

Höchste Spielklasse: Superligaen (vorher 1. Division)

Gründung: 1991

Klubanzahl: 12

Format/Modus: Seit der Saison 1995/96 spielen in der Superliga statt zehn zwölf Mannschaften in drei Runden gegeneinander, was 33 Spieltage ergibt. Alle Mannschaften treffen jeweils dreimal aufeinander, so dass je ein Team zwei Heimspiele gegen denselben Gegner in einer Saison bestreitet. Jedoch wird sichergestellt, dass kein Team mehr als 17 Heimspiele hat. Die beiden Letzten steigen direkt ab.

Untere Spielklassen: Die "1. division" zählt ebenso wie die höchste Spielklasse zwölf Klubs. Die beiden Erstplatzierten steigen in die Superliga auf, die beiden Letztplatzierten müssen in die "2. division". Diese teilt sich in West und Ost (je 16 Klubs) auf.

Tschechische Republik

Liga-Reform: Aus alt mach alt
Eine Szene aus dem Spiel zweier Stadtrivalen Slavia (rot-weiß) und Sparta Prag. Der letztere Klub ist mit elf gewonnenen Titeln tschechischer Rekordmeister.

Einwohner:ca. 10,5 Millionen

Höchste Spielklasse: Gambrinus Liga

Gründung: 1993 (nach dem Zerfall der Tschechoslowakei Ende 1992)

Klubanzahl: 16

Format/Modus: Von August bis Mai werden je 30 Partien (15 Heim- und 15 Auswärtsspiele). Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen in die zweite Spielklasse ab.

Untere Spielklassen: Die 2. Liga (Druhá fotbalová liga) zählt ebenfalls 16 Teams. Für die Teilnahme an dieser ist eine Profilizenz notwendig. Absteigen in die zweigleisige dritte Liga müssen die beiden Letztplatzierten, Mannschaften aus Böhmen werden in die ČFL (Česká fotbalová liga) eingeteilt, Mannschaften aus Mähren und Mährisch-Schlesien in die MSFL (Moravskoslezská fotbalová liga).

Norwegen

Einwohner: ca. 5 Millionen

Höchste Spielklasse: Tippeligaen

Gründung: 1937

Klubanzahl: 16

Format/Modus: Seit 2009 besteht Tippeligaen aus 16 Mannschaften. Von März bis November wird in 30 Runden der Meister ermittelt. Die zwei Klubs am Tabellenende steigen in die untere Klasse ab. Der Drittletzte bestreitet Relegationsspiele gegen den Sieger des innerhalb der zweiten Liga ausgetragenen Qualifikationsturniers.Untere Spielklassen: Die zweithöchste norwegische Spielklasse "Adeccoligaen" zählt 16 Mannschaften. Während die beiden Erstplatzierten direkt in die Tippeligaen aufsteigen, steigen die vier Letztplatzierten direkt in die dritte Klasse "Oddsenligaen" (4 Divisionen, bestehend aus jeweils 14 Teams) ab. Seit dem letzten Jahr findet ein Qualifikationsturnier um den Relegationsplatz statt. Dabei spielen im Halbfinale der Dritt- zuhause gegen den Sechstplatzierten und der Viert- daheim gegen den Fünftplatzierten. Danach folgt das Endspiel. Der Final-Sieger bestreitet dann die Relegation mit dem Drittletzten der obersten Spielklasse.

Schweden

Einwohner:ca. 9,5 Millionen

Höchste Spielklasse: Fotbollsallsvenskan

Gründung: 1924

Klubanzahl: 16

Format/Modus: Die Fotbollsallsvenskan besteht aus 16 Mannschaften. Die 30 Spieltage umfassende Saison beginnt im April und dauert bis November. Die beiden letzten Mannschaften steigen ab, der Tabellen-14. spielt mit dem Tabellendritten der zweiten Liga um den Klassenerhalt.Untere Spielklassen: "Superettan" nennt sich die zweithöchste Spielklasse in Schweden. Die Liga besteht aus 16 Profi- und Semiprofi-Teams. Der Tabellen-15. sowie der Tabellen-16. steigen direkt in die Drittklassigkeit ab und werden durch die jeweiligen Sieger der beiden drittklassigen Staffeln in der Division 1 - Norra und Södra - ersetzt. Die Klubs auf den Rängen 13 und 14 müssen in die Relegation gegen die beiden Zweitplatzierten in den zwei Division-1-Staffeln.

Slowakei

Liga-Reform: Aus alt mach alt
Slovan Bratislava (Bild) und MŠK Žilina haben die meisten Titel in der Slowakei geholt - sechs sind es an der Zahl.

Einwohner:ca. 5,5 Millionen

Höchste Spielklasse: Corgoň liga (vorher Mars superliga)

Gründung: 1993 (nach dem Zerfall der Tschechoslowakei Ende 1992)

Klubanzahl: 12

Format/Modus: Die Corgoň Liga wird seit 2007/08 in folgendem Modus ausgetragen: 12 Mannschaften spielen um die Meisterschaft, dabei werden drei Runden à 11 Spieltage gespielt. Die ersten 6 des Vorjahres haben ein Heimspiel mehr als die anderen 6 Mannschaften. Nur der Letztplatzierte steigt in die 2. Liga ab.

Untere Spielklassen: Die "2. liga" besteht ebenfalls aus 12 Teams. Zwei Teams steigen ab in die untere Klasse. Die 3. Liga ist wiederum zweigeteilt in Ost und West (jeweils 16 Mannschaften).

Finnland

Liga-Reform: Aus alt mach alt
HJK Helsinki war schon 25 Mal finnischer Meister.

