Klopp-Erbe: Das ist Thomas Tuchel

Thomas Tuchel (r.) und Jürgen Klopp schätzen einander
Der 41-Jährige wird ab Sommer Borussia Dortmund trainieren. Ein Porträt.

Vielleicht war es eine kurze SMS, oder auch ein Anruf. "Warte. Unterschreib’ noch nicht beim HSV. Ich habe etwas besseres für dich." Vielleicht gab es aber auch gar keinen Kontakt, vielleicht wurde der scheidende Langzeit-Trainer Klopp bei der Suche nach der Bestbesetzung für den Mann, der sein schweres Erbe antreten sollte, auch nur um einen Rat gefragt.

Wie auch immer. Seit Sonntagmittag ist jedenfalls offiziell, was seit dem Rückzug von Klopp kolportiert wurde: Thomas Tuchel wird weder Trainer von RB Leizpig noch vom HSV. Er wird mit 1. Juli neuer Trainer von Borussia Dortmund. Der 41-Jährige unterschreibt einen Vertrag bis 2018. Mehr will man beim BVB bis zum Ende der noch laufenden Saison nicht sagen.

Reif für Großes

Tuchel jedenfalls ist ein Mann, den man nach fünf Jahren in Mainz reif sieht für einen Großklub. Dem man zutraut, die Borussen wieder nah an die Spitze zu führen nach dem jüngsten Umbruch und der verkorksten Saison, die Klopp gerade noch zu retten versucht.

2009 war der Trainer-Stern des Thomas Tuchel in Mainz aufgegangen. Von den A-Junioren (Unter-19) zu den Profis befördert, sorgte er für Furore. Mit munterem, aber klar strukturiertem Angriffsfußball überzeugte er auf dem Platz. Mit klaren, oft mutigen Worten und ohne abgedroschene Plattitüden vor den Mikrofonen. Ohne großen Namen. Ohne schillernder Vergangenheit als Profifußballer.

Wissbegierig

Die Stuttgarter Kickers und der SSV Ulm (unter Trainer Ralf Rangnick) waren die Stationen des Fußballers Tuchel, der aufgrund einer Knieverletzung im Alter von 24 Jahren aufhören musste, der sich seine Sporen dann aber hart verdiente. Tuchel sammelte Erfahrung als Trainer in der Jugend, ließ sich auch zum Physiotherapeuten ausbilden und absolvierte ein Sportmanagement- sowie ein Betriebswirtschafts-Studium, ehe er als Trainer endgültig durchstartete und den Karnevalsverein Mainz 05 zwei Mal (2011 und 2014) in den Europacup führte.

Dort soll Borussia Dortmund nach wie vor als Stammgast auftreten. Und deshalb überrascht es auch nicht, das Tuchel auserwählt wurde. Der Schwabe hat durchaus eine Hand voll Gemeinsamkeiten mit seinem Vorgänger. Weit mehr als die Vergangenheit und der Durchbruch in Mainz.

So wie Klopp gilt Tuchel als Verfechter aggressiven Pressings und schnellen Spiels in die Spitze. Er verlangt von seinen Spielern viel Disziplin, Demut und auf dem Platz vor allem Leidenschaft nach Ballverlusten schon in der gegnerischen Spielhälfte. Tuchel gilt als Motivationskünstler, der seine Spieler durch große Fachkenntnis überzeugt und deshalb auch als Kumpeltyp auftreten kann, ohne dabei Akzeptanz einzubüßen. Die Dortmunder Spieler werden sich schnell an ihn gewöhnen.

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