Die Krise des Herrn Petsos

Ausgerutscht: Der Rapidler Thanos Petsos legte sich mit überragenden Leistungen die Latte selbst hoch, kämpft mit einem anhaltenden Tief und sagt nun: "Ich bin voller Tatendrang".
Vor einem Jahr war Thanos Petsos noch überragend. Jetzt steckt der Rapidler in der Krise.

Thanos Petsos steht beim heutigen Heimspiel gegen die Admira vor seinem 50. Einsatz im Rapid-Dress. Dass der Grieche im Prater zu seinem Jubiläum kommt, ist wahrscheinlich, aber nicht sicher. Obwohl Mittelfeld-Konkurrent Dominik Wydra verletzt fehlt, wackelt der Einsatz des 23-Jährigen. Beide Trainerteams experimentierten in der Länderspielpause mit der Dreierkette, mögliche Umstellungen könnten Petsos auf die Ersatzbank befördern. Neuzugang Stefan Schwab darf im Zentrum gegen seinen Ex-Klub hingegen sicher von seinem 100. Bundesliga-Einsatz ausgehen.

Vor wenigen Monaten war das noch undenkbar. Der in Deutschland aufgewachsene Grieche galt als unumstritten, als entscheidende Schaltzentrale zwischen Defensive und Offensive. Dieser Status war begründet auf den außergewöhnlichen Leistungen nach seiner Verpflichtung im Juli 2013. Was ist seither passiert? Eine KURIER-Spurensuche.

Transfer-Kracher

Ex-Sportdirektor Helmut Schulte hatte Petsos aus dem Hut gezaubert, nur 200.000 Euro Ablöse an Fürth wurden kolportiert. Vom Transfer überzeugt wurde Petsos mit dem Schulte-Satz, er sei "das fehlende Puzzle-Stück für das Rapid-Spiel". Tatsächlich spielte der Neue anfangs überragend, vor allem im Europacup. "Als ich gekommen bin, hat es geheißen: ’Mach’ alles’", erinnert sich der einfache Teamspieler.

Im Dezember folgte auf Schulte Andreas Müller – und kaum noch ein restlos überzeugender Auftritt von Petsos. Dabei war es Müller, der 2010 mit einer persönlichen Empfehlung mitgeholfen hatte, dass das Leverkusen-Talent zu Kaiserslautern wechseln konnte. Sowohl beim Bundesligisten, als auch 2012 bei Fürth begann der Dauerläufer stark, um dann auffällig nachzulassen.

Bei Rapid kam es in dieser Saison gar zur griechischen Tragödie: Petsos verschuldete in wenigen Wochen mehrere Gegentore und war mit einem unnötigen Foul vor dem letztlich entscheidenden Freistoß-Treffer von Helsinki auch am Europacup-Aus beteiligt. "Bei diesen Toren war Pech dabei. Ich bin sicher nicht der allein Schuldige. Und mein Selbstvertrauen lass’ ich mir davon nicht nehmen", entgegnet Petsos kämpferisch.

Diesen Biss wünscht sich Müller auch auf dem Feld: "Thanos muss sich selbst aus dieser Phase rausarbeiten. Die fußballerische Qualität dazu hätte er." Zu hören ist, dass Petsos seine Aggressivität verloren hätte, zwar überall auf dem Feld zu finden sei – aber ohne Präsenz und Zweikampfstärke.

Der Spieler selbst hadert mit seiner Rolle: "Ich musste so defensiv spielen, dass ich zu selten nach vorne komme. So eine Rolle als Ballverteiler liegt mir nicht. Ich will offensiv teilnehmen." Vermisst wird der noch länger verletzte Behrendt. "Mit Brian neben mir hat es am besten geklappt, weil er mir den Rücken freigehalten hat."

Transfer-Kritik

Cheftrainer Zoran Barisic glaubt daran, das Sorgenkind im täglichen Training wieder zur alten Stärke führen zu können und bastelte zuletzt mit einer Doppel-Acht an einer offensiveren, also Petsos entgegenkommenden Mittelfeld-Ausrichtung.

Petsos ist aber auch mit der Transferpolitik unglücklich: "Auf meiner Position gab es eigentlich keinen Bedarf." Gekommen sind dennoch Schwab und Grahovac. Und zwar durchaus bewusst: Durch die verstärkte Konkurrenz soll Petsos dazu gedrängt werden, wieder sein Potenzial auszuschöpfen.

Sonst wird auch diese Tragödie kein Happy End finden.

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