Hütter: "Ich bin kein Ausbildungstrainer"

Adi Hütter
Red Bull Salzburg und Adi Hütter begründen die Trennung mit unterschiedlichen Zielsetzungen.

Salzburgs scheidender Trainer hat die Trennung vom Red-Bull-Klub mit unterschiedlichen Zielsetzungen begründet. "Ich sehe mich in Zukunft nicht als Ausbildungstrainer", so Hütter.

"Wenn man acht Topspieler verliert, ist das für einen Trainer nicht einfach. Und es wird auch in Zukunft immer wieder so sein, dass wichtige Spieler den Klub verlassen werden. Für mich ist das schwierig, immer wieder zu wissen, dass man die besten verliert. Und der Verein braucht einen Trainer, der diesen Weg voll mitgeht. Da waren wir nicht hundertprozentig deckungsgleich", so Hütter.

Was vor einem Jahr anders war? "Damals wurde versucht, Spieler wie Mané oder Kampl zu halten und mit ihnen in die Champions League zu kommen. Aber jetzt haben insgesamt acht Topspieler den Klub verlassen und das wird immer wieder passieren. Ein Naby Keita beispielsweise, oder ein Martin Hinteregger - die werden, sofern ihre Entwicklung so weitergeht, auch für andere Klubs interessant." Hütter hätte sich auf dem Spielersektor eine geringere Fluktuation gewünscht.

Der gebürtige Vorarlberger hatte die Mannschaft vergangenen Sommer übernommen und zum Double geführt.

Nach einem einwöchigen New-York-Aufenthalt hatte Hütter am Wochenende intensive Gespräche mit dem neuen Generalmanager Jochen Sauer und Sportchef Christoph Freund geführt. Begonnen hätten die Diskussionen aber bereits nach dem Europa-League-Aus Ende Februar gegen Villarreal. Hütter: "Jetzt sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Schlussstrich ziehen werden."

Ohne Rucksack

Der "Champions-League-Rucksack" soll in Salzburg jedenfalls abgelegt werden. Wurde der Einzug in die Gruppenphase im Vorjahr noch als klares Ziel kommuniziert, bekommt man jetzt andere Töne zu hören. "Wir wollen international eine gute Rolle spielen, aber die Champions League als Ziel auszugeben, wäre vermessen. Aber natürlich werden wir versuchen, da reinzukommen", so Geschäftsführer Jochen Sauer.

Den Abgang von Stars und den damit einhergehenden Qualitätsverlust werde man auch in Zukunft akzeptieren müssen. "Wenn wir Spieler für 12 Millionen Euro verkaufen (Anm.: Kevin Kampl) weil Klubs wie Borussia Dortmund oder Southampton anklopfen, dann werden wir diese nicht sofort gleichwertig ersetzen können. Denn, wenn Spieler sich schneller entwickeln als der Klub und das Umfeld in Fußball-Österreich, wird man ihnen den nächsten Karriereschritt ermöglichen müssen."

Trainer gesucht

Kontinuität werde demnach vor allem im Hinblick auf die Spielphilosophie sowie die Strategie des Klubs angestrebt. Dementsprechend sorgfältig soll auch Adi Hütters Nachfolger ausgewählt werden. Bis zum Trainingsstart am 27. Juni soll der neue Coach präsentiert werden. Aus Österreich muss dieser nicht zwingend kommen. "Der Kandidatenkreis engt sich durch die Spielphilosophie sowie die Strategie ein, deshalb ist es klar, dass wir nicht nur in Österreich schauen können, sondern im gesamten europäischen Raum Ausschau halten", so Sauer. Dass der zukünftige Coach wohl nur noch wenig Einflussnahme auf die Kaderzusammenstellung ausüben wird können, sei kein Problem. "Der neue Trainer muss ja ohnehin zu 100 Prozent zum Klub und zur Philosophie passen, ansonsten würden wir ihn ja nicht verpflichten", meint Sportkoordinator Freund.

Namen, darunter den in spanischen Medien kolportierten früheren Barcelona-Stürmer Oscar Garcia, wollte Sauer nicht kommentieren. Auch eine interne Lösung mit Peter Zeidler vom Zweitligisten FC Liefering schloss der Manager nicht aus. "Es geht um die beste Lösung", sagte Sauer. "Da kommen alle Möglichkeiten in Betracht."

"Ich bin kein Trainer, der mit dem Strom schwimmt"

Die Salzburger setzen seit drei Jahren auf ihr Konzept. In den vergangenen zwei Saisonen gab es zweimal das Double. Der Trainer verabschiedete sich danach aber jeweils, Hütters Vorgänger Roger Schmidt im Vorjahr zu Bayer Leverkusen. Auch Hütter zog die Konsequenzen. "Ich bin kein Trainer, der mit dem Strom schwimmt", sagte der Ex-Nationalspieler.

Auch mit Sportdirektor Ralf Rangnick, mittlerweile beim deutschen Zweitligisten RB Leipzig selbst Trainer und Sportchef in Personalunion, sei daher nicht immer alles rund gelaufen. "Wenn sich zwei Persönlichkeiten aneinander reiben, funkt es vielleicht manchmal", erklärte Hütter. "Aber das Wichtigste ist, dass man erfolgreich ist." Er war es. Nachsatz: "Wir trennen uns im Guten. Ich denke, das sieht man."

Seine Zukunft ist unklar, Pause braucht der 45-Jährige nach eigener Aussage keine: "Ich werde mich mit meinem Berater am Markt umschauen. Ich arbeite zwar jetzt seit sieben Jahren durch, bin aber immer noch frisch. Und wenn nicht gleich eine neue Aufgabe kommen sollte, habe ich Zeit, mich neu zu orientieren."

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