M6-Gruppe forciert Zusammenarbeit in Mitteleuropa

ÖFB-Präsident Leo Windtner (li.) im Gespräch mit seinem ungarischen Kollegen Sandor Csanyi.
Wien war erstmals Schauplatz des Meetings von Vertretern von fünf mitteleuropäischen Fußball-Verbänden.

Die fünf mittelgroßen Verbände von Mitteleuropa plus Liechtenstein forcieren in einer Gruppe M6 die Zusammenarbeit. Sportlich ist es für Österreich, Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei mit der erfolgreichen Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich zuletzt gut gelaufen, gemeinsame Themen gibt es abseits davon genug.

Seit 2012 haben die Spitzen der Verbände, die sich zu einer losen Interessensgemeinschaft gefunden haben, dreimal offiziell getagt, am Montag war erstmals Wien Schauplatz des Meetings und erstmals war auch Liechtenstein mit dabei. Regionale Interessen und internationale Themen werden ebenso diskutiert wie Erfahrungen im Bereich Infrastruktur und Ausbildung junger Spieler.

Lob für den "österreichischen Weg"

ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner präsentierte diesmal den Präsidenten Zbigniew Boniek (POL), Sandor Csanyi (HUN), Miroslav Pelta (CZE), Jan Kovacik (SVK) und Hugo Quaderer (LIE) das Projekt "Der österreichische Weg" und bekam dafür viel Lob. "Das schaut gut aus. Es ist fantastisch zu sehen, was hier entwickelt wurde", meinte etwa der ehemalige polnische Stürmerstar Boniek. "Wir haben ein gutes Bild bekommen, wie es Österreich geschafft hat, die Nummer 10 der Welt zu werden", sagte Csanyi, dessen Nationalteam am 14. Juni erster Gegner des ÖFB-Teams bei der EM ist.

"Als wir uns 2015 in Budapest getroffen, haben wir nicht zu glauben getraut, dass sich alle fünf Nationen für die EURO 2016 qualifizieren werden. Das ist toll und für jeden Verband ein entsprechender Rückenwind", freute sich ÖFB-Boss Leo Windtner über den sportlichen Erfolg seiner Partner. Neben der EM bewegt das Sextett ein Thema besonders: "Die Situation auf der Ebene UEFA/FIFA. Wir haben heute intensiv diskutiert", erklärte Windtner, der einmal mehr betonte, dass der aktuelle UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino bei der Wahl des FIFA-Präsidenten am 26. Februar "unser Kandidat ist, das liegt klar auf der Hand".

Europa war in der Frage des FIFA-Präsidenten zuletzt aber nie einer Meinung, weshalb Windtner hofft, dass die UEFA-Mitglieder künftig geeinter auftreten. Die M6 könnten da eine aktivere Rolle übernehmen, noch dazu, da Ungarns Präsident Csanyi im Exekutivkomitee der UEFA und damit quasi in der europäischen Fußball-Regierung sitzt. "Damit können wir uns auch mit unseren Themen positionieren. Man stellt innerhalb der UEFA ein größeres Gewicht dar, wenn sich Verbände von mittelgroßen Länder zusammentun" erklärte Windtner.

"In der Vergangenheit ist die UEFA nicht in der Entschlossenheit aufgetreten, die man braucht, um sich durchzusetzen. Das ist nicht einsichtig, weil die UEFA ganz klar die stärkste Konföderation sowohl wirtschaftlich als auch sportlich ist", kritisierte der Oberösterreicher, der die länderübergreifende Kooperation hervorhob.

Infrastruktur spielt eine wesentliche Rolle

Windtner nannte etwa den Austausch im Bereich Nachwuchs- und Frauenfußball oder im Bereich der Schiedsrichter die Unterstützung von Polen, das für Testspiele heimische Referees anforderte. Als "Schlüssel" für die Entwicklung, da waren sich die Präsidenten einig, spielt die Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Polen als EM-Gastgeber 2012 sowie Ungarn mit einem ambitionierten Stadionprojekt könnten da durchaus Vorbild für Österreich sein.

"Die Probleme sind überall da", betonte Csanyi, der neben Infrastruktur weitere nannte. "Das zweite ist die Sicherheit. In Ungarn wurden die Gesetze verschärft, seitdem haben wir damit keine Probleme mehr. Das dritte ist die Meisterschaft des Landes. Das vierte ist, wie viele Leute im Fußball involviert sind", erklärte der Ungar.

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