Marcel Koller ist der Liebling der Massen

Österreich ist auf dem Weg zur Fußball-Nation.
Koller sei Dank: So viele Österreicher wie noch nie interessieren sich für Fußball.

Bisher war die Euphorie spürbar, jetzt wird sie auch mit Zahlen belegt. So viele Österreicher wie noch nie interessieren sich für Fußball, das Nationalteam begeistert 65 Tage vor der EM die Massen.

Belegt wird das durch eine neue Studie der Strategieberater von Repucom, die beim Wiener Kongress "Sport + Marke" präsentiert wurde.

Wie viele Österreicher interessieren sich aktuell für Fußball?

Das Interesse an Fußball ist seit 2008 stark gestiegen – damals meinten 60 Prozent der Bevölkerung, sie wären an Fußball interessiert. Jetzt sind es 71%. Herangezogen wird für solche Befragungen üblicherweise die Altersgruppe zwischen 16 und 69 Jahren. Das sind 6,06 Millionen der insgesamt 8,6 Millionen Österreicher. "Obwohl die Zahlen von 2008 direkt vor der Heim-EM erhoben wurden, liegen die Werte von Ende 2015 noch deutlicher darüber", erklärt Sportmarketing-Experte Veit Wolff von Repucom. Vor der EURO in Frankreich wird es eine weitere Steigerung geben.

Wie groß ist das Interesse am Nationalteam?

Extrem hoch. 2008, vor der Heim-EM, begeisterten sich 69 % der Fußball-Interessierten für das Nationalteam – damals ein Höchstwert. Unter Brückner und Constantini ging es kontinuierlich bergab, bis auf nur noch 42 % im Sommer 2011. Mit dem Wechsel zu Teamchef Koller stieg das Interesse im Land wieder, und zwar konstant. Selbst nach dem Scheitern in der WM-Quali 2014 war nur ein minimaler Knick zu erkennen. Bei der Messung Ende 2015 wurde ein Rekord festgestellt: 80 % interessieren sich für das Nationalteam. "Ich würde mich nicht wundern, wenn dieser Wert bei unserer nächsten Befragung direkt vor der EURO noch einmal überboten werden wird", meint Wolff.

Österreich ist damit auf dem Weg zur Fußball-Nation: Diese Werte sind nur üblich bei erfolgreichen Teams, wie etwa in Deutschland.

Marcel Koller ist der Liebling der Massen

Welche Rolle spielt Teamchef Marcel Koller?

Offensichtlich nicht nur beim sportlichen Erfolg eine große. Die Österreicher verehren den Schweizer wie kaum einen anderen Fußball-Legionär. Knapp 90 Prozent aller Fußball-Interessierten finden Koller sympathisch. Diese außergewöhnlichen Werte haben auch die Werbe-Industrie aufgeschreckt. Neben dem langjährigen Koller-Partner tipp3 wird für die Zeit rund um die EURO auch Nivea mit dem 55-Jährigen (und seiner Haut) werben.

Bleibt Skifahren die Nummer eins im Land?

Der Kick liegt mit den aktuellen Werten schon im Windschatten der rot-weiß-roten Sportart Nummer eins, dem Skifahren. Den dritten Rang teilen sich bei der Imagestärke Tennis und Eishockey. Dass Ski traditionell in Österreich vor dem Fußball liegt, hängt auch mit dem hohen Interesse der Frauen am Skisport zusammen. EURO-Fans sind hingegen zu 61 Prozent männlich. "Wenn die aktuelle Entwicklung anhält, könnte der Fußball rund um die EURO aber am Ski-Thron rütteln", sagt Wolff.

Welche Österreicher begeistern sich eigentlich für die EURO?

Das Ergebnis verblüfft, weil es so "durchschnittlich" ist. Sowohl beim Alter als auch bei der Bildung und dem Einkommen liegt der durchschnittliche EURO-Fan im Landesschnitt. Das früher oft vermutete Image vom "Proletensport Fußball" ist also tatsächlich veraltet. Die einzige Besonderheit der Fußball-Fans betrifft die Mediennutzung: sie suchen Themen ihres Interesses viel stärker im Internet als "Nicht-Fußballer" ihnen naheliegende Berichte.

Welche Sport-Veranstaltungen können die Österreicher begeistern?

Bei der letzten Befragungswelle im Winter 2015 führte das Ski-Wochenende in Kitzbühel vor dem Nachtslalom in Schladming, der EURO 2016. Auf Platz vier war die Vierschanzentournee der Skispringer. Logischerweise werden die Winter-Ereignisse bei der kommenden Befragung im Mai gegenüber der EM im Frankreich an Interesse verlieren.

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