Marc Janko wechselt zu Sydney FC

ÖFB-Teamstürmer Marc Janko schnürt seine Schuhe künftig in Australien.
Der Teamstürmer wagt das Abenteuer Australien und erhält einen Vertrag für die Saison 2014/15.

Marc Janko hat die Zeit der Ungewissheit hinter sich. Der 31-jährige Stürmer wagt den Sprung nach Australien, wo er vorerst für ein Jahr mit Option auf Verlängerung für den Sydney FC stürmen wird. Janko ist bereits in Sydney und wird am Montag erstmals mit seinen neuen Mannschaftskollegen trainieren.

Janko hat Anfang Juli seinen Vertrag beim türkischen Erstligisten Trabzonspor aufgelöst. Der Niederösterreicher war in der Türkei nicht glücklich geworden und hatte bereits seit Anfang Mai erste Kontakte mit den sehr interessierten Funktionären der "Sky Blues".

Gutes Gefühl

"Die Zeit, in der ich jetzt vertragslos bin, war jetzt doch schon etwas länger. Insofern ist auch irgendwo die Unruhe ein bisschen größer geworden. Ich bin froh, mich jetzt wieder einer Mannschaft anschließen zu können", meinte ein erleichterter Janko. "Sydney hat sich außergewöhnlich um mich bemüht, sowohl das Trainerteam als auch die Funktionäre und die Besitzer haben alles gegeben, dass sie mir ein gutes Gefühl gemacht haben", berichtete der 1,96-m-Stürmer.

Janko hat in den vergangenen Wochen Erkundigungen über den australischen Fußball eingeholt und wollte freilich auch für eventuelle künftige Aufgaben nicht ganz aus dem Blickfeld der europäischen Klubs geraten. "Bei einigen Spielen sitzen etliche Scouts aus allen europäischen Ligen auf den Tribünen, weil eben die australischen Spieler zunehmend interessanter werden, dazu auch wenig kosten", schilderte Janko und ergänzte, "wenn ich hier gut spiele, dann bin ich auf jeden Fall in den Notizblöcken der europäischen Klubs."

Dies soll aber keineswegs heißen, dass Janko sich einen längeren Aufenthalt gar nicht vorstellen kann. "Ich bin nicht gekommen, dass ich nach einem Jahr dezidiert wieder weg will. Mal schauen, wie wir uns beide 'riechen' können, ich habe ein sehr gutes Gefühl. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier länger zu bleiben, wenn der sportliche Erfolg da ist", versicherte der Stürmer. Via Twitter zeigte sich Janko von der neuen Herausforderung begeistert.

Nationalteam weiter ein Thema

Und auch Bedenken, dass dieser Wechsel seiner Nationalteam-Karriere schaden könnte, konnte Janko in Gesprächen mit Teamchef Marcel Koller ausräumen. "Ich habe schon vor dem Tschechien-Länderspiel mit ihm gesprochen. Er meinte, wenn ich das machen sollte, bedeutet das dezidiert nicht das Ende meiner Nationalteamkarriere."

Auch von Sydney-Coach Graham Arnold, der seit Mai im Amt ist und den in der vergangenen Saison fünftplatzierten Klub zum Titel führen soll, gibt es für Europa-Trips in Sachen Nationalteam im Voraus grünes Licht. "Mir ist auf jeden Fall keine Reise der Welt zu weit, um für mein Heimatland zu spielen. Ich bin bereit, jegliche Strapaze auf mich zu nehmen", betont Janko.

Und auch wenn die australische Meisterschaft erst Anfang Oktober beginnt, so will er sich so schnell wie möglich körperlich topfit machen. "Hauptfokus Nummer eins ist, dass ich mich gut auftrainiere. Für die Mannschaft habe ich noch ein bisschen Zeit, aber fürs Nationalteam muss ich Gas geben", hat Janko die am 8. September beginnende EM-Qualifikation im Hinterkopf.

