"Das Wacker-Team ist kein Sauhaufen"

Klaus Schmidt sitzt am Freitag gegen Lustenau erstmals auf der Wacker-Trainerbank
Klaus Schmidt kaufte sich aus seinem Vertrag bei Austria Salzburg heraus, um Innsbruck-Trainer zu werden

Auf einmal musste alles ganz schnell gehen. Nachdem Austria Salzburg dem FC Wacker Innsbruck ein Ultimatum gestellt hatte (Deadline Mittwoch, 12 Uhr) bekam auch Klaus Schmidt einen Stress. Der Steirer wollte unbedingt beim Traditionsverein aus Innsbruck anheuern, und er wollte den neuen Trainerjob so schnell als möglich antreten. Und weil das Feilschen zwischen den Vereinen zuletzt kein Ende zu nehmen schien, griff Schmidt kurzerhand selbst in die Tasche und kaufte sich aus seinem Vertrag bei Westligaleader Austria Salzburg heraus. "Ich bin unheimlich stolz, dass ich hier Trainer sein kann. Das war definitiv die richtige Wahl", erklärte der 47-Jährige bei seiner Antrittspressekonferenz. "Ich habe das Gefühl, dass ich hier willkommen bin."

Ob das die überkritischen und übersensiblen Wacker-Fans genauso sehen? Teile der Anhängerschaft hatten zuletzt jedenfalls mit Transparenten gegen eine Verpflichtung von Klaus Schmidt mobil gemacht. Kurioser Grund für die Ablehnung: Schmidt kommt von Austria Salzburg, dem langjährigen Erzrivalen von Wacker Innsbruck. Der Gegenwind der Fans schreckte den Wacker-Vorstand allerdings nicht von einer Verpflichtung ab. In den Hearings mit den Trainerkandidaten (Michael Wiesinger, Heimo Pfeifenberger) wurde klar deutlich, dass der Nachfolger von Michael Streiter nur Klaus Schmidt heißen könne. "Er kennt die Liga, hat viel Erfahrung und hat bei jeder seiner Stationen Erfolg gehabt", begründet Sportchef Florian Klausner die Entscheidung. Dass Schmidt nun für seine Ablöse (ein niedriger fünfstelliger Betrag) sogar selbst aufkommt, könnte möglicherweise die Anhänger milde stimmen.

"Ein haariger Schritt"

Der Verein hatte dem neuen Trainer angeboten, sein Amt erst in der Winterpause anzutreten. Doch Schmidt beharrte darauf, schon jetzt einzusteigen und den Vorletzten der Ersten Liga bereits beim Herbstausklang am Freitag gegen Austria Lustenau zu betreuen. "Mir ist klar, dass das ein haariger Schritt ist, aber ich will etwas bewegen",sagt der 47-Jährige, der gestern Vormittag bereits das Training leitete. Sein erster Eindruck vom Krisenteam aus Innsbruck, das sieben der letzten acht Ligaspiele verloren hat: "Der Mannschaft geht's nicht gut, aber dieses Team ist kein Sauhaufen. Ich weiß nur, dass in jedem Spieler etwas steckt. In vier, fünf Trainingseinheiten kann man einiges weiter bringen."

Die Bestellung des ehemaligen Assistenten von Walter Schachner und Josef Hickersberger zum neuen Cheftrainer war aber nicht die einzige personelle Veränderung bei Wacker Innsbruck. Heimlich, still und leise haben sich die Tiroler mit zwei weiteren Personen verstärkt: Nick Neururer, langjähriger Spielerberater und ÖFB-Scout, und der Alt-Internationale Roland Hattenberger (51 Länderspiele) sind neuerdings beim FC Wacker als sportliche Berater am Ball. "Dem Vorstand und dem Verein hat Fußballkompetenz gefehlt, die haben wir uns jetzt an Bord geholt", erklärt Klubchef Josef Gunsch. Dass die Trainerwahl auf Klaus Schmidt gefallen ist, war schon die erste Amtshandlung der neuen Berater in allen Fußballfragen.

Entmachtung von Sportchef Klausner

Dass der Vorstand die Dienste von Neururer und Hattenberger in Anspruch genommen hat, darf auch als kleine Ohrfeige für Florian Klausner und als Beginn der Entmachtung des aktuellen Sportchefs verstanden werden. Der 33-Jährige, der sich bei Wacker vom Konditionstrainer zum Chef hochgedient hat, stand zuletzt im Mittelpunkt der Kritik. Ihm waren die Niederlagenserie und die Fehleinkäufe angekreidet worden. Bei der Präsentation von Klaus Schmidt konnte jedenfalls schon einmal erahnt werden, wer denn bei Wacker Innsbruck künftig tatsächlich das Sagen haben wird.

Der eloquente Nick Neururer hatte da deutlich mehr Redezeit als Klausner und gab auch gleich die Marschroute für die Zukunft aus. Dabei übte der 62-Jährige indirekt auch Kritik an der Kaderzusammenstellung und der Personalplanung von Klausner. "Das Team braucht ein neues Gesicht und eine neue Struktur", fordert Neururer. Dabei war die Wacker-Elf erst im Sommer einem radikalen Facelifting unterzogen worden. "Aber nur weil man neue Gesichter holt, heißt das noch lange nicht, dass auch die Mannschaft ein neues Gesicht bekommt", gab Nick Neururer unmissverständlich zu verstehen.

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