Transferpoker in der Bundesliga

Austrias Goalie Heinz Lindner ist einer von 114 Bundesliga-Spielern, dessen Vertrag im Sommer ausläuft.
Bei Rapid gibt’s keine ablösefreien Abgänge, bei Austria laufen zwölf Verträge aus, in Neustadt sogar 19.

Philipp Prosenik ist ein Unikat. Der 21-Jährige ist der einzige Spieler im Rapid-Kader, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Doch selbst beim Edeljoker haben sich die Hütteldorfer abgesichert – sollte der Mittelstürmer noch durchstarten, kann der Vertrag durch eine Option bis 2016 verlängert werden.

Ablösefreie Abgänge nach der Saison sind damit schon jetzt ausgeschlossen – zum ersten Mal bei Rapid seit dem folgenschweren Bosman-Urteil vor 20 Jahren. Eine bewusste Entscheidung der sportlichen Leitung. Die üblicherweise während des Frühjahrs aufkommende Unruhe – gibt’s eine Verlängerung, oder doch nicht? – kann es zumindest wegen Transfer-Geplänkel nicht geben.

Ganz anders ist die Situation beim Erzrivalen. Der abtretende Sportvorstand Thomas Parits wollte nicht mehr zu viele weitreichende Entscheidungen treffen, Trainer Gerald Baumgartner will den Austria-Kader weiter umbauen, um noch mehr schnelle Spieler verpflichten zu können. Das ergibt die heikle Ausgangslage von einem Dutzend auslaufenden Verträgen. Zumindest könnten sieben von den zwölf Spielern durch eine Option gehalten werden (siehe Grafik).

Transferpoker

Um ablösefreie Abgänge zu verhindern, stehen dem neuen Sportchef Franz Wohlfahrt schwierige Verhandlungen bevor: Lindner wollte schon im Jänner unbedingt weg und wäre bei einem Transfer zu Cordoba von Gspurning (mittlerweile bei den Schalke Amateuren) ersetzt worden. Das Ausnahmetalent Horvath lehnte bisher alle Angebote ab, und auch die Zukunft von WM-Starter Holland ist offen.

Neben Lindner ist von den Liga-Stammtorhütern auch bei Ried-Kapitän Gebauer und Sturm-Goalie Gratzei ein Abgang zum Nulltarif möglich. Der Admiraner Leitner, der seinen Vertrag auslaufen lässt, gibt bei diesen Planspielen den Jolly Joker.

Den drohenden Ausverkauf muss Grödig-Boss Christian Haas verhindern. Insgesamt 15 Verträge laufen aus, nur bei fünf davon gibt es Optionen. Huspek hat schon bei Rapid unterschrieben. Von den Stützen wären auch noch der im Herbst überragende Nutz, sowie die Spanier Cabrera und Tomi zu haben.

Die meisten Personalentscheidungen haben Altach und Wiener Neustadt zu treffen. Altach-Trainer Damir Canadi hofft, dass der Kampf um den Europacup nicht von den 17 auslaufenden Verträgen gestört wird: "Ich hab’ meine Wünsche deponiert. Es gibt eine Liste mit Spielern, auf die ich auch in Zukunft bauen will. Jetzt liegt’s an Sportchef Zellhofer."

Sogar nur vier Spieler sind bei Neustadt über den Sommer hinaus gebunden. Sportchef Günter Kreissl bleibt dennoch gelassen, weil bei elf Spielern aus dem engeren Kader mit einer Option auch nach dem Saisonende verlängert werden kann: "Wir haben das bewusst so gestaltet, weil wir nicht wissen, in welcher Liga wir spielen werden." Wenn’s um die Zukunft des Vereins geht, wird der Transferpoker gerne in Kauf genommen.

Transferpoker in der Bundesliga

Kommentare