Fußballer-Marktwerte: Zahlenspielerei ohne Wert

APA11613088-2 - 24022013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Torschütze Kevin Kampl (Red Bull Salzburg,R.) jubelt nach dem 1:0 Führungstreffer während der Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen FC Red Bull Salzburg und SK Rapid Wien am Sonntag, 24. Februar 2013, in Salzburg. APA-FOTO: DANIEL KRUG
Kevin Kampl soll fünf Millionen Euro wert sein. Wie kommt diese Summe zustande?

Salzburgs Spielmacher Kevin Kampl ist derzeit wohl der beste Fußballer in Österreich. Seinen Status festigt er Woche für Woche mit starken Leistungen in der Bundesliga und in der Europa League, in der es für ihn am Donnerstag mit dem Spiel bei Standard Lüttich weitergeht (19 Uhr/live ORFeins, Sky).

Die Leistungen spiegeln sich auch im angeblichen Marktwert wider. Der ist rasant gestiegen: Betrug er vor Kampls Wechsel nach Salzburg im August 2012 nur 350.000 Euro, ist der 23-Jährige mittlerweile mit fünf Millionen Euro der höchstbewertete Spieler der österreichischen Bundesliga.

„Diese Entwicklung freut uns natürlich“, sagte Salzburgs Sportchef Ralf Rangnick, kurz nachdem Kampls Marktwert Mitte September auf fünf Millionen Euro in die Höhe geschnellt ist. „Sein Einkaufspreis lag über dem bis vor Kurzem auf Transfermarkt stehenden Transferwert. Wir haben uns damals überlegt, ob dies ein gesundes Verhältnis ist“, erzählte der Deutsche.

Medien-Hype

Die Marktwerte der Fußballer spielen in der Berichterstattung über diesen Sport eine immer größere Rolle. Vor Länder- und Europacupspielen werden Vergleiche von Spielern und Teams gezogen. Als Quelle dient immer ein und dasselbe Internetportal: Transfermarkt.

Dieses ist seit Mai 2000 online. Von anderen Fußball-Portalen unterscheidet sich Transfermarkt eben dadurch, dass Tausenden Fußballern ein Marktwert zugewiesen ist. Diese erhielten schnell eine mediale Aufmerksamkeit, die noch verstärkt wurde durch den Einstieg des Springer-Verlages 2008, der damals mit 51 Prozent die Mehrheit am deutschen Portal übernahm.

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Zum Berliner Medienkonzern gehört auch Sport Bild. Die auflagenstärkste Sportzeitschrift Europas berichtet in ihrer Online-Ausgabe praktisch täglich über angebliche Marktwert-Entwicklungen. Auch dank dieser Publicity gehört Transfermarkt zu den größten Fußball-Portalen. Mittlerweile gibt es acht Länderseiten (Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, England, Türkei, Polen und Spanien).

„Wer die Marktwerte zu 100 Prozent ernst nimmt, dem kann ich dann aber nicht helfen.“ Helmut Schulte, Rapid-Sportdirektor

Fan-Meinung

Wie kommen die Marktwerte aber zustande? Wer bestimmt diese? Die einfache Antwort: Jeder Internetnutzer kann mitbestimmen. Er muss nur auf Transfermarkt registriert sein. Das Portal selbst macht daraus keinen Hehl: Die aktuellen und einzigartigen Marktwerte auf Transfermarkt werden von registrierten Benutzern bestimmt. Im Forum „Marktwertanalyse“ kann jeder über die Marktwerte der einzelnen Spieler mitdiskutieren. Die Spieler-Marktwerte werden dann durch den Paten der betreffenden Foren, in Abstimmung mit der Transfermarkt-Geschäftsführung, aus der Masse an Vorschlägen festgelegt.

Fußballer-Marktwerte: Zahlenspielerei ohne Wert
Rapid Sportdirektor Helmut Schulte beim Training mit Christopher Dibon, dem neuen Spieler bei Rapid.
Für Rapid-Sportchef Helmut Schulte sind die Marktwerte eine nette Spielerei. „Die Seite ist durchaus hilfreich, um Informationen zu Spielern zu sammeln. Wer die Marktwerte zu 100 Prozent ernst nimmt, dem kann ich dann aber nicht helfen.“

Mehr als eine Zahlen-Spielerei von und für Fans können diese nicht sein, überhaupt dann, wenn diese Marktwerte mit den möglichen erzielbaren Transfersummen gleichgesetzt werden – aus mehreren Gründen:

Liberalisierung des Markts Seit 1995, seit der Liberalisierung des Transfermarkts nach dem Urteil in der Causa Bosman, verliert jeder Fußballer für einen Dienstgeber den gesamten Wert, wenn sein Vertrag endet. Dann kann dieser nämlich ablösefrei wechseln. Nur für Unter-23-Spieler ist bei Vertragsende eine (niedrige) Ausbildungsentschädigung fällig.

Fixe Vertragslaufzeiten Verträge mit Fußballern dürfen nur für maximal fünf Jahre abgeschlossen werden. Der Großteil der Profis hat aber nur Kontrakte über ein oder zwei Jahre. Dementsprechend rasant ist der Transferwertverlust, da diese ja mit Vertragsende kostenlos den Klub wechseln können.

Keine Transfersummen-Beschränkungen Während ein Spielervertrag läuft, können die Vereine den Transferwert selbst bestimmen. Denn für Transfersummen gibt es keine Beschränkungen. Jeder Klub kann also prinzipiell für einen Spieler verlangen, was er haben will.

Fixe Ablösesummen Einige Spieler haben diese in ihren Verträgen. Solche Ausstiegsklauseln werden aber in Österreich - in Gegensatz etwa zu Portugal und Spanien - geheim gehalten. Spieler können dann um diese Summe auch während der Vertragslaufzeit die Klubs wechseln.

Kevin Kampl dürfte keine fixe Ablösesumme in seinem erst Mitte September bis Sommer 2018 verlängerten Vertrag haben. „Wenn, dann ist diese so astronomisch hoch, dass ich die Ziffern gar nicht mehr zusammenbringe“, sagt Ralf Rangnick.

Um fünf Millionen Euro Ablöse, also seinen derzeit auf Transfermarkt gelisteten Wert, wird Kampl von Salzburg definitiv nicht verkauft. In seinem „Marktwertanalyse-Forum“ auf Transfermarkt wird aber gerade wieder über eine Marktwert-Erhöhung diskutiert. Seit 19. Oktober haben allerdings bisher nur 15 User ihre Meinung gepostet. Tendenz: Kampls „Wert“ könnte schon bald auf rund acht Millionen Euro steigen.

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