Die Austria greift tief in die Tasche

Magath ist bekannt für seinen harten Führungsstil – die Trophäensammlung gibt ihm aber recht.
Zehn bis zwölf Millionen sollen das Trainerteam und der Kader kosten.

Offiziell will die Austria die Verpflichtung von Felix Magath noch nicht bekannt geben. Aus der Vergangenheit weiß man, dass ein Top-Kandidat noch in letzter Sekunde abspringen kann. Schlag’ nach bei Franco Foda, dem dann Peter Stöger und der Meistertitel folgten. Es handelte sich um den letzten Trainer-Glücksfall. Sportdirektor Franz Wohlfahrt weilte gestern jedenfalls nicht in Wien, ein Indiz dafür, dass sich die Gespräche mit dem möglichen Neuen in der finalen Phase befinden.

"Der nächste Schuss beim Trainer muss sitzen." Das hatte AG-Finanzvorstand Markus Kraetschmer vor einigen Wochen gegenüber dem KURIER gesagt. Magath soll besagter Volltreffer sein. Tatsache ist auch, dass die Austria bereit ist, viel Geld in die Hand zu nehmen, um sportlich wieder dorthin zu gelangen, wo man aufgrund der Ansprüche ohnehin sein sollte. Unter den Top 3 in Österreich, sowie auf der europäischen Bühne. "Es wird kein finanzielles Harakiri sein, aber wir werden schon den einen oder anderen Euro für das Trainerteam verwenden." Kraetschmer spricht von einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, den die Austria für die nächste Saison aufbringen will. Inkludiert sind: Das Trainerteam, etwaige Investitionen in das Trainerteam (Ablöse, Manager-Gebühren), der bestehende Kader, Investitionen in den Kader.

Mehr Risiko

Da das Trainerteam so teuer wie noch nie in der Post-Stronach-Ära sein wird, wird man bei Neuzugängen auf dem Spielersektor vermehrt darauf achten, Ablöse-Gebühren zu vermeiden. "Der Gesamtbetrag ist ähnlich wie in den letzten Jahren", so Kraetschmer. Allein die Verteilung auf die einzelnen Positionen verschiebt sich in Richtung Trainer und dessen Team.

Der Budgetrahmen wurde bei der letzten Sitzung des Aufsichtsrates abgesegnet, eine endgültige Entscheidung soll am 15. Juni bei der Turnus-mäßigen Sitzung fallen. Kraetschmer: "Wer mich kennt, weiß, dass ich vorsichtig kalkuliere. Vielleicht nehmen wir diesmal ein wenig Risiko. Man muss sich um uns aber keine Sorgen machen."

Der Finanz-Chef spricht von einem Budget, das Top 3 in Österreich ist. "Wir werden für einen guten finanziellen Rahmen sorgen. Mehr Investment wird sicher möglich sein, wenn wir uns noch für den Europacup qualifizieren." Dafür ist aber der Cupsieg erforderlich. Das heutige Heimspiel gegen die Admira ist für die Tabelle sekundär, mit einem Sieg möchte man sich Selbstvertrauen holen für den Cup.

Schleifer alter Schule

Österreichische Kicker haben schon Bekanntschaft mit Trainer Magath gemacht. Andreas Herzog 1998 bei Bremen: "Das Training war natürlich hart, ab und zu für mich zu hart", lacht er bei der Erinnerung. "Inzwischen ist aber Zeit vergangen, Magath war bei Stuttgart, Bayern und Wolfsburg sehr erfolgreich. Für die österreichische Liga wäre er eine Bereicherung."

Stefan Maierhofer kam bei den Profis der Bayern unter Trainer Magath zu zwei Einsätzen. "Wenn das wirklich was wird, kann man der Austria nur gratulieren." Über Magath berichtet er positiv. "Er ist menschlich und charakterlich ein Gentleman." Den Austria-Kickern prophezeit er schweißtreibende Stunden: "Magath ist ein Schleifer alter Schule. Die Austrianer werden Dinge erleben, die sie noch nicht kennen."

1995 wurde die Austria Vierter, vier Punkte hinter Austria Salzburg. Trainer Egon Coordes wurde durch Horst Hrubesch ersetzt. Es folgte 1996 Platz fünf, 22 Punkte hinter Meister Rapid. Hrubesch durfte gehen. Es folgte der Österreicher Walter Skocik, der im April 1997 von Wolfgang Frank abgelöst wurde – die Austria wurde Sechster. Frank wieder wurde im April 1998 abgelöst – die Austria wurde Siebenter.

Christoph Daum, der vierte deutsche Trainer, kam unter Frank – nicht Wolfgang, sondern Stronach – im Jahr 2002, ging im Sommer 2003 als Meister. Nachfolger Joachim Löw wurde im März 2004 rausgeworfen, weil Stronach der Meinung war, dass der aktuelle deutsche Weltmeistertrainer taktisch nicht auf der Höhe der Zeit war. Die Austria war damals Erster, beendete die Saison als Zweiter – einen Punkt hinter dem GAK.

Vom ersten deutschen Austria-Trainer blieb in Erinnerung: Coordes nahm Jürgen Kauz wenige Minuten nach dessen Einwechslung wegen mangelndem Einsatz wieder vom Platz, obwohl das Austauschkontingent ausgeschöpft war. Als eigenwillig gilt auch der womöglich sechste Austria-Trainer aus Deutschland. Sicher ist bei Felix Magath, dass er alle Fäden in der Hand haben will. Franz Wohlfahrt verfolgte als Spieler erste Reihe fußfrei die Coordes-Schrullen. Jetzt müsste er als Sportchef wohl vom Schreibtisch aus zuschauen, was Magath so macht. Denn der versteht sich als Manager und nicht als reiner Übungsleiter.

Kommentare