Ramazan Özcan: "Wir müssen uns jeden Punkt klauen"

Özcan: "Nichts wäre jetzt schlimmer, als die Saisonziele zu ändern."
Der Ingolstadt-Goalie über den perfekten Start des Aufsteigers und seine Serie ohne Gegentreffer.

Zehn Punkte nach fünf Runden, alle drei Auswärtsspiele gewonnen, nur in einer Partie Gegentore erhalten – Aufsteiger Ingolstadt ist das Sensationsteam der Deutschen Bundesliga. Mit dem 1:0-Last-Minute-Erfolg in Bremen am Samstag schafften es die Ingolstädter sogar in die Rekordbücher. Noch nie zuvor ist ein Liganeuling mit drei Auswärtssiegen gestartet. "Da muss der kleine FC Ingolstadt kommen und hier Geschichte schreiben", jubelt Ralph Hasenhüttl.

Ein Landsmann des österreichischen Trainers ist ein Erfolgsgarant für den Auftakt nach Maß: Der Vorarlberger Goalie Ramazan Özcan hat bei seinen vier Einsätzen noch kein Gegentor hinnehmen müssen.

KURIER: Herr Özcan, haben Sie so einen Saisonstart erwartet?
Ramazan Özcan:
Das hätte keiner von uns für möglich gehalten. Vor allem, weil wir ja auch keine so einfache Auslosung hatten. Aber offenbar ist es uns gelungen, die Gegner ein bisschen zu überraschen.

Wie meinen Sie das?
Wir spielen im Grunde genau so, wie wir schon in der zweiten Liga gespielt haben. Dass ein Aufsteiger aber so frech und mutig auftritt und dann die Gegner dann schon so früh attackiert, damit haben wohl die wenigsten gerechnet. Aber anders wird’s auch nicht funktionieren. Mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei werden wir nicht erfolgreich sein. Wir als FC Ingolstadt werden uns weiter jeden einzelnen Punkt klauen müssen.

Was weiter auffällt: Ingolstadt spielt praktisch mit jener Mannschaft, die in der Vorsaison aufgestiegen ist.
Wir sind eingespielt, das stimmt. Und dafür werden wir jetzt auch von den Medien gelobt. Aber der Verein ist schon ein gewisses Risiko eingegangen. Er hat den Spielern, die hier sind, das Vertrauen geschenkt und kaum Neue geholt. Aber was würden die Medien wohl schreiben, wenn wir die ersten fünf Partien verloren hätten? Dann wären wir kritisiert worden, weil wir die Mannschaft nicht verstärkt hätten.

Sie persönlich haben noch keinen Gegentreffer erhalten. Wie geht es Ihnen als aktuell bester Tormann der Liga?
Wir haben’s ja überhaupt nicht so mit den Toren. Aber mit drei Treffern musst du auch erst einmal zehn Punkte holen. Da sind wir die Minimalisten der Liga. Mir persönlich ist es wurscht, wie viele Gegentore ich kriege, solange wir Dreier einfahren. Natürlich macht mich diese Serie stolz. Ich bin aber alt und erfahren genug, dass ich weiß, dass auch mir wieder Fehler passieren werden. Es wird nicht so weitergehen. Irgendwann werden auch Phasen kommen, die mir noch das eine oder andere weitere graue Haar bringen.

Wo wird die Reise des FC Ingolstadt denn hinführen? Macht der Saisonstart Lust auf mehr?
Klar wollen wir weiter erfolgreich sein. Aber wir müssen jetzt demütig bleiben. Nichts wäre jetzt schlimmer, als die Saisonziele zu ändern. Keiner darf glauben, dass es von alleine geht. Wir spielen beinhart gegen den Abstieg. Am letzten Spieltag interessiert nämlich keinen mehr, wie die Tabelle nach der fünften Runde ausgesehen hat.

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