Leicester City: Von der Lachnummer zur Sensation

Oben auf: Christian Fuchs (Mi.) mit Stürmer Shinji Okazaki und Verteidiger Robert Huth
Wie der Klub aus der Kleinstadt ohne große Stars Englands Starensembles überholen konnte.

Leicester City Tabellenführer nach 13 Spieltagen. Fast undenkbar in der Premier League, die in den letzten 20 Jahren nur von Klubs aus Manchester oder London gewonnen wurde. Die Fußballfans in der englischen Stadt mit 330.000 Einwohnern stehen kopf. Am Samstag kommt es im King-Power-Stadion (benannt nach der Firma des thailändischen Duty-free-Königs und Klubchefs Vichai Srivaddhanaprabha) zum Schlager gegen den Zweiten, Manchester United liegt einen Punkt hinter Leicester City.

Letzte Saison schaffte der Aufsteiger den Klassenerhalt nur, weil sieben der letzten neun Spiele gewonnen wurden. Trainer Pearson, der während der Saison unter anderem eigene Fans beschimpft und gegnerische Spieler gewürgt hatte, musste „wegen nicht zu überbrückender Differenzen“ Ende Juni gehen. Sein Nachfolger wurde der heute 64-jährige Claudio Ranieri. Über den hatte sich doch 2004 Jose Mourinho lustig gemacht, der ihm 2004 bei Chelsea gefolgt war. Der Italiener wurde im November 2014 nach einer Niederlage gegen die Färöer als griechischer Nationaltrainer entlassen. „Claudio Ranieri? Ernsthaft?“, twitterte Gary Lineker, der zusammen mit Peter Shilton so etwas wie eine Klublegende ist.

Träumer Lineker

Der gleiche Lineker schrieb letzten Samstag: „Hatte letzte Nacht diesen lächerlichen Traum. Träumte, dass Leicester an der Spitze der Premier League steht. Und es fühlte sich so echt an.“ Weil Manchester City (1:4 gegen Liverpool) und Arsenal (1:2 bei West Bromwich) patzten, heißt nach dem 3:0 in Newcastle erstmals in der Geschichte der Premier League der Tabellenführer Leicester.

Leicester City: Von der Lachnummer zur Sensation

Ranieris Schützlinge stehen in dieser Saison für Offensiv-Spektakel. Vier Tore fallen im Schnitt bei den Partien der „Füchse“, die ein Torverhältnis von 28:20 vorweisen können. 28 Tore – das bedeutet die beste Offensive der Premier League. 13 Tore des Spitzenreiters gehen auf das Konto von Jamie Vardy. Sein Führungstor beim 3:0 in Newcastle am Samstag hatte historische Ausmaße: Dadurch hat Vardy in zehn aufeinanderfolgenden Ligaspielen getroffen – was in der Premier-League-Geschichte bislang nur ein Spieler schaffte: Ruud van Nistelrooy (saisonübergreifend im Jahr 2003) für Manchester United. Beim 5:3-Erfolg gegen die Red Devils hatte Vardy vergangene Saison sein erstes Premier-League-Tor erzielt.

Stimmungshoch in der Mannschaft

In dieser Mannschaft ohne Stars spielt neben dem Österreicher Christian Fuchs der Algerier Riyad Mahrez, der 24-Jährige kam letztes Jahr aus Le Havre, kam diese Saison auf sieben Tore und sechs Assists. Dänemarks Teamtormann Kasper Schmeichel ist der Sohn von Manchester-United-Legende Peter. Und Robert Huth kann demnächst Dietmar Hamann überholen, als Deutschen mit den meisten Spielen in der Premier League.

In Leicester passt derzeit fast alles – auch die Stimmung im Team. Nachdem Ranieri für das erste „Zu Null“ der Saison eine Runde Pizza für seine Schützlinge ausgelobt hatte, war es am 10. Spieltag soweit. 1:0 gegen Crystal Palace – und ab zum Italiener, wo Ranieri seine Spieler selbst backen ließ.

Dass Leicester sich vorne halten kann, glauben die Wenigsten. Schon am Samstag kann das Märchen aber weitergehen. Dann könnte sich Vardy im Heimspiel gegen Manchester United den alleinigen Tor-Rekord schnappen. Und Gary Lineker noch ein bisschen weiter träumen.

Tabelle der Premier League

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