Hofmann: "Ich höre mit 37 bei Rapid auf"

Hofmann: "Ich höre mit 37 bei Rapid auf"
Vor zehn Jahren wechselte Steffen Hofmann zu Rapid. Der 31-jährige Kapitän blickt zurück – und weit voraus.

Im Sommer 2002 wechselte Steffen Hofmann von den Bayern zu Rapid. Bis auf ein halbes, enttäuschendes Jahr bei 1860, als es den Spielmacher 2006 noch einmal nach München zog, hat der Rapid-Kapitän Österreichs Bundesliga seither wie kein Zweiter geprägt. Im KURIER-Interview spricht Hofmann über die anstehende Vertragsverlängerung, seinen Spaß mit den Jungen, Geld und Wien.

KURIER: Woran erinnern Sie sich nach zehn Jahren bei Rapid besonders gerne?
Steffen Hofmann:
An das Erreichen der Champions League 2005. Die beiden Meistertitel 2005 und 2008 waren natürlich auch außergewöhnlich. Ein Cupsieg fehlt noch, das sollte ich noch schaffen.

Was hat sich verändert?
Bei Rapid ist alles viel professioneller geworden, durch den Umzug ins Happel-Stadion auch die Trainingsbedingungen. Der Fußball selbst verändert sich ständig. Einige Jahre wurde viel auf die Defensive geachtet. Jetzt kommt wieder eine offensivere Phase, was mir liegt. Ich bin lieber bei einem 4:4 dabei als bei einem 0:0.

Hatten Sie mit der Schambeinverletzung 2010 Ihre schlimmsten Momente?
Ja, das ist das Schlimmste, was einem Fußballer passieren kann, weil kein Ende in Sicht ist. Ich bin jeden Tag aufgestanden und habe erst einmal geprüft, ob ich etwas spüre. Ich habe die Nachwehen lange mitgeschleppt, aber jetzt ist es wie früher.

Sie hatten keine Einsätze im deutschen A-Nationalteam und wegen der FIFA-Statuten auch keine für Österreich. Tut das weh?
Vor der EURO 2008 war es wirklich hart. Schade war auch, dass ich Ende 2004 mit den Deutschen nicht auf die Asien-Tournee mitfahren konnte. Ich hatte die Einberufung von Klinsmann, aber auch eine nicht mehr aufschiebbare Mandel-OP.


Es gibt neben Ihnen kaum noch Routiniers bei Rapid. Haben Sie mit der Begleitung der Talente von Trainer Schöttel noch eine neue Aufgabe hinzubekommen?
Ja, das macht mir sehr viel Spaß. Ich gewinne auch Energie durch die Arbeit mit den Jungen. Wir haben eine gute Mischung mit sehr Talentierten. Und ein bis zwei haben sogar unglaubliches Talent – wie der 17-jährige Louis Schaub. Er ist extrem schlau auf dem Feld, ich spiele seit dem ersten Tag gerne mit ihm zusammen.

Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie noch?
Mein Ziel ist jedes Jahr der Meistertitel und der Cupsieg. Auch wenn wir es vielleicht nicht schaffen: Jeder, der hier unterschreibt, sollte wissen, dass es darum geht. Ganz sicher müssen wir besseren Fußball zeigen. Da sind wir auf einem guten Weg.

Ihr Vertrag läuft im Juni aus. Wollen Sie verlängern?
Es gibt noch keine Gespräche. Wenn der Verein auf mich zukommt, können wir das sicher schnell erledigen. Dafür brauche ich auch keinen Manager. Das Ausland wäre nur ein Thema, wenn es keine Einigung gibt.

Wollen Sie wie Vastic oder Weber bis fast 40 spielen?
So wie ich mich jetzt fühle und spiele, habe ich noch vier, fünf Jahre vor mir. Ich will die Karriere nicht in der zweiten Liga ausklingen lassen. Ich höre mit 37 bei Rapid auf, das wäre mir am liebsten.

Sie haben bei Grissemann und Stermann in der ORF-Sendung "Willkommen Österreich" gemeint, es wäre für Sie egal, wer Sie trainiert. Ist das wirklich so?
Das war darauf bezogen, ob ich einen strengen oder einen weniger strengen Trainer brauche. Das ist für mich egal, weil ich beides erlebt habe und damit umgehen kann. Chef ist immer der Trainer.

Für die Rapid-Fans sind Sie der "Fußballgott". Wie ist das Verhältnis 14 Monate nach dem Platzsturm?
Letztes Jahr war es ganz schwierig und eine sehr merkwürdige Situation. Jetzt ist das Verhältnis entspannter, aber zu einigen auch ein bisschen distanzierter.

Sie verdienen sehr gut. Wie stark beschäftigen Sie sich mit Geld?
Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet, um so viel Geld zu verdienen. Deswegen darf es mir auch nicht egal sein. Ich bin interessiert, vertraue aber auf Leute, die dafür Experten sind.

Und wenn nach einem großen Crash Ihr Vermögen viel weniger wert ist ...
... wird noch was übrig bleiben. Es gibt dann viele, denen es viel schlechter geht als meiner Familie und mir. Um die mache ich mir dann Sorgen, nicht um mich.

Fühlen Sie sich nach zehn Jahren schon als Wiener?
Ich habe Wien lieben gelernt und fühle mich sehr heimisch. Aber manche Dinge werde ich nie so machen wie die Wiener.

Zum Beispiel?
Überall mit dem Auto hinfahren. Oder das viele Sudern. Ich habe auch noch "typisch deutsche Eigenschaften": dieses Gerade, dieses Zielstrebige. Das war wichtig, um Erfolg zu haben.

Haben sich die Fußballer in den zehn Jahren verändert?
Es hat damals Verrückte und besonders Intelligente gegeben – genauso wie jetzt. Verändert hat sich etwas durch die PCs und Smartphones. Aber wir haben noch unsere Würfelpoker-Runde, weil mir das Zusammensitzen wichtig ist.

Was planen Sie für Ihre Karriere danach?
Vor fünf Jahren hätte ich den Trainerjob ausgeschlossen. Jetzt denke ich mir: "Trainer? Warum nicht?" Aber vielleicht wird es etwas im Management-Bereich.

Sie könnten sich auch zur Ruhe setzen.
Nein, ich werde schon nach drei Wochen Urlaub unrund. Wenn ich länger nichts tue, hält mich meine Frau nicht mehr aus. Und das zu Recht.

Steffen Hofmann: Rapid-Kapitän und Familienvater

Privat Steffen Hofmann wurde am 9. September 1980 in Würzburg geboren. Der frühere deutsche Jugend-Nationalspieler ist mit einer Wienerin verheiratet, hat mit ihr zwei Töchter und einen Sohn. Die geplante Einbürgerung und Einsätze für den ÖFB scheiterten aber an den Spielen für deutsche Nachwuchs-Teams.

Karriere Hofmann kam als 17-Jähriger zu den Bayern-Amateuren und auf einen Profi-Einsatz. Lothar Matthäus holte ihn 2002 zu Rapid. Im Jänner 2006 wechselte Hofmann für ein halbes Jahr zu 1860 München. 2005 und 2008 wurde der Rapid-Kapitän Meister. 2004, 2005 und 2008 wurde er zum besten Spieler der Bundesliga gewählt. Im Juni 2013 läuft der Vertrag des Spielmachers bei Rapid aus.

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