FC AMS: Der Traumpass in die Arbeitslosigkeit

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Nicht einmal zehn Prozent der Talente schaffen den Sprung zum großen Geld. Viele stehen mit Mitte 20 vor dem Nichts.

David Alaba hängt. In vielen Kinderzimmern. Ein Poster zeichnet ein Bild von einer idealen Fußballer-Karriere. Viele junge Kicker träumen von Ruhm, Geld und großen Klubs. Doch die wenigsten schaffen tatsächlich den Sprung in den gut bezahlten Fußball, der Bayern-Star Alaba gelungen ist. Der Teamkicker hat heute schon finanziell ausgesorgt. Die Wahrscheinlichkeit, es Alaba gleich zu tun, ist aber so groß wie die Chance auf einen Lotto-Sechser.

Seit 2008 ist ein deutlicher Anstieg an arbeitslosen Fußballern in Österreich zu erkennen. Ein Rückgang der Arbeitslosenzahl ist auch in näherer Zukunft nicht zu erwarten. Ist es das System des heimischen Fußballs, das die Arbeitslosigkeit gar fördert?

Zweites Standbein

Die Fußballer-Gewerkschaft VdF widmet sich seit längerer Zeit diesem heiklen Thema, hat vor Kurzem auch zu einer hochkarätigen Diskussionsrunde in Wien geladen. Das allgemeine Fazit: Die jungen Talente benötigen eine Ausbildung neben der fußballerischen, damit sie später nicht in ein berufliches Loch fallen. Vor allem muss das einigen Eltern klargemacht werden, die ihren Buben schon als kommenden Messi oder Ronaldo über Europas Plätze flitzen sehen.

Fredi Bobic, Ex-Profi und mit Deutschland Europameister 1996, spricht gar von einer Scheinwelt in den Akademien. "Ich hatte dank meiner Eltern eine traditionelle Ausbildung. Zuerst musste ich sie fertig machen, dann kam erst der Fußball. Heute werden Spieler mit 16, 17 oder 18 Jahren Profis. Die Akademien sind toll, aber auch gefährlich." Weil Jugendliche dazu verleitet werden, sich nur auf eine mögliche Profi-Karriere zu konzentrieren.

Negativ-Spirale

Die Negativ-Spirale ist schnell erklärt: Gut ausgebildete Akademie-Spieler überschwemmen Jahr für Jahr den Markt. Es gibt zu viele Talente für zu wenige Arbeitsplätze. Oliver Prudlo von der VdF: "Der Markt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die jungen Spieler erhalten durch das Förderungssystem in der Sky Go Erste Liga auch Plätze in den Teams." Doch nur wenige Jahre, bis die Jugendspielerregel andere bevorzugt. Dann rücken noch jüngere und billigere Talente nach.

Daher stehen viele Spieler, die alles auf eine Profi-Karriere gesetzt haben, mit Mitte 20 vor dem Aus. Selbst Innsbruck-Manager Florian Klausner gibt bei der Jugendregelung in der zweithöchsten Spielklasse zu: "In diesem Jahr brauchen wir den Jungen, da wir ihn einsetzen müssen. Wenn er aus dem Alter herausfällt, dann zählt er für mich genauso wie ein 37-Jähriger. Wir produzieren damit arbeitslose Spieler."

In der Erste Liga dürfen sich die Fußballer Profis nennen, verdienen aber selten mehr als 1500 Euro brutto monatlich. Keine Rede davon, sich mit dem Fußball Geld für später auf die Seite zu legen. Selbst Spieler wie Franz Schiemer, der vor Kurzem seine Karriere beendet hat, oder Steffen Hofmann sehen kein Profitum in der Erste Liga. "Es wäre von mir grob fahrlässig, meinen Sohn fünf Jahre für schlechte Bezahlung und ohne Ausbildung in dieser Liga spielen zu lassen", sagt etwa der Rapid-Kapitän.

Angebot

Auch Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer ortet Handlungsbedarf: "Viele in den Akademien verlassen sich darauf, Profi zu werden." Ebenbauer selbst war ein Talent im Rapid-Nachwuchs, schaffte den Sprung aber nicht. Dank seiner juristischen Ausbildung neben dem Kick hat er heute bei der Liga einen führenden Job und kann auch so im Fußball tätig sein. Die Liga bietet mit der Sportmanagement-Akademie aktiven Kickern eine Ausbildung für die Zeit danach. Fazit: Nicht jeder wird ein Alaba. Viel mehr spielen den Doppelpass mit dem AMS. Und drücken dort dem traurigen Spiel ihren Stempel auf.

Ex-Kicker Oliver Prudlo weiß, wovon er spricht, wenn es ums Profi-Geschäft geht. Heute ist er innerhalb der Fußballer-Gewerkschaft VdF für die sozialen Belange zuständig und warnt junge Talente davor, sich ausschließlich auf eine Karriere als Fußballer zu fixieren. Denn die Chance auf viel Geld ist sehr gering.

KURIER: Was muss geschehen, damit sich junge Spieler den Sprint zum AMS sparen können?

Oliver Prudlo: Wir müssen mehr Bewusstsein schaffen. Dass eine Karriere nur kurz dauern kann. Junge Spieler dürfen nicht alles auf die Karte Profi-Fußball setzen. Sie müssen sich auch Gedanken über eine Ausbildung neben dem Fußball machen.

Was kann die Spieler-Gewerkschaft beitragen?

Wir sehen uns in einer beratenden Rolle. Derzeit wird das leider nur sporadisch in Anspruch genommen. Wir würden gerne systematischer agieren, indem wir in die Akademien gehen und aufklären. Nachwuchsspieler und deren Eltern. Aber derzeit kommen wir nicht in die Akademien, da der ÖFB diesen Bereich nicht als unsere Zuständigkeit sieht. Wir würden aber gerne mehr tun. Denn ein Platz in einer Akademie ist noch lange keine Job-Garantie für später.

Was ist heute anders als früher zu Ihrer Zeit als Profi?

Damals kam die Ausbildung, dann der Fußball. Heute sind Karrieren viel kürzer.

Gibt es eine Wiederholung des Arbeitslosen-Fußballcamps aus dem Vorjahr?

Ich gehe davon aus, aber wir warten noch auf eine Rückmeldung vom AMS. Es gibt noch keine Zusage, es wird noch das vergangene Camp evaluiert.

Das war doch ein Erfolg mit 68 Prozent, die den Wiedereinstieg geschafft haben.

Stimmt. Selbst das AMS hat von einer ungewöhnlich guten Quote gesprochen.

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