Janko sieht diese erste Zeit in "down under" als eine Art kennenlernen. "Für mich ist es ganz wichtig in dem Jahr, wieder den Spaß am Fußball zu finden, den ich ja doch in den letzten eineinhalb, zwei Jahren in der Türkei ein bisschen aus den Augen verloren habe." Und der Schauplatz könnte dazu beitragen: Der Team-Stürmer, der für die "Himmelblauen" seine Glücksnummer 21 tragen wird, ist erst knapp 24 Stunden in Sydney und von der Stadt und den Gegebenheiten begeistert. Seine Verlobte wird demnächst nachreisen.

Vorschusslorbeeren

Von Klubseite erhofft man sich für die Anfang Oktober (bis Anfang Mai laufende) A-League-Saison natürlich einiges. "Marc ist ein Stürmer von internationalem Ruf, der für einige der größten und bekanntesten europäischen Klubs gespielt hat. Sein Torrekord spricht für sich selbst", erklärte der Vereins-Vorsitzende Scott Barlow.

Auch Coach Arnold glaubt, dass Janko perfekt in seine Mannschaft passt. "Marc hat einen außergewöhnlichen Torrekord und ist eine fantastische Erweiterung in unserem Angriff. Ich bin sehr glücklich, dass wir ihn verpflichten konnten." Zudem glaubt der frühere Nationalcoach der "Socceroos", dass Janko mit seiner Größe den gegnerischen Verteidigern viel Probleme bereiten wird.

Marc Janko im Porträt:

Austrias Australier James Holland, in Sydney aufgewachsen, freut sich für Marc Janko, dass er den Weg Down Under gefunden hat. Holland weiß, dass sich die Liga im Aufwind befindet und ist sich sicher, dass Janko auch dort seine Tore schießen wird.

Welches Niveau hat die australische Liga?
Ich denke, man kann sie mit der österreichischen Bundesliga vergleichen. Red Bull Salzburg steht von der Qualität her darüber, aber die übrige Liga kann man mit der australischen gleichsetzen. Das Niveau ist in den letzten Jahren jedenfalls gestiegen, es sind vermehrt potente Sponsoren eingestiegen.

Was trauen Sie Janko zu in Sydney?
Er wird auch dort wieder seine Tore erzielen, denn Trainer Graham Arnold lässt grundsätzlich offensiv spielen, was Jankos Stil entgegen kommt. Graham Arnold war einst dafür verantwortlich, dass ich nach Europa gewechselt bin.

Sie sind in Sydney geboren und dort aufgewachsen. War erwartet Janko in dieser Stadt?
Sydney ist ein Traum, eine super Stadt, die alles hat. Altstadt, Hafen, Oper und traumhafte Strände. Ich liebe Sydney. Marc wird sich dort sicher wohl fühlen. Außerdem ist Sydney FC ein wenig ein Glamour-Klub, der immer im Fokus steht.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller äußerte sich zu Jankos Wechsel durchaus erfreut. "Ich begrüße, dass Marc wieder ein Team gefunden hat, bei dem er dann voll integriert ist und wieder mit der Mannschaft trainiert. Er kommt auch wieder zu Einsätzen und sammelt Spielpraxis."

Natürlich sei Australien weit weg und es gäbe die Zeitverschiebung. "Man muss sich anschauen wie das funktioniert." Es bestehe die Möglichkeit, business class nach Österreich zu fliegen, damit der Flug nicht dermaßen anstrengend sei. "Marc ist für mich auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft und ich baue auf ihn. Ich möchte das alles einmal abwarten und schauen wie sich das einspielt, wie er sich entwickelt. Mehr werde ich erst im Laufe des Herbst sagen können."

Auch für das erste EM-Qualifikationsspiel am 8. September in Wien gegen Schweden ist Janko trotz der in Australien erst im Oktober beginnenden Meisterschaft durchaus ein Thema. "Die haben eine sehr lange Vorbereitung. Deshalb ist die Situation genau dieselbe als wenn Meisterschaftsbetrieb herrscht."

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