Einwohner:ca. 5,4 Millionen

Höchste Spielklasse: Veikkausliiga

Gründung: 1990

Klubanzahl: 12

Format/Modus: Die Liga umfasst zwölf Mannschaften. Die Klubs treffen im Saisonverlauf dreimal aufeinander. Nur der Tabellenletzte steigt ab. Die Saison beginnt im April bzw. Mai und endet im Oktober.Untere Spielklassen: "Ykkönen" heißt die zweithöchste Spielklasse in Finnland. Jede der zehn Mannschaft tritt dreimal gegen die Liga-Konkurrenten an. Während der Tabellenerste direkt in die Veikkausliiga aufsteigt, steigen die zwei letztplatzierten Teams in die viergeteilte (je 10 Klubs in vier Divisionen) drittklassige "Kakkonen" ab. Dort werden wiederum in Play-off-Spielen die zwei Aufsteiger in die zweite Liga ermittelt.

Schweiz

Einwohner: ca. 8 Millionen

Höchste Spielklasse: Raiffeisen Super League (ehemals Axpo Super League)

Gründung: 1931

Klubanzahl: 10

Format/Modus: Seit der Reform aus dem Jahr 2003 zählt die Super League zehn Teams. Jeder Verein trifft vier mal auf jeden Gegner, zwei mal vor heimischem Publikum, zwei mal auswärts. Die letztplatzierte Mannschaft steigt ab. Die Relegation gegen den Zweiten der zweiten Liga entfällt mit der Modusänderung zur Saison 2012/13.Untere Spielklassen: Die "Challenge League" ist die zweithöchste Spielklasse in der Schweiz. Zur Saison 2012/13 wurde die Anzahl der Teams von 16 auf 10 reduziert. Es wird nach dem selben Modus wie in der höchsten Klasse gespielt. Je ein Team steigt auf bzw. ab. Gebildet wird die 2012 erstmals ausgetragene dritte Liga, "1. Liga Promotion" aus 16 Teams - aus fünf Vereinen, die in der Saison 2011/12 aus der 2. Liga abgestiegen sind sowie den besten sieben Teams bzw. den vier besten U21-Teams aus der "1. Liga Classic" (vierthöchste Spielklasse).

Vorweg: Ein optimales Liga-Format, das den Klubs aus dem kleinen Österreich internationale Konkurrenzfähigkeit bei gleichzeitig größerer wirtschaftlicher Überlebenschance garantiert, wird es nie geben.

Also wurde im Schatten des Nationalteams (40.000 Karten für das Schweden-Spiel im Juni sind verkauft) heimlich, still und leise ein Beibehalten der Zehnerligen bis 2020 beschlossen. Das bedeutet:

Es wird weiterhin vier Mal im Jahr Rapid gegen die Austria spielen. Es wird weiterhin 36 Runden und Termin-Zores geben. Es werden weiterhin Klubs der Bundesliga II (wie aktuell FC Lustenau) durch Existenzkämpfe in den Ruin getrieben.

Und es wird weiterhin gestritten werden, ob ein Oberhaus mit 16 Klubs plus drei Regionalligen sowie eine strikte Trennung zwischen Profi- und Amateurfußball nicht sinnvoller wäre.

Als die Zehnerliga (1974) erstmals eingeführt wurde, bescherte die Konzentration der Kräfte die WM-Teilnahme plus Cordoba. Nur ist das zig Jahre her. Inzwischen ist das nationale Leistungsfälle nicht mehr so groß.

Inzwischen muss Rapid, weil auch "Dorfklubs" von Akademie-Spielern profitieren, vor jedem Außenseiter zittern. Und inzwischen dominieren, zumal es auch um TV-Gelder geht, ausschließlich finanzielle Interessen. Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens denkt jeder nur noch an seinen eigenen Schrebergarten. Ein Egoismus, der im Fußball mit einem Eigentor enden wird. Und zwar lang vor 2020.

Die abgesagte Reform des Ligaformats enttäuscht viele Funktionäre, weil nicht einmal der ewige Streitpunkt Direktaufstieg geklärt wurde. Außerdem widerspricht die Limitierung der Amateurteams komplett der ÖFB-Nachwuchs-Philosophie. Die Vertreter der zweiten Spielklasse („Erste Liga“) sind zumindest froh, dass die von den Landesverbänden über den ÖFB geforderte Aufstockung abgesagt wurde.

"16 Vereine in der Ersten Liga wären aus finanzieller Sicht der absolute Wahnsinn gewesen. Das hätte auch kein TV-Sender übertragen", meint St. Pöltens Obmann Gottfried Tröstl. "Eine Reduzierung auf nur noch eine 16er-Profiliga hätte vielen Verantwortlichen besser gefallen." Rudolf Edlinger bestimmt nicht. Der Rapid-Präsident gehört zu den größten Fans von zehn Teams in der Bundesliga. "Und mit dem Kompromiss für die zweite Zehnerliga mit zwei Absteigern kann ich gut leben."

Eine Million Euro

Was spricht gegen die Reduzierung auf eine 16er-Liga mit sechs Vereinen aus der zweiten Spielklasse? "Ganz klar der finanzielle Aspekt", sagt Edlinger, "wir hätten drei Heimspiele weniger und nur noch einen Schlager gegen die Austria und Salzburg in Hütteldorf. Wer zahlt mir die Differenz bei den Einnahmen?“ Rapid würde rund eine Million Euro pro Jahr verlieren.

Auf diese Summe – aber als jährliches Plus – käme der SKN, wenn St. Pölten als Dritter der zweiten Spielklasse in die fiktive 16er-Liga aufsteigen würde. „Auch wenn das TV-Geld auf 16 Vereine verteilt würde, wäre es viel höher als für einen der aktuell zehn Zweitligisten. Außerdem steigt mit den prominenten Gegnern der Zuschauerschnitt“, rechnet Tröstl vor.

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