Stöger will nicht im Vordergrund stehen

Peter Stöger startet mit dem 1. FC Köln mit einem Heimspiel gegen den HSV in die neue Saison.
Der Trainer des Bundesliga-Aufsteigers über Druck, Verantwortung und Kevin Wimmer.

Bis Donnerstag dauert das zweite Trainingslager des deutschen Bundesliga-Aufsteigers 1. FC Köln. Nach Bad Tatzmannsdorf weilen die "Geißböcke" derzeit in Kitzbühel. Der österreichische Trainer Peter Stöger sprach am Mittwoch mit der APA über den Druck beim Traditionsklub, über die Erwartungen in der neuen Saison, aber auch über seine Lebenseinstellung.

Wie geht es Ihrer Mannschaft derzeit, drei Wochen vor Meisterschaftsstart mit dem Heimspiel gegen den Hamburger SV?

Peter Stöger: "Die neuen Spieler haben sich gut eingefunden. Wir haben zuletzt körperlich viel gemacht. Jetzt sind wir in der Phase der größten Müdigkeit, aber freuen uns schon darauf, dass es dann endlich losgeht."

Nach einem Jahr sind Sie in Köln als Meistertrainer endgültig angekommen. Wie groß war der Druck vor einem Jahr und ist er heute?

"Köln ist eine extrem fußballverrückte Stadt, das ist eine andere Größenordnung. Wir hatten in der zweiten Liga ja einen Zuschauerschnitt von über 40.000. Im Vorjahr erwarteten die Fans, dass wir aufsteigen, heuer erwarten sie, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Platz 15 ist auch mein Ziel. Der Druck war und ist extrem. Der Kölner Vorstand hat sich im Vorjahr getraut, einen österreichischen No-Name-Trainer zu verpflichten. Das war schon Druck, für den Vorstand und für mich. Aber für mich war damals die Chance, sich in Deutschland zu etablieren, größer, als die Angst zu versagen. Hätte es nicht geklappt, ich wäre schon in Österreich irgendwo untergekommen."

Wie gehen Sie mit dem medialen Druck in einer Stadt mit zwei ganz großen Boulevard-Zeitungen um?

"Es ist zwar viel zu tun, aber ich versuche, ganz normal mit den Medien umzugehen. Das hat funktioniert, ich hatte keine Probleme. Und wenn was schlecht ist, hat jeder das Recht, darüber zu schreiben."

War Köln Ihr Wunschverein?

"Nein, so kann man das nicht sagen. Mir hat in Köln das Vertrauen zu mir und diese Begeisterung gefallen. Als Meistertrainer (Austria Wien, Anm.) und der Chance auf die Champions League wäre ich sicher nicht zu jedem deutschen Zweitliga-Klub gegangen."

Sie wirken inzwischen ernster, wie sehr hat dieses Jahr in Köln Sie verändert?

"Gar nicht. Es ist nur alles größer. Vielleicht bin ich ernsthafter und fokussierter. Die Verantwortung als Trainer ist ziemlich groß, größer als jene eines Spielers. Und in Deutschland scheint die Verantwortung noch größer. Aber im Umgang mit der Mannschaft habe ich immer noch Spaß. Ich versuche, mein Leben mit Spaß zu gestalten. Und versuche, im Idealfall, jungen Menschen zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Und ich versuche, den Menschen nicht auf die Nerven zu fallen."

Ihr Stellenwert hat sich auch in Österreich geändert...

"Sicher, jetzt habe ich mir einen Namen gemacht, weil ich Meister im Ausland wurde. Im eigenem Land wird die Leistung oft nicht beachtet. Aber wenn es ein Österreicher schafft, mit seiner Mannschaft in einer schwierigen Situation nicht abzusteigen, ist das für mich eine großartige Leistung."

Sie wirken an der Linie sehr ruhig, haben Sie keine Emotionen?

"Das ist ein Mittelding. Als wir Meister wurden, habe ich mich schon gefreut. Wichtiger sind die Spieler. Der Trainer muss nicht im Vordergrund stehen, erst wenn es nicht läuft, muss er sich nach vorne stellen."

Wie sehen Sie die Entwicklung von Teamspieler Kevin Wimmer?

"Er hat eine Superentwicklung durchgemacht. Vor einem Jahr war er noch ein Kaderspieler, jetzt ist er ein ganz wichtiger Faktor in der Mannschaft. Aber der Fußball entwickelt sich permanent, heuer muss er sich erst bestätigen."

Haben Sie immer noch so viel Humor, wie früher, als Sie über das "Pferd Stöger"-Transparent gelacht haben?

"Ja. Es gab damals am Innsbrucker Tivoli sogar ein kleines Pferd-Transparent, das ich mir mitgenommen habe, weil es mir gefiel. Es ist okay, wenn die Fans kreativ sind und dass wir in einem Land mit Meinungsfreiheit leben. Dazu stehe ich."

Wie funktioniert Ihre Fernbeziehung mit der Schauspielerin und Kabarettistin Ulrike Kriegler?

"Sehr gut. Wir kennen das ja seit vielen Jahren. Entweder war ich weg oder Uli auf Tournee. Es basiert alles auf viel Verständnis für den Job des anderen und natürlich auch auf viel Vertrauen."

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