Rangnick von Absage Hintereggers überrascht

Ralf Rangnick: "Wir wollen einen Spieler, der es mit Leib und Seele machen will".
"Wir wären durchaus bereit gewesen, ihm eine zweite Chance zu geben", sagte Leipzigs Sportdirektor.

Österreichische Bundesliga statt deutsche Bundesliga: Martin Hinteregger hat nach einem durchwachsenen halben Jahr in Mönchengladbach und der Rückkehr zu Salzburg kürzlich ein Angebot von "Partnerclub" RB Leipzig ausgeschlagen. Das bestätigte Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick im Rahmen eines vom Fernsehsender Sky organisierten Journalisten-Talks am Mittwochabend.

"Wir wären durchaus bereit gewesen, ihm eine zweite Chance zu geben, in Leipzig, aber Martin hat entschieden, das Jahr in Österreich zu spielen", sagte Rangnick. Mit dieser Absage hätte der Deutsche nicht gerechnet. "Es waren viele Leute überrascht, sein Berater auch, aber gut, das ist Martin. Ich habe immer gesagt, dass er ein eigener Spieler ist", erklärte Leipzigs Sportchef.

Ganz ist die Türe für den ÖFB-Abwehrspieler aber nicht zu. "Martin sagt öfter etwas, was drei Wochen später wieder völlig anders ist. Es kann theoretisch sein, aber dann muss er mir schon genau erklären, warum er vor drei Wochen so geredet hat und es jetzt anders sieht", so Rangnick. Viel deutet aber ohnehin nicht darauf hin. "Wir wollen einen Spieler, der es mit Leib und Seele machen will", betonte Rangnick.

Keine Zwangsdelegierung

Die gesuchte Verstärkung des Abwehrzentrums könnte trotzdem in Österreich gefunden werden. "Grundsätzlich haben Liefering und Salzburg einen Riesenfundus an hochtalentierten Innenverteidigern", blickte Rangnick über die Landesgrenze hinweg. Dazu zählen der 18-jährige Brasilianer Igor oder der 20-jährige Däne Asger Sörensen. "Das sind alles Spieler, die irgendwann in einer ersten europäischen Liga, außerhalb von Österreich, spielen können", ist Rangnick überzeugt.

Vielleicht eben schon bald in Leipzig. "Es ist aber nicht wie in der ehemaligen Sowjetunion, dass Spieler zwangsdelegiert werden", betonte Rangnick im Hinblick auf das Nahverhältnis der Clubs. Spätestens bis zum Transferschluss am 31. August soll ein neuer Innenverteidiger präsentiert werden, da hat dann Salzburg auch schon Gewissheit, ob es für die Champions League gereicht hat.

Salzburgs Auftritt im Play-off-Hinspiel in Zagreb verfolgte Rangnick via TV, beim Rückspiel am Mittwoch wird er wohl in der Red-Bull-Arena Platz nehmen. "Auswärts ein 1:1 ist keine schlechte Ausgangsposition", meinte der 58-jährige Deutsche. Die Champions League wäre eine tolle Erfahrung für die Spieler. "Es wäre auch für den Verein und die Stadt klasse, mal wieder zumindest dreimal ein ausverkauftes Stadion zu haben. Das passiert in der Liga aufgrund des Ligenformats nie, in der Champions League schon, egal gegen welchen Gegner", vermutete Rangnick.

Positive Entwicklung

Die Entwicklung in Salzburg verfolgt er auch nach seinem Abgang als sportlich Verantwortlicher genau. Die ist für ihn durchaus positiv, auch da Topspieler um teures Geld verkauft werden können, wie im Sommer Naby Keita nach Leipzig.

"An Naby Keita waren richtig große Champions-League-Klubs dran. Wenn man sich an die Zeit vor vier Jahren in Salzburg erinnert, da gab es das nicht, dass Spieler von österreichischen Klubs von Vereinen wie Paris St. Germain, Arsenal oder Liverpool gejagt wurden", sagte Rangnick. Nun aber schon, und das habe mit der guten Entwicklung zu tun. "Ich bin überzeugt, dass das auch in den nächsten Jahren so weitergeht und dass inzwischen keiner mehr sagt, das ist ja nur das kleine Österreich", schilderte Rangnick seine Sicht.

"FC Oberlin Altach"

Dort steht aktuell mit Dimitri Oberlin ein 18-jähriger Stürmer im Fokus, der nach seiner Leihe von Salzburg nach Altach aufgeblüht ist. Fünf Tore in vier Ligaspielen sprechen Bände. "Seit vier Wochen nenne ich den Klub nur mehr FC Oberlin Altach. Es ist ein Spieler, der im Moment noch nicht gut genug war für Salzburg, aber offensichtlich gut genug, um Altach an die Tabellenspitze zu schießen. Das sagt alles über das Niveau in Liefering und letztlich Salzburg aus", analysierte Rangnick.

Die Lieferinger sind aktuell in der Erste Liga das Team der Stunde. Rangnick ist begeistert. "Sie sind gut genug, um mit einer U18 Tabellenführer zu sein. Der FC Liefering ist für mich die beste, jüngste, attraktivste U23-Mannschaft in Europa und das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben".

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